„Wir sind überglücklich, dass das Geld zusammen ist!“

10Juli
2020

Es hat geklappt! Prof. Dr. Heinrich Liesen hat in der Bürgerschaft stolze 85.000 Euro eingesammelt, damit die Stourdza-Kapelle wieder in goldenem Glanz erstrahlt. Hier berichtet er von einem einzigartigen Erfolg und Zusammenhalt.

Heinrich Liesen ist ein Mann, der nicht locker lässt. Sein Tatendrang begeistert so manchen in der Stadt, und so ist es nicht verwunderlich, dass kleine wie große Spender etwas dazugaben, als er dazu aufforderte, die Vergoldung der Kuppel der Stourdza-Kapelle zu ermöglichen. Es ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen.

Die Stadt machte eine Spende zur Bedingung

Aber der Reihe nach. „Bürgermeister Uhlig teilte am 13. Februar beim Ortstermin Stourdza-Kapelle des Bauausschusses mit, die Wiedervergoldung der 1918 vom Gold und Kupfer für Kriegszwecke beraubten Kuppel koste rund 95.000 bis 100.000 Euro“, blickt Heinrich Liesen zurück. „Die OB würde dieser allerdings nur zustimmen, wenn ein Großteil der Summe, rund 65.000 bis 70.000 Euro, über Spenden aufgebracht würden. Ganz ehrlich: Wir waren überrascht, enttäuscht, ja entsetzt! Geht man so mit einem außergewöhnlichen Denkmal des 19. Jahrhunderts um, das am Ende des 1. Weltkrieges entwürdigt wurde?“

Die Summe wurde nach oben korrigiert

Heinrich Liesen wurde aktiv: „Nach ersten Gesprächen mit einigen Freunden und Unterstützern keimte bereits nach fünf Tagen die Hoffnung, wir könnten es schaffen, die Spenden zusammen zu bekommen. Als das bekannt wurde, setzte die OB die Summe auf 85.000 Euro hoch. Das war, bevor das Corona-Virus uns heimsuchte.“

Böse Zungen im Gemeinderat und in der Presse

Doch nicht nur Corona gefährdete die Spendenaktion: „Als dies alles beherrschte, wurde unsere Aktivität in Leserbriefen und im Gemeinderat von CDU, Grünen und SPD destruktiv kritisiert. Das schmerzte! Verantwortungslose pure Polemik brachte man uns in der Gemeinderatsitzung entgegen, insbesondere als wir erklärten, wir übernähmen per Bürgschaft die fehlenden Mittel, die bis zum September nicht eingegangen seien. Die OB verlangte das schriftlich von uns. Welch Misstrauen!“

Über 40 Bürger folgten dem Spendenaufruf

Doch einen Heinrich Liesen stoppt man nicht einfach so. Seinem Spendenaufruf für die Vergoldung der Stourdza-Kapelle folgten zahlreiche Bürger, die mit kleinen und großen Summen halfen, damit diese nach historischem Vorbild wieder erstrahlen kann. Sie gaben, was sie konnten oder wollten – aber sie waren dabei! Heinrich Liesen: „Wir haben es geschafft! Wir sind so glücklich! Just in time haben über 40 Bürgerinnen und Bürger mit kleinen oder größeren Beträgen die geforderte Summe von 85.000 Euro auf das Konto beim Stadtkämmerer überwiesen. Das macht uns stolz und zuversichtlich zu erleben, dass auch in schwierigen Zeiten die Baden-Badener Verantwortung für ihr kulturelles Erbe zeigen.“

Die Reaktion seitens der Stadt?

„Herr Bürgermeister Uhlig und seine für die Sanierung der Stourdza-Kapelle verantwortlichen Mitarbeiter sind begeistert, dass das letzte Bauwerk des berühmten bayerischen Baumeisters des 19. Jahrhunderts, Leo von Klenze, wieder die ursprüngliche vergoldete Kuppel erhält. Das war’s allerdings auch schon.“

Ein Pluspunkt fürs Weltkulturerbe

Die Begeisterung seitens des Initiators und seiner Unterstützer hingegen ist grenzenlos. „Wir sind überwältigt! Die Aktion zeigt doch: Viele Bürger sehen, wie wichtig der Erhalt einzelner Details unseres kulturellen Erbes ist und sie engagieren sich gern dafür. Dabei ist auch eine Spende von zehn Euro emotional sehr wichtig und freut uns! Dabei sein und mitmachen, das unterstützt! Das ist notwendig zum Erlangen und Erleben des Weltkulturerbes.“

Startschuss für die Vergoldung der Kuppel

Nun geht es Schlag auf Schlag: „Die Ausschreibung für die Vergoldung ist erfolgt, der Auftrag erteilt, die Vorarbeiten sind abgeschlossen. Mit dem Auftragen des Goldes auf der Kuppel kann in diesen Tagen begonnen werden“, freut sich Heinrich Liesen. „Die kleine Laterne wird noch saniert. Herr Käckell, der seitens der Stadt die Arbeiten koordiniert, hofft, dass dies bis Anfang August erfolgt ist. Dann könnte die Sanierung und die Vergoldung bis Ende September abgeschlossen sein und mit einem kleinen Fest das Juwel, das Kleinod Stourdza-Kapelle, den Bürgerinnen und Bürger ,übergeben’ werden.“

Foto: FBB-Archiv