„Es muss uns gelingen, dass diese Institution bestehen bleibt“

16November
2021

Der Orchestervorstand der Philharmonie Baden-Baden hat sich gerade mit einem Schreiben an Martin Ernst und die Fraktion der FBB adressiert, um ein existenzielles Anliegen vorzubringen: Es geht um den Fortbestand der Carl-Flesch-Akademie. Prof. Dr. Heinrich Liesen, Stadtrat der FBB, spricht sich für Unterstützung aus.

Das Thema, das den Orchestervorstand umtreibt, ist bitter: Im Rahmen einer Sitzung erfuhr man, „dass seitens der Stadtverwaltung eine Ausrichtung der künstlerisch höchst bedeutenden Carl-Flesch-Akademie für das Haushaltsjahr 2023 nicht vorgesehen ist.“

Die Akademie – ein internationales Aushängeschild

Im kommenden Jahr feiert die Carl-Flesch-Akademie ihre 40. Ausgabe. „Dieses für die Philharmonie, für die Stadt Baden-Baden so wichtige, internationale Aushängeschild, das im Vergleich mit anderen Streicher-Meisterkursen durch einige Alleinstellungsmerkmale glänzt ... ist fest verankert mit der Identität unserer Philharmonie und wird traditionsgemäß durch den jeweiligen Chefdirigenten künstlerisch geleitet. Seit Jahren kommen weltbekannte Musiker als Dozenten an die Oos, viele von ihnen durch kürzere oder längere Engagements verbunden mit den Berliner Philharmonikern, um die ,Fleschis’, so der Kosename für die Teilnehmer der Akademie, für ein paar Tage zu unterrichten. Erst kürzlich konnte Kolja Blacher als Dozent für die Violinen verpflichtet werden, ein großer Gewinn für Baden-Baden und ein Kompliment für die Carl-Flesch-Akademie“, heißt es in dem Schreiben. Unterzeichnet haben Maria Ziegler, Diego Bañuelos, Pol Centelles und Malte Rettberg.

Eine „fest im Kulturleben verankerte Säule“

Das Quartett alarmiert: „Ein Ausfall der Carl-Flesch-Akademie im Folgejahr der Jubiläumsausgabe und im ersten Jahr des neuen Chefdirigenten Herrn Förster wäre fatal. Der dadurch entstehende Schaden im weltweiten Ansehen dieser Akademie ist aus unserer Sicht nicht mit einer Einsparung von Haushaltsmitteln in Höhe von bis zu 100.000 Euro zu rechtfertigen. Dazu befindet sich die Philharmonie momentan in einer Zeit des Umbruchs: personell, strukturell und künstlerisch. Gerade in einer solchen Zeit ist es aus unserer Sicht immens wichtig, eine bald 40-jährige Tradition mit großem regionalen, nationalen und internationalen Wirkungskreis und einer ebensolchen Werbe-Effekt für unsere Stadt als fest im Baden-Badener Kulturleben verankerte Säule zu verstehen und diese nicht zu gefährden. Wir haben die große Sorge, dass sich ein erst mal eingesparter Haushaltsposten in den Folgejahren nur sehr schwer wieder etablieren lassen wird. Das würde das Aus für die Carl-Flesch-Akademie bedeuten.“

Die Carl-Flesch-Akademie darf nicht sterben

Der Appell des Vorstands ist eindeutig: „Wir bitten Sie hiermit, sich bei der bevorstehenden Diskussion zum Haushaltsentwurf 2022/ 2023 sehr für die Fortführung der Carl-Flesch-Akademie im Jahre 2023 und den Folgejahren einzusetzen und einer Streichung dieses Haushaltspostens nicht zuzustimmen.“

„Es wäre ein unersetzbarer Verlust“

Prof. Dr. Heinrich Liesen, Stadtrat der FBB, hat dazu eine ganz klare Meinung: „Es muss uns gelingen, dass diese Institution bestehen bleibt. Zahlreiche Preisträger der Carl-Flesch-Akademie haben eine internationale Karriere gemacht. Von den wenigen Solisten der Berliner Symphoniker, die bei uns zu Gast waren, waren allein zwei oder drei ,Fleschis’. Sie sprachen mit höchstem Lob von dieser Ausbildung, die in ihrer Entwicklung von großer Bedeutung war. Es wäre ein unersetzbarer Verlust, auch im Hinblick auf das Weltkulturerbe, wenn die Stadt die Carl-Flesch-Akademie nicht mehr unterstützen und diese den Betrieb einstellen würde.“

Foto: unsplash.com_kazuo-ota