Die Geisterhäuser von Baden-Baden

18März
2022

Viele namhafte Adressen in und um Baden-Baden, einst beliebt und belebt, stehen leer – und das zum Teil seit Jahren. Manche ohne Aussicht auf baldige Wiedereröffnung. Das tut der Welterbe-Stadt Baden-Baden gar nicht gut.

Es ist ein Anblick, der die Innenstadt verschandelt: Das ehemalige Kino in der Lichtentaler Straße steht seit Jahren leer. Und leer heißt nicht etwa besenrein und auf neue Benutzung wartend: Eine provisorische Bretterwand sowie ein Rollladen – beides von Graffiti bedeckt – versperren den Eingang. Das Metallgestell, das zu Betriebszeiten das große „Cineplex“-Logo stützte, wacht als arbeitsloses Drahtskelett über den verbarrikadierten Haupteingang. Das alte Kino ist jedoch nicht der einzige Leerstand in der Stadt.

Das Golfhotel: seit Jahren verlassen

Fährt man die Fremersbergstraße hoch, gähnt einen das riesige Golfhotel an. Seit Jahren sagen sich hier nur noch Mäuse und Fledermäuse gute Nacht, doch nur ein paar Schritte weiter trifft sich die Society zum Putten und Chippen. Auch andernorts ist es nicht besser: Fährt man von der Stadt Richtung Therme, fällt das seit Jahrzehnten geschlossene, ehemalige Restaurant „Jardin de France“ ins Auge. Letzteres ist im Zentrum bestens aufgehoben – doch die einst so ansprechenden Restauranträume in Thermennähe stehen leer.

Auch Gaststätten sind von Schließungen betroffen

Vergangenen Sommer musste die Yburg aufgrund von Sanierungsarbeiten ihre Pforten schließen (FOKUS Baden-Baden berichtete). Damit nicht genug: Auch die Gaststätte auf Alt-Eberstein, Ebersteinburgs Hausburg, hat nun aufgrund eines Rechtsstreites bis auf Weiteres zu. Auch der „Goldene Löwe“, über die Grenzen Lichtentals hinaus bekannt als beliebte Gaststätte sowie Austragungsort für Konzerte und Veranstaltungen, schloss am Aschermittwoch seine Pforten (FOKUS Baden-Baden berichtete) und wird auch geschlossen bleiben, bis ein Riesenkatalog an Sanierungsarbeiten vollzogen ist. Was danach mit dem „Löwen“ geschieht, steht in den Sternen.

In Varnhalt geht es voran

Hoffnung machen die Aktivitäten der GSE: Die Stadt, genauer gesagt die Gesellschaft für Stadterneuerung und Stadtentwicklung (GSE), kaufte im Juli vergangenen Jahres das fast 300 Jahre alte „Gasthaus Fremersberg“ an der vielbefahrenen Gallenbacher Straße in Varnhalt. Hier ist die Freude groß, dass nach mehr als einem Jahrzehnt, in dem das historische Gebäude vor sich hingammelt, die Stadt nun endlich etwas unternehmen wird. Hier ist nun allerlei im Gange: Analysen, Messungen, Planungen, Konzeptionen. Bald soll auch optisch erkennbar sein, dass es hier vorangeht. Eine Gaststätte soll hier allerdings nicht mehr einziehen.

Warum nicht überall so?

So wie am Fremersberg könnte es doch eigentlich auch am Kino, der Yburg, Alt-Eberstein und den zahlreichen weiteren Leerständen vorangehen. Tut es aber nicht – was ist da los? Vielfach liegt es an Streitigkeiten. Sind sich Stadt und Pächter, Pächter und Eigentümer oder Stadt und Land nicht einig, passiert nichts. Es bleibt zu hoffen, dass für ein ansprechenderes Stadtbild das Thema Leerstände bald vom neuen Oberbürgermeister angegangen werden. Jugendliche brauchen Begegnungsstätten, Familien bezahlbaren Wohnraum: Viele Nutzungskonzepte sind denkbar, um neues Leben in Kino & Co. zu bringen!

Fotos: Ben Becher