Richtungswechsel im Gemeinderat – bürgernahe Entscheidung für Ebertsgarten

28Juni
2019

So etwas hat es lange Zeit nicht mehr gegeben: Gegen den Vorschlag der OB und der CDU hat die Mehrheit im Stadtrat eine Gewerbe-Bebauung in Ebertsgarten abgelehnt. Das ist ein gutes Signal in Sachen Wohnbaupolitik – und eine Schlappe für die CDU.

Der Wohnungsmarkt in Baden-Baden ist seit langem angespannt. Das treibt Familien und Normalverdiener aus der Stadt. Dieser traurige Trend geht aufs Konto der CDU, genannt Volkspartei. Sie hat über Jahrzehnte die Geschicke der Stadt dominiert und damit verantwortet, dass ordentliche Steuerzahler hier schwerlich eine Bleibe finden. Die Bürger Baden-Badens hat man in der Vergangenheit arg aus den Augen verloren, dafür stark auf Gewerbe gesetzt. Doch in Büros oder Werkstätten muss schließlich jemand arbeiten: Menschen. Und die brauchen in der Regel eine Wohnung. Die Quittung: Familien ziehen weg aus Baden-Baden, unsere Bevölkerung überaltert, wir berichteten am Dienstag darüber. (Klicken Sie hier, um zum Beitrag zu gelangen).

Die OB: abgeschmettert

Die Entscheidung, die am vergangenen Montag im Gemeinderat fiel, nun kein Gewerbe in Ebertsgarten zuzulassen, ist eine Trendwende: Es wurde im Sinne derer entschieden, die Not haben, unterzukommen. Der Vorschlag der Verwaltung, das Gelände vorwiegend für Gewerbe und ein bisschen für Wohnungen zu nutzen, ist damit vom Tisch. Martin Ernst, FBB, sieht in Ebertsgarten „eine der allerletzten Chancen, noch großflächig bezahlbaren Wohnraum zu bekommen.“ Das Gebiet ausschließlich für Wohnungsbau und Pflegeheime zu nutzen, war zuerst von der SPD vorgeschlagen worden.

165 Wohnungen und zwei Altersheime

Die Freiburger Treubau, der das Areal gehört, plant, nun 165 Miet- und Eigentumswohnungen zu bauen, davon 20 in einem Mehrgenerationenhaus. Auch zwei Pflegeheime sind vorgesehen. Ebertsgarten, einst eine renommierte Baumschule, verfügt auf dem Gelände noch über einige schöne Bäume, die sich gut ins Konzept der Treubau einfügen, eine autofreie Zone zu bauen. Nicht weit entfernt finden sich Supermärkte, Restaurants, Friseure, Ärzte, Bushaltestellen. Auch die Anbindung an den Bahnhof und die A 5 ist günstig – für all die Arbeitskräfte, die gebraucht werden, um in den von der Stadt so favorisiert geplanten Gewerbegebieten zu arbeiten.

Für die CDU wird’s eng

Positiv ist, wie die Fraktionen an diesem Montag zusammenstanden, damit endlich einmal die Bürger zu ihrem Recht kommen. Fast alle waren sich einig, dass Worten auch Taten folgen müssen. Die CDU, die bei der Gemeinderatswahl zwei Sitze einbüßen musste und ihre OB: Sie stehen bald allein da. Gut möglich, dass dieses Beispiel künftig Schule machen wird.