„Mama ist nun auch Lehrerin und Erzieherin“

12Mai
2020

Regenbogenbilder schmücken derzeit unzählige Fenster – gemalt von Kindern, die in Corona-Zeiten nicht in die Schule oder in den Kindergarten dürfen. Wie läuft es in Familien mit kleinen Kindern? Interview mit Amalia Setzler, deren Sprösslinge dieses Regenbogenbild angefertigt haben.

Frau Setzler, Sie haben zwei kleine Kinder zu Hause, die Kitas sind geschlossen. Wie organisiersen Sie sich mit den Kleinen?

Amalia Setzler: „Wir haben einen Erstklässler und ein quirliges Kindergartenkind daheim. Beide haben unterschiedliche Bedürfnisse und diese sind nicht immer leicht unter einen Hut zu bekommen. Seit der Schul- und KiGa-Schließung sind beide den ganzen Tag daheim. Die erste Woche war gerade beim Großen stark von Unsicherheit, Planlosigkeit, Unwissen und Trauer darüber geprägt, Freunde und Familie nicht treffen zu können. Langsam aber sicher fanden wir als Familie einen neuen Alltag, in dem Platz für Hausaufgaben, Spielen, Haushalt, Home-Office usw. ist. Wir mussten umdenken, den Kindern einen neuen Rahmen, Sicherheit und Zuversicht bieten. Gerade die Hausaufgaben, die deutlich mehr sind als üblich, erfordern starke Nerven von Kindern und Eltern. Das ist eine Belastung und beansprucht sehr viel Zeit. Inzwischen hat sich alles gut eingependelt.“

Sind sie geduldig oder sehnen sie sich nach ihren Spielkameraden?

Amalia Setzler: „Unser Großer hat ,Corona’ ziemlich schnell begriffen und versteht gut, dass das Spielen mit Freunden zurzeit nicht möglich ist. Bei der Kleinen ist das Verständnis noch nicht ganz dafür da und sie ist oft traurig. Beide vermissen ihre Freunde sehr und würden sehr gerne mit ihnen spielen. Wir haben aber das Glück in einer kinderreichen Straße in Ebersteinburg zu wohnen, sodass die Kinder während eines Spazierganges schon den ein oder anderen Freund über den Gartenzaun hinweg grüßen und plaudern können. Das ist für beide das Highlight des Tages.“

Wie geht es Ihnen in der Situation, wie geht es Euch als Familie?

Amalia Setzler: „Da die Zeit wegfällt, in der die Kinder in Schule und Kindergarten betreut werden, musste der gewohnte Ablauf unseres Tages angepasst werden. Das war schon eine Herausforderung. Und dann kommt noch hinzu, dass man als Mama in der Corona-Zeit weitere Aufgaben zugeteilt bekommt: Mama ist nun auch Lehrerin und Erzieherin. Da gab und gibt es viel zu lernen.“

Gibt es etwas Positives, was man dieser Krise abgewinnen kann?

Amalia Setzler: „Positives bringt diese ungewisse Zeit auch mit sich. Der Alltag ist viel entspannter, weil wir nicht von Termin zu Termin hetzen. Wir werden geduldiger und kreativer. Wir schreiben wieder Postkarten, um jemandem einen lieben Gruß zu schicken. Wir haben Zeit für unsere Nachbarn und Freunde. Wir sind hilfsbereit. Wir werden genügsam, konzentrieren uns auf Wesentliches.“

Worüber freuen Sie sich vor allem, wenn wieder etwas Normalität zurückkehrt?

Amalia Setzler: „Da gibt es viele Dinge, die mir spontan einfallen: Freunde und Familie besuchen, mit den Kindern in den Zoo oder in ein Museum gehen, keine Einschränkungen mehr zu haben, was Urlaub, Ausflüge und Veranstaltungsbesuche oder überhaupt soziale Kontakte betrifft.“

Foto: FBB-Archiv