„Unser Geschäft ist von 100 auf Null eingebrochen“

24April
2020

Die Corona-Krise hat den Hotelier Simon Huber kalt erwischt. Und trotzdem wird er weiter kämpfen. Erst 2019 hatte er viel Geld in „HUBERS Hotel“ investiert. Hier beschreibt er die Lage.

„Unser kleines Haus in der Merkurstraße ist seit 1960 in Familienbesitz. Ehemals unter dem Namen Hotel Deutscher Kaiser bekannt, haben es meine Schwester und ich mit der Übernahme von unseren Eltern im vergangenen Jahr in „HUBERS Hotel“ umbenannt. Dass wir uns bereits im zweiten Jahr unserer Selbstständigkeit in einer derart schwierigen Lage unbekannten Ausmaßes befinden, hätten wir uns nicht vorstellen können.

Umsatzeinbußen von rund 35 Prozent

In dieser Woche hätte der Filmtheater-Kongress in Baden-Baden stattfinden sollen. Einer der größten Kongresse des Jahres, für Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel ein wichtiger Termin im Kalenderjahr. Doch dieser, wie auch alle anderen Kongresse und Veranstaltungen bis Ende August, fielen der Corona-Krise zum Opfer. Hinzu kommt, dass die Landesregierung seit dem 22. März alle Hotels und Gaststätten geschlossen hat. Ende offen. Aktuell planen wir für das aktuelle Jahr bereits mit Umsatzeinbußen von 35 Prozent.

Die Gäste bleiben aus

Hotelzimmer dürfen zwar für geschäftlich Reisende vermietet werden, jedoch geht da die Anzahl aufgrund von Home-Office und Auftragsrückgängen gen Null. Baden-Baden lebt vor allen von Gästen, die diese schöne Stadt und Ihre einzigartige Kombination aus kulturellen und naturnahen Attraktionen entdecken und erleben wollen.

Die Zeit für Renovierungen nutzen

Mit der Übernahme des elterlichen Betriebes haben meine Schwester und ich natürlich investiert. Wir wollten mit der Zeit gehen, unseren kleinen Familienbetrieb zukunftsfähig aufstellen und investierten in die Elektrik der Zimmer, Lärmschutz- und Energie-effiziente Fenster und in die Verbesserung des Brandschutzes. Zudem werden Hotelzimmer und öffentliche Bereiche stark abgenutzt und müssen immer instandgehalten werden. So nutzen wir den aktuellen Leerstand vor allem für weitere Renovierungsarbeiten im Hotel und der im vergangenen Jahr neu eröffneten Café-Bar „Bruder&Schwester“. 

Stolz auf die Mitarbeiter

Wir haben mit dem Einbruch der Reservierungen am 10. März das Haus sofort in den Lockdown versetzt, um jeden Euro zu sparen. Wir haben neun Mitarbeiter, für die und deren Familien wir Verantwortung tragen. Alle unsere Leute sind in Kurzarbeit. Wir sind sehr stolz auf unsere Mitarbeiter, die teilweise schon mehr als 20 Jahre im unserem Hotel arbeiten. Wie wir uns auf sie verlassen, so sollen sie sich in dieser Zeit auch auf uns verlassen können!

Schwieriges Tourismusjahr

Unser Geschäft ist von 100 auf Null eingebrochen. Wie lange der Lockdown für unser Haus weitergeht, ist aktuell offen. Hinzu kommt das große Fragezeichen, wie es danach weitergeht: Wie verunsichert sind deutsche Reisende, bevor sie wieder buchen? Von unseren französischen, Schweizer und allen anderen internationalen Gästen ganz zu schweigen!

Die Situation bleibt unkalkulierbar

Klar stellen wir uns als Familie die Frage: Wie sollen wir das alles schaffen? Wann gibt es wieder Licht am Ende des Tunnels? Wie geht es weiter nach der Krise? Dies ist eine belastende Situation für uns. Wie viele andere sehen wir uns unverschuldet in unternehmerische Schieflage geraten. Die Soforthilfe war ein Signal, gemessen an den aktuellen Prognosen in Folge der Einschränkungen des öffentlichen Lebens – doch nicht mehr als ein solches. Wir haben große Befürchtungen, dass sich in unserer Branche noch lange Zeit keine echte Perspektive auftun wird. Denn große Lockerungen oder so etwas wie einen normalen Alltag wird es so schnell nicht geben.

Gute Menschen, schlechte Menschen

Alltag ist aktuell leider, dass die Polizei unser Haus kontrolliert, weil eine Nachbarin Anzeige erstattet hatte, wir würden Touristen bei uns logieren lassen. „Nachbarschaftshilfe“ at it’s best!

Zuversicht auf ein „Danach“ geben uns derweil die vielen positiven Nachrichten langjähriger Gäste. Wir versuchen, optimistisch zu bleiben, wann immer dieses „Danach“ auch sein wird.“

Foto: FBB-Archiv