„Eine Ära geht zu Ende – und lebt weiter“

27Januar
2023

Der Verein Stadtbild wurde vor mehr als 20 Jahren gegründet. 13 Jahre lang stand ihm Wolfgang Niedermeyer, Stadtrat der FBB, vor. Nun hat er den Vorsitz Matthias Welle übergeben. Prof. Heinrich Liesen, Stadtratskollege von Wolfgang Niedermeyer, würdigt dessen Verdienste.

„Der Verein Stadtbild wurde vor 22 Jahren gegründet. Damals ging es etwa um das Gebäude des Burda-Museums. Der Verein war unter anderem die Initiative für die Gründung des Gestaltungsbeirates und außerdem für die Entwicklung einer Gesamtanlagenschutzsatzung in unserer Stadt.

Eine enorme Fachkompetenz

Als vor 13 Jahren Wolfgang Niedermeyer den Vorsitz im Verein Stadtbild übernahm, blühten diese Themen dank seiner Kompetenz wieder auf. Die Stadtverwaltung hatte über Jahrzehnte – verdeckt oder offen – (zu) häufig Eigeninteressen von CDU-Politikern oder ihnen Nahestehenden bedient. Das führte vor allem im Baubereich fast immer zu Beeinträchtigung des Stadtbildes von Baden-Baden und leider auch zu zahlreichen Bausünden.

Bemerkenswerter Fleiß

In unermüdlichem Fleiß und Liebe zur Stadt wurden von Wolfgang Niedermeyer zahlreiche kompetente Hinweise für den Schutz der Villengebiete und den Erhalt der Baukultur für den Status des Welterbes erarbeitet. Doch diese wurden anfangs kaum in Verwaltung und Politik beachtet. Das änderte sich, als Wolfgang Niedermeyer sich vor sechs Jahren für die FBB in den Stadtrat wählen ließ. Jetzt fand seine Stimme zunehmend Gehör – auch wenn alte Seilschaften heute noch vereinzelt für das Stadtbild Baden-Badens schädliche Entscheidungen treffen und neue Bausünden entstehen.

Letzter Auftritt als Vorstand

Am 18. Januar 2023 stellte Wolfgang Niedermeyer zum letzten Mal die Ergebnisse der Mitgliederbefragung zur Baukultur in Baden-Baden der Jahre 2021/22 vor. Wie immer hatte er sie reich bebildert und gut kommentiert in einer sehr anschaulichen Broschüre zusammengestellt.

Viel Lob für zwei Bauwerke

Die Denkmalrestaurierung der Villa Eiermann, Krippenhof 18, wurde mit dem 1. Preis des Vereins Stadtbild gewürdigt. Die Preisträger lobten die konstruktive Zusammenarbeit mit der unteren Denkmalbehörde, etwa mit Frau Schreiber. Zu der oberen Denkmalbehörde in Stuttgart fanden sie keine lobenden Worte. Ferner wurde die Kurhaus-Restaurierung mit dem Restaurant Hectors durch die BKV mit einem 1. Preis gewürdigt.

Tadel für das Baudezernat

Die ,Saure Zitrone‘ erhielt wie bereits 2019 die Stadt Baden-Baden: das Baudezernat. Die Stellungnahme des Dezernats hierzu: ,Sicherlich sind die Balkone (Anmerkung des Autors: unsägliche, aber genehmigte nachträglich angebaute Balkone an einem bis dato Denkmal geschützten Haus) im Anschluss an die vorhandene Bebauung kein städtebauliches Leuchtturmprojekt, aber sie stellen auch keine Verunstaltung im Sinne des Bauordnungsrechtes dar.‘ Der 1. Bürgermeister Alexander Uhlig reagierte verschnupft und erlaubte keinem/r der Verwaltung, zu der Preisverleihung zu erscheinen. Ein schlechter Verlierer!

Ein kompetenter Nachfolger

Wolfgang Niedermeyer hat auch für einen kompetenten Nachfolger für seinen 1. Vorsitz gesorgt. Mathias Welle, seit Jahren FBB-Mitglied, der bis zu seiner Pensionierung vor rund sechs Monaten erfahrener Baudezernent mit preisgekrönten Projekten der Baukultur in Schwetzingen war, hat den Posten übernommen. Er sagt: ,Wenn etwas gewollt wird, gibt es Lösungen!‘. Und: ,Wenn etwas nicht gewollt wird, dann sucht man Gründe.‘

Wolfgang Niedermeyers Ziele werden mit sicherer Hand und viel Sachverstand weitergeführt werden.“

Fotos: FBB-Archiv | pixabay.com