Wieder Vandalismus im Bénazet-Pavillon

06August
2019

Es ist ja schon ein Trauerspiel, was Komponist Johannes Brahms von seinem steinernen Denkmal im Dahliengarten aus beobachten muss: Immer wieder wird der Bénazet-Pavillon Opfer von Vandalismus. Auch jetzt ist wieder ein trostloses Spektakel zu besichtigen: herausgetretene Seitenteile, verbogene Hölzer, die wunderschönen Schnitzereien – einfach weggebrochen. Von Viola Liesen.

Die Reparaturen kosten rund 20.000 Euro

Wer macht so etwas? Das fragen sich die vielen Spaziergänger in der Lichtentaler Allee, für die der hübsche Pavillon mit den weißen Bänken ein willkommener Ruhepunkt auf ihrem Weg zum Kloster und zurück ist. Ist es Übermut oder reine Zerstörungswut, die dieses architektonische Wegezeichen aus dem 19. Jahrhundert zur Zielscheibe von irgendwelchen Chaoten – oder besser gesagt Idioten – werden lässt? Auch für die Stadt ist die Behebung der Schäden ein erheblicher Kostenfaktor: Rund 20 000 Euro müssen aufgewendet werden, um die kunstvollen Schnitzereien wieder instand zu setzen. Die einfachste Lösung? Kameraüberwachung – aber dagegen spricht vermutlich das Datenschutzgesetz. Oder ein Allee-Wächter, der regelmäßig seine Runden dreht und nach dem Rechten schaut.

Die Initialen erinnern an einen großen Visionär

Noch immer erinnern die Initialen unterhalb des Dachfirsts an den berühmten Auftraggeber des Pavillons. EB – Eduard Bénazet, der französische Spielbankpächter und Visionär, dessen Geld und Ideen Baden-Baden im 19. Jahrhundert in die mondäne und kosmopolitische „Capital d’été“, Sommerhauptstadt Europas, verwandelte. Er ließ den Pavillon 1865 für seinen Garten in der Aumattstraße aufstellen. Der hübsche kleine Holzbau ist ein Denkmal für den Schweizerhaus-Stil, der Baden-Baden und viele der berühmtesten Villen geprägt hat. Walter Friedmann, Gründer der Kosmetikfirma Sans Soucis, rettete das architektonische Kleinod 1968 vor dem Abriss, seine Witwe Maria schenkte das Türmchen bewehrte Schmuckstück 1971 der Stadt, die es am Randes des Dahliengartens aufstellen ließ – an einem schönen Plätzchen zum Ausruhen und Bewundern der üppigen Blütenpracht.

Und nun: herausgebrochene Hölzer, zersplitterte Ornamente, gähnende Leere statt zierlicher Schnitzereien. Ein trauriges Beispiel für sinnlose Zerstörungswut und Gewalt!