„Meine ehrenamtlichen Tätigkeiten nur so weit einschränken, wie unbedingt erforderlich“

15Januar
2021

Tommy Schindler, Stadtrat der FBB, tritt bei der Landtagswahl im März als Kandidat der Freien Wähler an. Interview mit einem umtriebigen Menschenfreund.

Herr Schindler, Sie kandidieren für die Landtagswahl in Baden-Württemberg im März. Welche Vorarbeiten waren nötig, um dafür überhaupt zugelassen zu werden?

Tommy Schindler: „Formell gesehen waren die Vorbereitungen überschaubar. Zunächst war eine Wählbarkeitsbescheinigung notwendig, die man gebührenfrei beim für den Wohnort zuständigen Wahlamt bekommt. Danach kam die Nominierungsveranstaltung, bei der der Kandidat von den Mitgliedern gewählt wird. Nächster Gang war wieder zur Behörde, um die Formulare für die Unterstützungsunterschriften zu beantragen. Auf diesen Formularen müssen Bürger unterschreiben, dass sie mit meiner Aufstellung einverstanden sind. Damit soll vermieden werden, dass sich Jux-Kandidaten aufstellen lassen. Die Zahl von 150 notwendigen Unterschriften stellt so manchen Kandidaten vor eine schwierige Aufgabe. Anfang Dezember entschied ein Gericht, dass in Corona-Zeiten 75 Unterschriften genügen. Ich habe deshalb mit Sammeln aufgehört und mich mit 131 Unterschriften begnügt. Letztendlich müssen die ganzen Unterlagen nun beim Wahlamt eingereicht werden, danach wandern sie nach Stuttgart und werden wahrscheinlich noch auf manchem Schreibtisch landen, bevor sie am Ziel sind. Schwieriger als die Bürokratie waren Steine, die einem von menschlicher Seite in den Weg geworfen wurden.“

Womit sind Sie aktuell beschäftigt?

Tommy Schindler: „Neben den privaten und kommunalpolitischen Aufgaben musste ich mich auch um Kandidatensuche kümmern und an Nominierungen im ganzen Land teilnehmen. Inzwischen sind alle 70 Wahlkreise besetzt. Jetzt helfe ich gerade den Kandidaten aus Rastatt und Offenburg beim Sammeln von Unterstützungsunterschriften.“

Sie sind Stadtrat der FBB, treten aber für die FW an. Wie sind die Reaktionen aus der Bürgerschaft darauf?

Tommy Schindler: „Ich habe schon angedeutet, dass es einige Leute gibt, die mit der Zweigleisigkeit ein Problem haben. Und auch mit der Tatsache, dass Freie Wähler überhaupt zur Landtagswahl antreten. Diese Strukturen hier detailliert zu erklären, würde den Rahmen sprengen. Die Frage war ja auch eher, wie die Bürgerschaft reagiert, und das ist mit zwei Worten erklärt: durchweg positiv. Ich wurde wirklich sehr viel angesprochen, und das nicht nur in Lichtental und Baden-Baden. Einige haben mich sogar aus Bühl, Hügelsheim, Stollhofen, kurz gesagt aus dem ganzen Wahlkreis angerufen und sich positiv geäußert.“

Was sagt Ihre Familie zu diesem Engagement?

Tommy Schindler: „In der Familie gab es, bis auf eine Ausnahme, nur Zustimmung. Kritik kam von meiner 92-jährigen Mutter, um die ich mich sehr intensiv kümmere. Sie lebt selbstständig im betreuten Wohnen und ist rein pflegetechnisch gut versorgt. Aber da sind halt noch alltägliche Dinge wie Einkaufen, Behördengänge, Begleitung zum Frisör und so weiter. Sicher würde ich im Falle einer Wahl nicht mehr ganz so umfangreich zur Verfügung stehen, aber es gibt noch eine Enkeltochter und meinen Bruder, die einspringen können.“

Sie sind aktuell ja wieder sehr eingespannt, um für ältere Menschen Einkäufe zu erledigen. Wie wollen Sie solche Aufgaben weiterhin wahrnehmen, wenn Sie in Stuttgart gebraucht werden?

Tommy Schindler: „Im Falle eines Wahlerfolgs gäbe es sicher Einschnitte. Durch die derzeitigen Corona-Vorschriften hat sich die Zahl der Hilfsbedürftigen deutlich erhöht. Hatten wir den Sommer über in der Woche etwa fünf Einkäufe pro Woche zu erledigen, so sind es inzwischen wieder zehn – Tendenz steigend. Am Wochenende sind genügend Helfer da, aber unter der Woche bin ich meist mit Kollege Prof. Dr. Heinrich Liesen allein. Hier muss dann eine andere Lösung her. Ich würde jedoch meine ehrenamtlichen Tätigkeiten nur so weit einschränken, wie es unbedingt erforderlich ist.“

Beschäftigen Sie sich jetzt schon mit Themen auf Landesebene? 

Tommy Schindler: „Schon sehr lange informiere ich mich täglich über die Tageszeitung und andere Medien, was in der Welt und in unserem Land passiert. Ich bemerke, dass ich seit der Nominierung so manchen Artikel auf Landesebene genauer und intensiver lese oder anschaue. Und da ist natürlich das sehr umfangreiche Wahlprogramm der Freien Wähler, mit dem ich mich aktuell intensiv befasse.“

Fotos: FBB-Archiv