Was Welterbe-Mitbewerber Vichy besser macht als Baden-Baden

29September
2020

Die französische Kur- und Bäderstadt Vichy macht vor, wie man Menschen in die Innenstadt lockt. Cornelia Mangelsdorf hat sich in der französischen Stadt umgeschaut.

Vichy trägt den Beinamen „Königin der Kurbäder“ – und bewirbt sich, wie Baden-Baden und neun andere Kurstädte Europas, um den UNESCO-Welterbe-Titel. Das Städtchen in der Auvergne, dem grünen Herzen Frankreichs, hat viele Parallelen zu unserer Stadt: Vichy verfügt über sechs Heilwasserquellen und einen wunderschönen Park, der sich durch die ganze Innenstadt zieht. Auch an prominenten Gästen fehlte es nie. Und die Villenstraßen entlang des Flusses Allier mit der Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts sind einmalig: Man findet hier Prachtbauten im Chalet-Stil, Kolonialstil, Belle Epoque – von allem ist etwas dabei.

Frappierende Ähnlichkeit

Und wenn man vor dem Casino steht und anschließend durch den Park der Quellen mit seinen geschwungenen weißen Eisengalerien im Stil der Art Nouveau bummelt, fällt die Ähnlichkeit zu Baden-Baden sofort auf. Hübsche Einkaufspassagen und Cafés locken zahlreiche Gäste an – und die Einheimischen.

Ziel: die Innenstadt beleben!

„Vichy, vivons le centre ville !“ steht auf dem Parkschild am „Parc des sources“ zu lesen. Übersetzt heißt das so viel wie: „Lasst uns die Innenstadt beleben!“ Weiter kann man dem Schild entnehmen, wann das Parken gebührenpflichtig ist: von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr.

Kostenfreie Parkzeiten

Und jetzt kommt’s: 20 Minuten täglich parkt man kostenfrei. Das ist praktisch, wenn man mal schnell zum Bäcker oder Schuster springen muss. Auch zwischen 12 und 14 Uhr zahlt man nichts – eben dann, wenn die Franzosen zum Mittagessen gehen. Die Gastronomen wird es auch freuen – für das gesparte Parkgeld sind zwei Espressi drin. Auch ab 18 Uhr zahlt man nichts mehr, ebenso wenig wie an Sonn- und Feiertagen.

Die Gebühren im Parkhaus: erschwinglich!

Übrigens: Auch in den Parkhäusern ist die erste Viertelstunde kostenlos, die zweite Viertelstunde kostet 30 Cent. Und eine volle Stunde 1,20 Euro. Ab 19 Uhr zahlt man bis morgens 9 Uhr nur zwei Euro. Und wer 24 Stunden bleibt, berappt nur 8 Euro. Dafür gibt’s in Baden-Baden tagsüber gerade mal für vier Stunden einen Platz.

Parken in Baden-Baden: kostspielig

Keine Frage: Diese Parkpreispolitik motiviert, mal schnell in die Innenstadt zu fahren. Auf eine Besorgung, einen kleinen Bummel oder eben ein Mittag- oder Abendessen. Wer in Baden-Baden zum Arzt muss und in der Kurhausgarage parkt, wird mindestens vier Euro los. Mal eben schnell in ein Geschäft springen, ohne Parkgebühren zu zahlen, würden Bürger wie Einzelhändler sicherlich begrüßen.

Lasst uns die Innenstadt beleben! Vichy scheint diesen Auftrag ernst zu nehmen. Preiswertes und sogar kostenloses Parken ist hierfür ein wichtiger Schritt.