Brennpunkt Augustaplatz: Wie viel muss noch passieren?

24Januar
2023

Martin Ernst, Chef der FBB, mahnt bereits seit Jahren, die Zustände am Augustaplatz durch den Einsatz eines Ortspolizisten zu verbessern. Zwei Menschen kamen 2021 und Anfang 2023 dort ums Leben. Doch die Stadtverwaltung sieht immer noch keinen Handlungsbedarf.

Plätze in der Innenstadt haben eine wichtige Aufgabe: Sie sollen zum Verweilen einladen. Man soll sich dort wohlfühlen und sich an ihrer Schönheit erfreuen. Diese Aufgaben erfüllt der Augustaplatz beileibe nicht. Er besticht nicht gerade durch Ästhetik. Man will ihn lieber eilig überqueren, statt dort zu verweilen. Sein bester Moment ist zu Marktzeiten, wenn sich Gemüsestände an bunte Blumenkisten reihen und die Baden-Badener sich dort mit Baguette, Blumenkohl und Bratwurst eindecken.

Unwirtlich und gefährlich

Der Augustaplatz hat dunkle Ecken: etwa im Bereich der Toiletten. Anfang dieses Jahres gab es dort einen Zwischenfall: Zwei Frauen, 40 und 44 Jahre alt, hatten eine handfeste Auseinandersetzung – zur Mittagszeit. Als Folge einer Kopfverletzung durch einen Schlag verstarb die Mittvierzigerin ein paar Tage später nach dem Streit dort.

Es ist nicht der erste Todesfall am Augustaplatz: Bereits im Oktober 2021 verstarb dort ein älterer Herr. Vermutlich war er in der Tiefgarage überfallen worden. Es gab sogar Fotos eines Verdächtigen durch die Videoüberwachung. Doch die Suche verlief im Sand.

Spätestens seit diesen zwei schrecklichen Todesfällen ist der Augustaplatz bei vielen Bürgern in Ungnade gefallen. Er wirkt unordentlich, zerteilt, ihm fehlt es an Sicherheit, Sauberkeit, an Atmosphäre.

Schmuddelig und laut

Immer wieder fühlen sich Anwohner und Gäste weiterhin durch pöbelnde, lautstarke Gäste auf dem Platz gestört. Die Sicherheitslage halten viele mittlerweile für bedenklich. Der 2. Bürgermeister Roland Kaiser bekundete zuletzt jedoch, dass der Augustaplatz kein Brennpunkt sei. Klagen von Anwohnern oder Geschäftsleuten dort wurden zwar bei einem Bürgergespräch Ende 2022 gehört. Doch unternommen wurde nichts.

Martin Ernst, Chef der FBB, hat sein Büro gegenüber vom Augustaplatz. Er hat das Treiben dort jeden Tag vor Augen. Und er sieht, was sich dort abspielt: etwa Menschen, die urinieren, wo sie wollen. Schon lange moniert er, dass Besucher, die über den Augustaplatz spazieren, keinen guten Eindruck der Stadt mitnehmen.

Ein Brennpunkt – oder etwa nicht?

„Dass der Augustaplatz kein sozialer Brennpunkt ist, halte ich für eine glatte Lüge“, sagte Martin Ernst vor ein paar Tagen im Interview auf goodnews4. Und weiter: „Ich habe das Gefühl, dass zwei Todesfälle noch nicht ausreichen, dass die öffentliche Ordnung und die öffentlichen Gremien tätig werden.“

Ein Ortspolizist könnte die Lösung sein

Dem Chef der FBB fehlt hier die Präsenz eines Ortspolizisten. Oft genug hat er das Problem aufs Tapet gebracht. Doch viele seiner Gemeinderatskollegen wohnen nicht in der Innenstadt – und wissen schlichtweg nicht, was sich dort abspielt. Es ist an den Entscheidern dieser Stadt, hier Fakten zu schaffen. Und aus dem Platz endlich etwas zu machen und Gefahren zu bannen.

Der Platz hat nur Durchgangscharakter

Ein Platz in der Innenstadt in bester Lage sollte ein Schmuckstück sein. Ein Ort, von dem man sich schwärmerisch erzählt! Den man weiterempfiehlt. Denken wir an die zauberhafte Place Dauphine in Paris, den Markplatz in der badischen Kleinstadt Weinheim – oder die Place Gayot in Straßburg. Dort laden unzählige Cafés und Restaurants zum Bleiben, Plaudern, Genießen ein. Den Augustaplatz hingegen möchte man so schnell wie möglich hinter sich lassen. Er hat nur Durchgangscharakter. Und ist für die Stadt Baden-Baden und ihre Bürger eine vertane Chance.

Fotos: FBB-Archiv | Ben Becher