Geplante Neubauten in der Moltkestraße sorgen für Unmut

01März
2022

Für die Neubebauungspläne des SWR-Geländes in der Moltkestraße hagelt es Kritik. Vier neue Mehrfamilienhäuser sollen dort entstehen. Doch das Projekt löst beim Gestaltungsbeirat sowie einigen Bürgern Unmut aus.

Die am Waldrand gelegene Moltkestraße ist eine begehrte und gleichsam idyllische Lage. Und doch befindet sie sich zentral zwischen Fremersbergstraße und Rosengarten. Dort steht im Augenblick noch ein Teil des zum SWR gehörenden „Haus der Technik“ – aber nicht mehr lang: Die Abbrucharbeiten sind in vollem Gange. Ersetzt werden soll das SWR-Gebäude durch neuen Wohnraum in Form von vier kubischen Mehrfamilienhäusern. Doch der Bauherr hat nun Etliches an der ursprünglichen Planung verändert.

Unerwünschte Planänderung

Der Gestaltungsbeirat hatte sich bereits 2018 mit dem vorgesehen Bau der vier Mehrfamilienwohnhäuser auseinandergesetzt. Es entstand ein Vorhaben- und Erschließungsplan. Inzwischen hat sich der zuständige Bauherr jedoch einige Dinge anders überlegt und neue Pläne vorgelegt, die sich von den alten unterscheiden: in Hinblick auf die Ausrichtung der Häuser, die Geschosse – fünf! – die Ausgestaltung der Geländetopografie und die Fassade. Diese Änderungen sind laut Stadtverwaltung so nicht genehmigungsfähig. Auch der Gestaltungsbeirat sieht die Änderungen kritisch.

Gegenwind von Expertenseite

Der Gestaltungsbeirat der Stadt Baden-Baden ist eine beratende Expertenkommission, die dafür eintritt, „das Stadtbild gestalterisch zu verbessern, die architektonische und städtebauliche Qualität auf hohem Niveau zu sichern und fortzuschreiben sowie Fehlentwicklungen in Architektur und Städtebau zu vermeiden.“ Er besteht aus fünf Ingenieuren und Stadtplanern und tagt fünfmal jährlich. Das Team des Gestaltungsbeirats hat nun Sorge über die veränderten Plänen geäußert: Moniert werden die landschaftliche Einbindung, die Zufahrten und die Fassaden.

Kritik auch aus der Bevölkerung

Kritik an den geplanten Neubauten kam auch bereits von der Baden-Badener Bevölkerung. Schon schlimm genug, dass die entstehenden Wohnungen im Tannenhof-Areal beim SWR nur einer gut zahlenden Elite vorbehalten sind – der Ausverkauf der stadtnahen Tranchen geht weiter, und das in einer Art und Weise, die vielen Bürgerinnen und Bürgern missfällt. So wird auch kritisiert, dass die modernen Kuben nichts gemein haben mit der eleganten Bäderarchitektur von Baden-Baden. Es scheint, als sei Gewinnoptimierung das oberste Ziel. Doch wer denkt an die Menschen, die Wohnungen suchen und eben keine Luxuswohnungen mieten oder kaufen können?

Neue Wohngebiete ohne jede Einkaufsmöglichkeit

Hinzu kommt: Den Planungen, auch dieses neuen Areals in der Moltkestraße, fehlt Infrastruktur. Bürger monieren, dass hier weder für Einkaufsmöglichkeiten gesorgt wird noch für Arztpraxen oder Apotheken. Und das Ende vom Lied: Man muss mit dem Auto in die Stadt, was den Verkehr belastet. Warum plant man nicht unter Einbeziehung einer Verkehrswende? Auch Baden-Baden hat Klimaziele zu erreichen.

Es wäre zu wünschen, dass Bauprojekte dieser Größenordnung mit Weitsicht geplant werden – und so, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht die Gewinnmaximierung.

Fotos: Ben Becher