„Die Existenzbedrohungen sind die schlimmsten Auswirkungen der Corona-Krise“

21April
2020

Wie erleben die Bürger der Stadt die Corona-Krise? Was tun sie? Interview mit Tommy Schindler, Stadtrat der FBB.

Herr Schindler, wie empfinden Sie die derzeitige Situation?

Tommy Schindler: „In meiner manchmal etwas rustikalen Art machte ich mir anfangs über Corona keine großen Sorgen. Doch bald musste ich einsehen, dass das nicht eine einfache Grippe ist. Nun leben wir schon einige Wochen mit Einschränkungen, die einen geselligen Menschen wie mich doch arg treffen. Aber das ist nichts im Vergleich zu den Menschen, deren Existenz nun bedroht ist. Neben dem gesundheitlichen Risiko sind die Existenzbedrohungen die schlimmsten Auswirkungen der Corona-Krise.“

Das Gemeinderatsleben ruht – wie sind Sie trotzdem politisch aktiv?

Tommy Schindler: „Die politischen Aktivitäten laufen derzeit wirklich auf Sparflamme, aber es gibt trotzdem das eine oder andere zu tun. Man bleibt mit den Kollegen digital in Kontakt und aus dem Rathaus treffen immer wieder Infos ein. Und übernächste Woche ist die erste Gemeinderatsitzung nach langer Pause. Da ist man dann schnell wieder mit politischer Arbeit eingedeckt.“

Sie kennen Lichtental wie kaum ein anderer. Wie ist die Stimmung?

Tommy Schindler: „Im Wilden Osten geht das Leben weiter, wenn auch nicht wie gewohnt. Die Menschen sind, wie andernorts sicher auch, verunsichert. Das gesellschaftliche Leben wurde radikal eingeschränkt, was gerade in einem Ortsteil wie Lichtental tiefe Einschnitte hinterlässt. Die Menschen sind erschüttert, dass nun bis in den August hinein Vereinsfeste und Zusammenkünfte abgesagt werden müssen.“

Wie kommen Sie mit der Einschränkung bestimmter Dinge, wie etwa geschlossene Läden, zurecht?

Tommy Schindler: „Ich habe mir noch nie etwas aus Shopping gemacht, also treffen mich diese Einschränkungen überhaupt nicht. Die wichtigsten Einrichtungen wie Lebensmittelgeschäfte sind geöffnet. Dass in der bevorstehenden Sommersaison Schwimmbäder, Ausflugsziele und Biergärten geschlossen bleiben sollen, stimmt mich dann doch etwas traurig. Aber auch hier muss ich sagen, dass das relativ unbedeutend ist im Vergleich zu den Menschen, die ihre Betriebe nicht öffnen können.“

Wen unterstützen Sie?

Tommy Schindler: „In erster Linie unterstütze ich meine Mutter, die noch in ihrer eigenen Wohnung lebt. Für sie ist es sehr belastend, dass sie nicht unter Menschen gehen soll.
Und dann ist da noch der Einkaufservice, den unser Verein zusammen mit der Firma Edeka Fitterer und der AWO ins Leben gerufen hat. Dreimal in der Woche können Menschen, die derzeit unter Einschränkungen leben, anrufen und Lebensmittel bestellen, die wir dann am nächsten Tag ehrenamtlich zustellen. Ein recht zeitintensiver Job, der aber auch Spaß macht.“

Wer unterstützt Sie?

Tommy Schindler: „Da ich über eine sehr robuste Gesundheit verfüge, brauche ich noch keine Unterstützung. Aber wertvolle moralische Unterstützung erhalte ich von meinem Hund und meinem Kater. Der Hund verhilft mir zu legalen Ausgängen, der Kater strahlt Ruhe und Gelassenheit aus.“

Foto: FBB-Archiv