„Das soziale Gewissen der Stadt versagt zu oft“

31Januar
2019

Warum engagieren sich Bürger für ihre Stadt? Was treibt sie an? In dieser Serie stellen wir Woche für Woche ein Mitglied der FBB vor. Heute: Hannes Elster, Journalist.

Herr Elster, seit wann sind Sie bei der FBB?

Hannes Elster: „Kurz nach der letzten Wahl zum Gemeinderat bin ich Mitglied der FBB geworden.“   

Warum sind Sie beigetreten?

Hannes Elster: „Weil für mich die Grundstücksgeschäfte der Stadt immer mit einem Beigeschmack von Korruption verbunden waren. Man konnte das zwar im Detail niemals beweisen, aber der Verdacht schwebt bis heute über den jeweiligen Spitzen der CDU-beherrschten Stadtverwaltung, so wie der unsichtbare Gestank über einem Misthaufen. Dazu kamen natürlich noch andere Themen: der schlicht amateurhafte Umgang mit unserem wichtigsten Baudenkmal, dem Neuen Schloss, und die bauliche Verschandelung der Stadt.“   

Wie kamen Sie zur FBB?

Hannes Elster: „Martin Ernst hat mich geworben. Und ich habe das noch keinen Tag bereut.“

Warum engagieren Sie sich bei der FBB?

Hannes Elster: „Weil die FBB eine muntere Truppe ist, die nicht vorhat, die Stadt zu beherrschen, sondern nur einen Saustall ausräumen will. Wir wollen nach der Wahl im Mai eine transparente Stadtverwaltung einrichten, wir wollen demokratische Strukturen auch in Baden-Baden. Und wir wünschen uns eine Stadtpolitik, die auch heute noch benachteiligte Bevölkerungsgruppen mitnimmt und nicht aus der Stadt vertreibt.“

Was wollen Sie verändern? Und warum? 

Hannes Elster: „Ein Beispiel: Wir verbrauchen in Baden-Baden völlig sinnlos kostbaren Baugrund für wenige Millionäre und ihre Luxuswohnungen, obwohl wir dringend Wohnraum und den entsprechenden Baugrund für Normalverdiener –Familien mit Kindern – oder sozialen Wohnungsbau für Bedürftige bauen müssten. Es fehlen etwa 2000 Wohnungen für beide Bevölkerungsgruppen. Und wir brauchen eine völlig neue Bildungspolitik in Baden-Baden. Das fängt damit an, dass alle Kinder umsonst von und zur Schule fahren können. Dazu: alle Nebenkosten und alle Gebühren in allen Kitas, Kindergärten und Schulen wie Kantine, Schulgeld in der Musikschule undsoweiter sollten gestrichen werden, weil viele Eltern sich dieses einfach nicht leisten können. Aber wir sollten alle Kinder gleich behandeln, denn Bildung ist für jedes Kind ein Grundrecht und kein Privileg für die besseren Schichten. Hier wie auch sonstwo versagt das soziale Gewissen der Stadt Baden-Baden, die nur dafür sorgt, den wenigen Millionären ein angemessenes Leben in der Stadt zu ermöglichen. 

Was macht Ihnen Freude bei der Arbeit in der Wählerinitiative?

Hannes Elster: „Die offenen Diskussionen und der Ernst und die Beharrlichkeit, mit denen wir unsere Ziele verfolgen.“

Worüber ärgern Sie sich gelegentlich in unserer Stadt?

Hannes Elster: „Die phantasielose Bräsigkeit, mit der die Spitzen der Stadtverwaltung unsere Stadt herunterwirtschaften. Seit dem Krieg, seit 1945, regiert die CDU Baden-Baden. Die Stadt wurde mit der Zeit immer mehr zum Eigentum dieser Partei. So wirkt sie auch. Das muss und wird mit den Wahlen im Mai ein Ende haben.“

Foto: Hannes Elster