Mit Weiß, Grün und Blau gegen Hitze in der Stadt

18August
2020

Baden-Baden ächzt unter den Hundstagen: Die Stadt gegen Hitze besser zu wappnen, damit muss man sich auch in der Kurstadt beschäftigen und rasch Konzepte zur Umsetzung entwickeln. Die „Farbe“ Weiß könnte hierbei eine Schlüsselrolle spielen.

35 Grad und mehr am Tag, dazu tropische Nächte: Die letzten Tage waren eine echte Herausforderung – vor allem für Bürger, die in der Innenstadt wohnen. Laut Deutschem Wetterdienst wird es in Städten bis zu zehn Grad wärmer als im Umland: Schwarze Asphaltstraßen und Gebäude speichern die Wärme besonders stark, Menschen und Verkehrsmittel steigern die Hitze zusätzlich.

Noch mehr Hitzewellen

Laut Umweltbundesamt werden die Hitzeperioden in Deutschland weiter zunehmen. Und jetzt kommt keine wirklich gute Nachricht: Große Hitze wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit aus. Ist es in Räumen zu warm, hapert’s außerdem mit der Konzentration. Bei Hitze sinkt nachweislich die Denkleistung. Und sie macht aggressiver, was man auch im Straßenverkehr spüren kann.

Temperaturen runter: ein Prio-Eins-Thema

Eine Stadt resistenter gegen Hitze zu machen: Dieser Aufgabe muss sich jede Stadtverwaltung auf die Prioritätenliste setzen. Zeit zu verlieren, bedeutet, die Gesundheit der Bürger zu gefährden und die arbeitende Bevölkerung in ihrer Produktivität zu hemmen – alles Themen, die nicht trivial sind.

Freie Belüftungsräume erhalten

Besonders große, flache Industrieräume können sommers sich hitzemäßig stark aufladen: Beton und Asphalt nehmen Sonnenstrahlen auf, speichern die Sonnenenergie und geben die Wärme dann in die Umgebung ab. Deshalb sind Belüftungskorridore – unbebaute Flächen, die die Zuluft aus höheren Lagen sicherstellen, unverzichtbar für ein Stadtklima.

Clevere Ideen aus anderen Städten und Ländern

Wie sich auf Hitzeperioden stadtplanerisch vorbereiten? Von anderen Ländern lernen, könnte die Devise lauten. Los Angeles hat bereits 2017 damit begonnen, Straßen mit hellen Belägen zu gestalten. Denn: Helle Farben erhöhen die Rückstrahlung. Der kühle Straßenbelag, Cool Pavement genannt, soll dabei helfen, Todesfälle durch Hitze zu reduzieren und ebenso den Energieverbrauch von Klimaanlagen zu senken.

Hitze verschleißt Energie

Wärme- und Kälteerzeugung machen in Deutschland knapp die Hälfte der verbrauchten Energie aus, wie das Handelsblatt gerade schrieb. Damit wären helle Straßenbeläge auch ein umweltfreundliches und nachhaltiges Projekt.

Auf weiße Schienen setzen

Mit weißen Schienen experimentiert gerade die Deutsche Bahn. An schwarzen Schienen herrschen, laut Aussagen der DB, bis zu 60 Grad Celsius im Sommer. Durch die Hitze können sich Schienen ausdehnen und somit Gleise verschieben. An der Teststrecke bei Würzburg mit weißen Schienen habe man nun eine Temperatursenkung von acht Grad erreicht. In Italien gibt es weiße Schienen schon, ebenso in der Schweiz.

Schwarze Autos binden viel Hitze

Selbst die Wahl der Autofarbe spielt für die Wärmeentwicklung in der Stadt eine Rolle. Laut Bayerischem Rundfunk ergab eine Messung an einem 25 Grad warmen Tag in München auf der Motorhaube eines silberfarbenen Autos 53 Grad, auf einem schwarzen Auto waren es zwölf Grad mehr.

Die Zeit drängt

Weiße Straßen, weiße Schienen, weiße Häuser und weiße Dächer können helfen, die Stadt und ihre Umgebung von Hitzeinseln zu befreien. Ein dunkles Dach reflektiert rund 20 Prozent des Sonnenlichts – weiße Dächer hingegen schicken bis zu vier Fünftel der Strahlung wieder gen Himmel zurück. Bis zu einem Drittel, sagen Experten, könnte man die Hitze in der Stadt reduzieren, wenn jedes Dach einer Stadt weiß wäre. Nicht ohne Grund sind Häuser im sonnigen Süden oft weiß, und zwar von „Kopf bis Fuß“.

Noch mehr Pflanzen und Wasserflächen

Experten empfehlen außerdem mehr Grün und Blau im Städtebau: mehr Bäume, Rasen, Pflanzen und Wasserflächen. Ein großer Laubbaum kann an einem heißen Sommertag bis zu 400 Liter Wasser verdunsten. Eine stattliche Baumkrone von rund 15 Meter schafft es, einer Fläche von 160 Quadratmetern Schatten zu spenden. Aber auch Pflanzen verdunsten Wasser und sorgen damit für Abkühlung in der Stadt. Brunnen, Fontänen, Flüsse und Bäche haben ebenso einen kühlenden Effekt.


„INKAS“ weiß mehr zum Thema

Ideen – gibt es also reichlich. Über das Portal „INKAS“ des Deutschen Wetterdienstes können Kommunen herausfinden, welche Maßnahmen gegen die ̀zunehmende Hitze in der Stadt bei ihnen am wirkungsvollsten wären. Für alle, die mehr erfahren wollen: www.dwd.de/inkas