Leo-Baustelle: Entscheidung vertagt

24April
2017

Erst Ende Mai wird entschieden, ob der Leo mit Beton-Schachbrett oder Asphalt gepflastert werden wird. Um eine drohende Niederlage abzuwenden, setzte die Oberbürgermeisterin Margret Mergen gestern Nacht die Entscheidung über die Fortführung der Leo-Baustelle von der Tagesordnung des Gemeinderates ab.

Diese Entscheidung war nach der Empfehlung des Bauausschusses, den Leo mit Asphalt zu pflastern, fast schon vorgegeben: mit 7:6 Stimmen stimmten die Stadträte dafür, die Leo-Baustelle umzuplanen: Keine Betonplatten (auch nicht als Schachbrettmuster verlegt), eigentlich auch kein Asphalt (optisch genauso falsch, aber wesentlich billiger und schneller fertig), bis dann Wolfgang Niedermeyer (er ist der Vorsitzende des Vereins Stadtbild) in verschiedenen Leserbriefen und Stellungnahmen der Sache einen neuen Dreh gab: der Leo sei kein urbaner Platz, kein marktähnlicher Mittelpunkt in einer Stadt, der Leo ist eine Straßen-Kreuzung. Eine Straßenkreuzung, über die täglich mehr als 600 Busse hinweg fahren. Diese Straßen für Busse und Zulieferverkehr bestimmen den Leopoldsplatz. Und wenn etwas urban sei an diesem Platz, dann die Bauten, die ihn begrenzen und bestimmen, vor allem der hier beginnende Sophienboulevard. Wörtlich schrieb uns Wolfgang Niedermeyer:

„Machen wir uns nichts vor. Die Umgestaltung des Leopoldsplatzes dient nicht der Verbesserung der Aufenthaltsqualität und des städtebaulichen Ambientes. Seinen Wert behält er zum Glück durch das noch vorhandene historische Gebäudeensemble und den hier beginnenden Sophienboulevard. Ausgemachtes Ziel ist es, den Schwerverkehr auf einem beständigen Untergrund möglichst wartungsfrei abzuwickeln. Auch nach der Umgestaltung ist dieser Platz kein Platz, sondern eine Straßenkreuzung mit unablässig rollenden Verkehr, der zudem werktags bis gegen 12 Uhr Halte- und Umschlagplatz für die Liefer-LKWs ist. Den Charme von Betonquadraten kennen wir von unserer Tankstelle, oder wenn wir am Baden-Airpark auf dem Vorfeld stehen. Dies als „stylish“ anzupreisen können wohl nur Verwaltungen. Recht haben die Kritiker, die Beton und Asphalt als „gleich hässlich“ bezeichnen. Nur, wenn es eine Straße ist und bleibt, warum dann diese Investition. Das fragen sich einige Stadträte jetzt, zwar spät, aber vielleicht noch rechtzeitig. Wie verschlissene Oberflächen fast über Nacht abgefräst und erneuert werden können zeigt uns fast jedes Jahr unser Gartenamt in einer koordinierten Aktion auf den Alleewegen. Dies sollte dem großen Fachbereich Planen und Bauen, wenn es bei Asphalt einmal notwendig wird, vielleicht auch gelingen können. Die große Fangemeinde des Restaurants am Leopoldsplatz findet sich hier ja nicht wegen eines Straßenbelages ein, sondern geniest, trotz ungesunder Emissionen und Feinstaubbelastung, das Boulevardflair der Sophienstraße. Diese Atmosphäre durch Verkehrseinschränkungen zu stärken und attraktiver zu machen ist sicherlich lohnenswerter als ein überteuerter Straßenbelag und eine künstlich verlängerte Bauzeit. Schön wäre eine Mehrheit im Stadtrat für diese Zielsetzung.“

Gestern Nacht im Gemeinderat kam es dann zum Show-Down mit der planenden Stadtverwaltung, sie blieb schwer verwundet auf dem Kampfplatz zurück.

Da sich offensichtlich die Gegner der Beton-Decke nicht umstimmen ließen,unter ihnen natürlich auch die FBB-Fraktion („so schön wie eine Autobahn“) und die Wahl zwischen Beton und Asphalt eine „Entscheidung zwischen Pest und Cholera“ sei, vertagte die OB den fälligen Beschluss in den Mai.

Die Grünen wollten vorher überhaupt geklärt haben, ob das Regierungspräsidium das merkwürdige Vergabeverfahren billige und ob es denn rechtens gewesen sei, wie überhaupt viele Fragen bis heute noch offen sind:

* Wie kam es dazu, dass die Bauverwaltung so lange den Vorschlag der Asphaltierung verschwiegen hat? Er lag seit August letzten Jahres auf dem Tisch des Rathauses.

* Wie erklärt die Oberbürgermeisterin, dass sie angeblich erst aus der Zeitung erfahren haben will, dass die Baukosten explodiert seien?

* Und wer überwacht überhaupt mit welcher Kompetenz die Baukosten?

Am 18. Mai wird der Bauausschuss tagen, und am 29. Mai soll dann der Gemeinderat entscheiden, wie es mit dem Leo weitergehen wird.

Foto: Ben Becher