„Ein Dorn im Auge ist mir der Augustaplatz“

15Dezember
2020

Sie lebt in Düsseldorf, kommt aber regelmäßig nach Baden-Baden: Ingrid Coenen beklagt die mangelnde Modernisierung der Kurstadt – und die Zustände am Augustaplatz.

Frau Coenen, Sie leben in Düsseldorf. Welchen Bezug haben Sie zu Baden-Baden? Kommen Sie regelmäßig in die Kurstadt? 

Ingrid Coenen: „Ich komme seit vielen Jahren, eigentlich zeitlebens, aus familiären Gründen nach Baden-Baden. Früher warten es die Besuche bei Verwandten, inzwischen und mit fortgeschrittenem Alter kommen wir regelmäßig und mehrere Male im Jahr.“

Was mögen Sie an unserer Stadt – und was fehlt ihr?

Ingrid Coenen: „Ich mag die Menschen, die Denkmäler und die Lichtentaler Allee und natürlich diesen so stimmungsvollen Christkindelsmarkt. Baden-Baden hat eine einzigartige Kulturlandschaft, eine Fülle von wunderschönen Häusern und Denkmälern im Einklang mit Grünflächen. Es ist ein wahres Juwel, wie man es nur in wenigen Städten erleben kann. Ich genieße die kurzen Wege, fast alles ist fußläufig zu erreichen. Baden-Baden ist durch und durch lebenswert. Hier lässt es sich wunderbar entspannen.

Baden-Baden benötigt jedoch dringend eine Verjüngungskur und Neubelebung. Die Stadt wäre ein idealer Standort für eine Universität mit Studienangeboten auf das Gewerbeangebot dieser Stadt zugeschnitten. Vorstellbar wäre eine Fachhochschule oder Universität der Künste mit Architektur, Denkmalpflege, Medien und PR, aber auch Tourismus und Hotelgewerbe.

Baden-Baden muss sich öffnen für junge Menschen und ebenso muss die Innenstadt mit neuem Leben gefüllt werden. Es fehlt das Individuelle, was auch junge Menschen anzieht. Der Einzelhandel in der Fußgängerzone benötigt eine Neuausrichtung mit neuen Konzepten, wie Pop-up- und Concept-Stores, vielleicht mit integrierter Gastronomie. Ziel muss es sein, sich auch um die Gäste und Einwohner von morgen zu kümmern.“

Stichwort Augustaplatz: Welche Veränderung würden Sie sich wünschen?

Ingrid Coenen: „Ein Dorn im Auge ist mir der Augustaplatz. Das Gelage von alkoholisierten, grölenden und pöbelnden Personengruppen insbesondere auf den Stufen der Stadtkirche, ebenso auf dem Augustaplatz und den Anlagen der Lichtentaler Allee ist inzwischen mit großer Sorge zu betrachten. Ich kann nur betonen, es ist mit den Jahren immer schlimmer geworden, die Anzahl der sich dort zusammenfindenden Personen wird immer größer. Es kann und darf nicht sein, dass die Stadtverwaltung diese Personengruppen gewähren lässt, es somit duldet und über jegliche Ordnungswidrigkeit hinweg schaut. Die Stadtverwaltung hat ebenso eine soziale Verantwortung gegenüber ihren Bürgern, Besuchern und betroffenen Anwohnern, gepaart mit einer Verpflichtung, das Leben des ,normalen Bürgers’ zu schützen. Lärmbelästigungen bis in die späten Abendstunden, Vandalismus und menschliche Hinterlassenschaften auch in den Zugängen der Häuser sind nicht einfach hinzunehmen. Personengruppen, die sich mit Alkohol im öffentlichen Raum präsentieren und damit auch ganz normale Regeln der Rücksichtnahme missachten, darf keine Chance gegeben werden. Hier sind dringende Maßnahmen erforderlich.“

Wie beurteilen Sie die Bemühungen der Stadtverwaltung, in die Schönheit Baden-Badens zu investieren?

Ingrid Coenen: „Die Konzentration sollte so gut wie möglich auf die Erhaltung des historischen Stadtbildes und denkmalgeschützter Gebäude erfolgen. Der zunehmende Verfall des Neuen Schlosses ist wirklich jammerschade. Das Ergebnis der zeitaufwendigen und sicherlich teuren Sanierung des Leopoldplatzes versprüht wenig Charme. Positiv das Projekt zur Erneuerung  „südliche Neustadt“ mit Gestaltung Bertholdplatz und Lichtentaler Straße und dem Ziel, die Anziehungskraft zum Eingang nach Baden-Baden zu erhöhen und auch diesen Teil Baden-Badens mit dem Stadtkern zu verbinden, mit einem möglichen Anreiz für eine Neuausrichtung des Einzelhandels.“

Fotos: FBB-Archiv