Fieser-Brücke und Kreuzstraße: künftig nur von 7 bis 11 Uhr offen

16April
2021

Um 20.33 Uhr gestern Abend fiel das Ergebnis nach zähem Ringen im Bau-Ausschuss: Der Verwaltungsvorschlag wurde mit acht zu sechs Stimmen angenommen. Demnach wird die Durchlässigkeit der Fieser-Brücke und Kreuzstraße für den Autoverkehr stark eingeschränkt.

Zu später Stunde wurde über die Geschicke der Fieser-Brücke und des Nadelöhrs Kreuzstraße entschieden: Die FBB stimmte für eine generelle Durchlässigkeit von Fieser-Brücke und Kreuzstraße. Dennoch setzte sich die Verwaltung durch. Noch am 12. April hatten Prof. Dr. med. Heinrich Liesen und Wolfgang Niedermeyer, Stadträte der FBB, einen gut durchdachten Antrag beim 1. Bürgermeister Alexander Uhlig gestellt.

Stichwort Begegnungsfläche – für alle

„Wie bekannt sind die Freien Bürger Baden-Badens gegen ein dogmatisches Festhalten bei der Aufteilung der Verkehrsflächen, z.B. in ,Fußgänger- oder autofreie Zonen’, sondern der festen Überzeugung, dass der limitierte innerstädtische Raum als Begegnungsfläche genutzt werden soll“, heißt es darin.

Es geht auch um Gestaltungsfragen

„Die in Jahrzehnten durch Nichtstun abgewirtschaftete denkmalgeschützte Fieser-Brücke und der weitgehend abgenutzte und zerstörte Belag in der unteren Sophienstraße müssen jetzt mit Millionenaufwand erneuert werden. Dabei geht es auch um Gestaltungsfragen, die im wichtigen historischen Kontext stehen. Die aber besonders alle denkbaren innerstädtischen Gebrauchsanforderungen unter Berücksichtigung einer Lebensdauer von
etlichen Jahrzehnten abdecken sollen.

Vorausschauend planen

Eine für zwei bis drei Generationen anhaltende, ,robuste’ Grundstruktur, die dem wandelnden Zeitgeschmack entsprechen muss ist angesagt, auf der jederzeit alternative Nutzungsmöglichkeiten möglich sein müssen.
Die Finanzierung, Planungen und Entscheidungen hierzu sind in die Wege geleitet und im Wesentlichen abgeschlossen.

Kein Verständnis für die neue Vision

Insofern verstehen wir nicht, warum Sie in der Vorlage von
einer ,Vision Brückenplatz’ sprechen. Ist doch bereits im Juli 2020 beschlossen worden, einen ,Baubeschluss’ vorzubereiten. Bis heute jedoch ist nichts erfolgt.

Ein Flickenteppich

Wir werden also im Juni, nach der Fertigstellung der Brücke, vor einem Torso stehen. Der Übergang zu den Kolonnaden und die untere Sophienstraße sind und bleiben ein Flickenteppich, die Kreuzstraße hängt in der Luft.

Exklusiv für Fußgänger? Und die anderen?

In diesem, voraussichtlich noch Jahre andauernden Ambiente soll nun ein ,Leitbild Innenstadt und ein diesem dienendes Verkehrskonzept’, wie auf vielen Seiten der Vorlage beschrieben ist, ad hoc umgesetzt werden. Exklusiv für Fußgänger, meinen zwei Fraktionen. Sie wohl auch. Wo bleiben da die Radfahrer, die Kutschen, die Anlieferung, die Gewerbetreibenden, die Hotelgäste, die auf das Auto angewiesenen Bürger?

Die FBB hakt nach

Wir fragen:
- Gibt es in Baden-Baden überhaupt echte Fußgängerzonen? Die Zustände in der Lange Straße und Gernsbacher Straße bis Sonnenplatz geben berechtigte Zweifel.
- Gibt es in Baden-Baden bereits eine ,Begegnungszone – Shared Space’?
Ja! Vom Sonnenplatz bis zum Friedrichsbad wird sie täglich 24 Stunden gelebt.

Es kann gar kein autofreier Bereich dort entstehen

Was verbirgt sich also hinter dem Schlagwort ,Großer Wurf Fußgängerzone ab Fieserbrücke’? Faktisch wird dieser Bereich bis Mittag von der Vielzahl der Liefer-LKW, die dann auf dem
Platz auch noch wenden müssten und ganztägig von den vielen ,berechtigten’ Fahrzeugen frequentiert. Es wird im Grunde also ein Begegnungsraum und keinesfalls Fußgängerzone, schon gar nicht autofreier Bereich. Wer dies ausblendet, negiert die Realität in dieser Stadt.

Partizipation und Miteinander gehören zum neuen Jahrhundert

Die bevormundenden und rechthaberischen Rezepte des letzten Jahrhunderts haben abgewirtschaftet. Das Denken in Ausschließungskriterien, das jedem einen Streifen im Straßenraum gemäß seiner Bedeutung zuweist, war ein besonders arrogantes Konzept und ist in Ideologie ausgeartet: Auto-gerechte Stadt – Radfahrer-gerechte Stadt – Fußgänger-gerechte Stadt. Rechthaberei, Drängelei und Rücksichtslosigkeit sind die Folgen.
Diese gilt es zu überwinden.

Das 21. Jahrhundert braucht Entschleunigung – und Mobilität

Partizipation und Miteinander gehören zum neuen Jahrhundert. Unsere Städte brauchen Entschleunigung, Wohlfühlambiente, gleichberechtigte Bewegungsfreiheit und weiterhin Mobilität. Deshalb stimmen wir – Freie Bürger für Baden-Baden – für eine generelle Durchlässigkeit von Fieserbrücke und Kreuzstraße.“

Foto: Ben Becher