Arte kuschelt künftig mit dem SWR

09November
2021

Der Sitz des Kultursenders Arte Deutschland in Baden-Baden wird 2024 auf das SWR-Gelände verlegt. Statt des ursprünglichen Plans, der ein neues Gebäude in der Cité vorsah, verzichtet man nun aus Kostengründen auf den Neubau.

In der Schützenstraße wird in ein paar Jahren ein Haus frei: Der bisherige Sitz der ARTE Deutschland TV GmbH nahe Kaufhaus Wagener wird 2024 verkauft werden. Denn bis dahin will der Rundfunkveranstalter bereits an seinem neuen Standort den Betrieb aufgenommen haben: beim SWR. Dafür wurde das Vorhaben, einen Neubau zu errichten, gecancelt. Die bisherigen Planungen für den nun nicht realisierten Arte-Neubau sollen aber in die Umgestaltung der künftig genutzten SWR-Flächen einfließen, heißt es in einer Mitteilung des Kultursenders.

Mehr Platz für den wachsenden Kultursender

Der Marktanteil von Arte steigt seit Jahren. Der deutsch-französische Sender ist ein wachsender Betrieb, für den es in der Schützenstraße langsam zu eng wird. Rund 50 Mitarbeiter arbeiten aktuell dort. Bereits seit zwei Jahren ist man bemüht, einen neuen Ort zu finden, der den Mitarbeitenden von Arte Deutschland ausreichend Platz bietet. In drei Jahren dürfte es dann endlich so weit sein.

Synergien nutzen und Geld sparen

Doch warum einen schicken Neubau errichten, wenn bereits Räumlichkeiten warten, die man mieten kann? Ungefähr das dachten sich wohl die Gesellschafter der ARTE Deutschland TV GmbH und begründeten ihre Entscheidung, das Bauvorhaben in der Cité ad acta zu legen, mit Sparsamkeit. Markus Nievelstein, Geschäftsführer von Arte, ließ durchblicken: Arte als gebührenfinanzierter Sender sei verpflichtet, mit den zur Verfügung stehenden Finanzen verantwortungsvoll umzugehen. Für den Neubau waren rund fünf Millionen Euro veranschlagt. Der Umzug in das bestehende SWR-Gebäude wird vermutlich deutlich preiswerter ausfallen.

Homeoffice schafft Platz

Durch das mit der Pandemie eng verbundene mobile Arbeiten sind viele Mitarbeitende auf den Geschmack gekommen und verrichten ihre Arbeit nun gern zumindest teilweise von zu Hause aus. Und teilen sich an Präsenztagen im Büro ihren Arbeitsplatz mit Kollegen. Dadurch werden weniger Schreibtische benötigt – und weniger Bürofläche insgesamt.

Das Grundstück in der Cité bleibt vorerst unverbaut

Die Neubaupläne von Arte stießen auf großes Interesse: Nach den ersten Plänen am Cité-Kreisel entschloss man sich zunächst, ein Grundstück ein paar Meter weiter zu bebauen: an der Ecke Allee Cité/Ortenaustraße. Hier sollte ein architektonisch hochmoderner und transparenter Firmensitz entstehen, ein auf Stützen stehender eingeschossiger Bau mit Dachgarten. Ein solches Gebäude wäre zweifelsohne ein Blickfang für den Stadtteil Cité gewesen. Nach der Entscheidung, aufs SWR-Gelände zu ziehen, verliert die Cité nun ein neues „Aushängeschild“ – es muss nun ein neuer Investor gefunden werden, der die freie Fläche bebaut. Interessenten gebe es genug, heißt es – und vielleicht werden diese auch mehrgeschossig Wohnungen bauen: damit Wohnfläche entsteht, die dringend in Baden-Baden gebraucht wird.

„In der Stadt präsent“

Die vier roten Lettern, gut sichtbar am Stadteingang, hätten der Kur- und Kulturstadt Baden-Baden gut gestanden. Doch der Wille, mit öffentlichen Geldern vorsichtig umzugehen, spricht für den geänderten Kurs der Entscheider. Und Geschäftsführer Nievelstein hat zugesagt, dass der Kultursender Arte weiter in der Stadt präsent sein werde – so etwa bei Kooperationen mit dem Museum Frieder Burda oder mit eigenen Projekten.

Fotos: Ben Becher