„Waldbaden ist ein Gesundbrunnen für Körper, Geist und Seele“

17Juli
2020

Baden-Baden hat ein enormes Potenzial als Lieblingsort der Entschleunigung. Die Wälder und Parks der Stadt helfen, dass Körper und Seele gesund bleiben – wohl dem, der sie nutzt! Interview mit Silvia von Maydell, Chefredakteurin der Apothekerzeitschrift „my life“.

Frau von Maydell, Sie beschäftigen sich Tag für Tag mit dem Thema Gesundheit. Welchen Vorzug hat Baden-Baden für Leib und Seele?

Silvia von Maydell: „Für mich ist Baden-Baden ein Ort zum Entspannen und Auftanken. Das besondere Mikroklima der Stadt ist einzigartig. Wenn die kühlen Winde spätabends von den Bergen runterziehen durchs Oostal, ist die Luft danach wie frisch gewaschen. Laufen Sie mal früh am Morgen durch die Lichtentaler Allee. Da können Sie so richtig tief durchatmen. Herrlich!“

Glauben Sie, unsere Stadt hat auch für die jungen Leute etwas zu bieten? 

Silvia von Maydell: „Aber sicher. Wandern, Klettern, Mountainbiken: Für die Jungen ist die Stadt mit ihren waldreichen Hängen ein Natur-Paradies. Abgesehen davon haben Museen, Theater und Festspielhaus für jedes Alter jede Menge zu bieten.“

Sie haben einen anstrengenden Beruf. Was tun Sie, ganz persönlich, um fit und gesund zu bleiben und wie hilft hier dieser Ort dabei?

Silvia von Maydell: „Ich laufe ganz oft mit meinem Hund durch die umliegenden Wälder, rauf und runter. Dabei kriege wie von selbst den Kopf frei und die Lunge wird schön durchgepustet. Tiere beobachten, dem Rauschen der Bäche lauschen oder einfach das Grün betrachten: Diese Momente der Selbstvergessenheit dienen der Erholung.“

Was ist, nach Ihrem Kenntnisstand, das Geheimnis von Vitalität? 

Silvia von Maydell: „Vitalität bedeutet im besten Fall ausreichend Lebenskraft beziehungsweise Lebensenergie. Bewegung, Entspannung und Genuss sind für mich die drei entscheidenden Voraussetzungen dafür. Wenn Sie so wollen, das Geheimnis.“

Das Wort Waldbaden ist gerade in aller Munde. Was meint der Begriff und was sind seine Vorzüge?

Silvia von Maydell: „Wenn ich nicht wüsste, dass die Idee aus Japan stammt, würde ich sagen, ich hab’s erfunden (lacht). Tatsächlich ist Waldbaden, also mit allen Sinnen eintauchen ins satte Grün, ein echter Gesundbrunnen für Körper, Geist und Seele. Wer tief einatmet, kann die Botenstoffe, die die Bäume produzieren, förmlich riechen. Sogenannte Terpene, das sind zum Beispiel Harze und Öle, sowie die sauerstoffreiche Luft senken den Blutdruck und Kortisolspiegel und regen dabei die Selbstheilungskräfte an. Stress wird abgebaut und neue Energie getankt. Das alles ist in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen und wird in Japan sogar als Waldmedizin bezeichnet. Einfach ausgedrückt: Wald macht zufrieden und glücklich! Am besten zwei Stunden pro Woche dort spazieren gehen – gern auch mehr.“

Ein anderer Trend, der gerade in Corona-Zeiten zu hohen Ehren kommt, sind Mikroabenteuer. Was ist das und was bringt's für die Gesundheit?

Silvia von Maydell: „Die kleinen Fluchten aus dem Alltag sind vor allem Balsam für die Seele und in Zeiten wie diesen ganz besonders wertvoll. Ein Mikroabenteuer ist der Gegenpol zur Gewohnheit: zum Beispiel eine Nacht im Garten schlafen, einen Sonnenauf- oder -untergang ganz bewusst genießen, vielleicht mit einem lieben Menschen und einem Gläschen ... sich einfach mal treiben lassen und schauen, was passiert. Wer offen für Neues ist, gibt dem Geist frische Nahrung.“

Jetzt haben wir aber genug über Gesundheit gesprochen – welche kleine Sünde gönnen Sie sich gelegentlich?

Silvia von Maydell: „Kleine Sünden machen das Leben lebenswert. Dazu brauche ich ab und zu ein feines Törtchen aus dem Café König. Die Schwarzwälder-Kirsch ist ein Gedicht. Und für zu Hause gönne ich mir und meinen Lieben gern auch ein paar Stücke aus dem Hause Läderach: Schokolade vom Feinsten.“

Sie sind gebürtige Düsseldorferin, leben aber seit vielen Jahren bei Baden-Baden. Wird es dabei bleiben? 

Silvia von Maydell: „Auch, wenn wir derzeit nicht direkt in der Stadt wohnen, so ist und bleibt sie dennoch meine Wahlheimat. Wenn ich von der Autobahn komme und über die B 500 Richtung Zentrum fahre, geht mir einfach das Herz auf. Und das wird auch immer so bleiben.“

Foto: Michael Gregonowits