Preisgünstiger Wohnraum in Baden-Baden Mangelware

25August
2016

Wohnraumkonzept der Stadt weit unter dem Bedarf! Konzept führt zu steigenden Mieten und Unterversorgung mit Wohnraum.

Bürgermeister Werner Hirth stellt zufrieden fest: „Die Stadtbaugesellschaft (GSE) nimmt ihren Auftrag, Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen, sehr ernst“. Dies verkündete er kürzlich im Rahmen einer Presserundfahrt, bei der er auch die im Bau befindliche Mehrfamilienhausanlage „Wohnen am Wörthböschel“ vorstellte, die im Sommer 2017 fertig gestellt werden soll.

Geplant sind 78 barrierefreie Wohnungen, die zum Preis zwischen 5,60 € und 6,80 € je Quadratmeter vermietet werden sollen. Realisiert werden soll auch schon bald (!) das Wohnbauprojekt in der Alemannenstraße mit etwa 150 Plätzen. Das dürften geschätzt etwa 50 Wohnungen sein, die nun nicht mehr für Flüchtlinge gebraucht werden. Ob es sich dabei auch um preisgünstige Wohnungen wie am Wörthböschel handeln wird blieb offen. Also wird es 2016 und 2017 nur max. 128 preisgünstige Wohnungen geben, die für einkommensschwache Bürger Baden-Badens erschwinglich sind. Wohnraum für Flüchtlinge bleibt hier mal außen vor.

Das alles ist viel zu wenig! Denn nach dem eigenen städtischen Wohnraumförderungskonzept (2015) gibt es allein bei den Wohnungen mit 40 bis 50 qm einen Nachholbedarf von 300 Wohnungen. Dazu kommt: die tendenziell  weiter ansteigende Zahl der Singles, der Alleinerziehenden sowie der allein stehenden Rentner, dürfte dafür sorgen, dass der Bedarf an kleineren preiswerten Wohnungen weiter deutlich steigt – während gleichzeitig der Nachholbedarf erkennbar nicht befriedigt werden kann.

Die Konsequenz: weiter steigende Mieten durch erhöhte Nachfrage. Und das, obwohl gerade dieses Wohnungssegment größtenteils von einkommensschwachen Menschen nachgefragt wird. Was weiterhin bedenklich ist: einen Nachholbedarf an preisgünstigem Wohnraum für Familien mit Kindern sieht die Stadtverwaltung offenbar nicht, denn das Wohnraumkonzept erwähnt dies nicht.

Die Rede ist lediglich davon, dass bei gleich bleibendem Anteil Einkommensschwacher die „einkommensschwache“ Nachfrage bis zum Jahre 2030 (!) um weitere 230 Haushalte zunehmen dürfte. Immerhin wird konstatiert: „bei Berücksichtigung zukünftiger Altersarmut noch darüber hinaus“. Also herrscht klarer Mehrbedarf!

Daraus zieht die Stadt den Schluss, dass bis 2030 neben dem Nachholbedarf an preiswerten Kleinwohnungen durch Zuwachs einkommensschwacher Haushalte noch weitere 230 Wohneinheiten als preisgünstige Wohnungen errichtet werden müssten. Für welche Wohnungssegmente? – Fehlanzeige. Das städtische Konzept ist also kaum Ziel führend, wenn es darum geht, preisgünstigen Wohnraum nicht nur herbeizureden, sondern auch auf Basis belastbarer Zahlen zu planen und schließlich zu bauen.

Dazu bedarf es einer sorgfältigen Analyse. Ob eine solche Wohnraumbedarfsanalyse durch die von der Stadt beauftragte InWis sorgfältig vorgenommen wurde, darf in Anbetracht der  wenig aussagefähigen Ergebnisse bezweifelt werden, da sie dem Konzept nicht beigefügt war und somit nicht veröffentlicht wurde.

Die Gemeinderäte der Freien Bürger für Baden-Baden werden von der Stadtverwaltung die Offenlegung aller dem Konzept zugrunde liegenden Informationen verlangen und sich für eine Verbesserung der Wohnraumsituation für einkommensschwache Bürger Baden-Badens einsetzen und das Thema weiter verfolgen.

Volker Henkel

Foto: Ben Becher