Jung, begabt – und Bürgermeister!

26Januar
2021

Wer sagt denn, dass Rathaus-Chefs und andere wichtige Würdenträger in den heiligen Hallen der Stadtverwaltung immer mit „reifen“ und „erfahrenen“ Amtsträgern besetzt werden müssen? Die Stadt Göppingen glänzt seit einer guten Woche mit einem Bürgermeister, der gerade mal 29 Jahre alt ist. Und der künftige Kämmerer von Bühlertal ist gerade mal 21. Neue Zeiten – brauchen hellwache Köpfe! Die ruhig jung sein dürfen.

Die Welt verändert sich – und das manchmal schnell und wie aus dem Nichts heraus. Das hat uns die Corona-Krise deutlich gezeigt. Wirtschaftsleute sprechen gern davon, wie „volatil“ doch alles geworden ist, will heißen: Märkte, Situationen, das Leben – all das kann sich sprunghaft von einem Moment zum anderen verändern. Volare, lateinisch, bedeutet so viel wie fliegen und drückt Flüchtigkeit aus.

„Disruptiv“ ist auch so ein Lieblingswort. Der Begriff „Disruption“ (vom englischen „disrupt“: zerstören) beschreibt einen Prozess, bei dem traditionelle Geschäftsmodelle, Technologien oder Verfahren, Produkte oder Dienstleistungen von neuen Problemlösungen radikal in Frage gestellt und weitgehend oder gar vollständig vom Markt verschwinden. Agiles Arbeiten, auf der digitalen Höhe der Zeit: Da haben Menschen unter 30,40 Jahren die Nase vorn.

Der äußere Wandel verlangt auch eine innere Bereitschaft zum Wandel

Neue Zeiten brauchen neue Methoden. Neue Perspektiven. Denn wenn man Kommunalpolitik neu denken will, vielleicht sogar wie ein Unternehmen strukturieren will, können Impulse aus dem Kreise der „digital natives“ – von jungen Menschen, die mit der Digitalisierung groß geworden sind – nur helfen.

Oberbürgermeister mit 29

In Göppingen wurde der 29-jährige Alexander Maier, gelernter Journalist, zum OB gewählt. Seit dem 14. Januar 2021 ist er in Amt und Würden. Laut dem Netzwerk „Junge Bürgermeister*innen“ mag er der jüngste Amtsvertreter seiner Art in Deutschland sein. Bereits seit 2016 saß er im Landtag. Bekannt wurde der Grünen-Politiker durch seine Gründung seines Netzwerks gegen Rechtsextremismus. Maier plädiert dafür, das Wahlalter auf 16 Jahre abzusenken – und wünscht sich, dass mehr junge Leute in politische Ämter gehen. Maiers Credo: Jüngere können was leisten. Wenn man sie lässt, möchte man hinzufügen.

Rund 300 Bürgermeister*innen unter 40

Die Liste der jungen Bürgermeister kann sich sehen lassen: Deutschlandweit gibt es fast 300 junge Bürgermeisterinnen und Bürgermeister unter 40 Jahren. Sie verbindet oft eine andere, junge Sicht auf die kommunalen Dinge. Und sie alle stehen, laut Netzwerk „Junge Bürgermeister*innen“ vor ähnlichen Herausforderungen: Wie nimmt man als junger Mensch die Rolle des Verwaltungsoberhauptes an? Wie treibt man Innovationen zu den wichtigen kommunalen Zukunftsthemen voran? Sie wollen vor allem eins: starke und junge Kommunalpolitik fördern.

Der künftige Kämmerer von Bühlertal: 21 Lenze jung

Auch die Gemeinde Bühlertal setzt für eine Schlüsselposition auf einen „YoungStar“: Tobias Polley ist gerade mal 21 Jahre alt – und wird ab März Kämmerer. Bis dahin wird er dann 22 Jahre alt sein. Kämmerer sind in der Stadtverwaltung für die Finanzen zuständig, planen etwa mit den Oberbürgermeistern Budgets und Haushalte. Sie müssen mitunter mit zweistelligen Millionenbeträgen hantieren. Polley stammt aus der Ortenau und hat an der Hochschule in Kehl für den gehobenen Verwaltungsdienst studiert, mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Finanzen. Er war bereits in den Kämmereien von Willstätt, Sasbachwalden und Renchen tätig. In Sasbachwalden durfte er zusammen mit der Bürgermeisterin den Haushalt für 2020 planen, weil der dortige Kämmerer damals ausgefallen war. Auch die menschliche Komponente scheint er mitzubringen: Man dürfe das Zwischenmenschliche nie vernachlässigen, betonte der Willstätter in einem Interview. Klugheit trifft Sensibilität – bingo!

Bild: Pixabay.com/Ben Becher