Das Coronavirus tangiert bereits die Kurstadt

03März
2020

Noch ist kein Fall einer Erkrankung durch ein Coronavirus in Baden-Baden aufgetreten – doch die wirtschaftlichen Folgen machen sich bereits bemerkbar.

Kein Thema erregt die Gemüter momentan mehr als die aufkommenden Infektionen mit besagtem Virus. In Baden-Württemberg waren bis zum Sonntagabend 20 Fälle bekannt. Auch wenn die meisten Krankheitsverläufe bislang mild verliefen: Im Hotel- und Veranstaltungsgewerbe hat sich die Angst vor einer möglichen Ansteckung bemerkbar gemacht. Ende vergangener Woche wurde kurzfristig die geplante Oetker-Tagung in Baden-Baden abgesagt.

Weniger Reisegruppen in Baden-Baden

Zudem haben Touristen aus Asien und anderen Ländern ihren Besuch in der Kurstadt storniert – insgesamt beziffert man beim DEHOGA Ausfälle von bis zu 1.200 Teilnehmern. Seit Ende vergangener Woche sind Fälle von Infektionen in Karlsruhe, Heilbronn sowie im Freiburger Raum bekannt geworden.

Viele Messen und Veranstaltungen storniert

Nach der Absage der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin zogen die Eidgenossen nach: Sowohl die Baseler Fasnacht und der große Umzug am 2. März wurden abgesagt als auch der Genfer Autosalon. Das Verbot von Großveranstaltungen soll bis mindestens 15. März gelten. Stornierungen auch in unserer Region: Die internationale Messe „IT-TRANS“, die in dieser Woche in Karlsruhe stattfinden sollte, ist wegen des Coronavirus abgesagt.

Hygiene bietet einen guten Schutz – auch am Arbeitsplatz

In einigen Unternehmen Mittelbadens sind Mitarbeiter von ihren Chefs aufgefordert worden, Gäste mit einem Lächeln statt mit einem Handschlag zu begrüßen und regelmäßig gründlich die Hände mit Seife zu waschen. Wo es möglich ist, können Geschäftstreffen auch durch Videokonferenzen ersetzt und kann im Home-Office gearbeitet werden. Nach Ansicht von Experten ist die Unterbrechung der Infektionsketten das probate Mittel, um die Verbreitung des Virus einzudämmen und Zeit zu gewinnen. Genau darum geht es jetzt. Der Virologe Alexander Kekulé geht davon aus, dass im Sommer die Coronaviren schwächer werden.

Kein Grund zur Panik oder Ausgrenzung

Ein Besuch im dm-drogerie markt in Baden-Baden am Samstagmorgen zeigte: Die Baden-Badener haben sich mit Desinfektionsmitteln eingedeckt: Alle Regale mit entsprechenden Produkten waren leer (übriges sagt man auch Essig eine desinfizierende Wirkung nach). In eben demselben Geschäft bewegte sich die Kundschaft laut Schilderung einer Augenzeugin vor ein paar Tagen schnell Richtung Ausgang, als eine Reisebus-Gruppe Chinesen das Geschäft betrat.

Angst ist stets der schlechteste Berater

Das Gesundheitsministerium übt derzeit Kritik an unbegründeter Panik und Anfeindungen gegen Coronavirus-Erkrankte, wie dies bereits in den sozialen Medien der Fall war. Eine Sprecherin konstatierte: „Wir verurteilen das aufs Schärfste und appellieren an einen besonnenen Umgang mit dem Thema.“

Bislang keine Fälle in näheren Umgebung

Bei Redaktionsschluss hat es im Stadtkreis Baden-Baden sowie im Landkreis Rastatt keine Verdachtsfälle von Infektionen mit dem Coronavirus gegeben.

Geringe bis mäßige Gefahr

Laut Robert-Koch-Institut* (RKI) in Berlin wird die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland aktuell als gering bis mäßig eingeschätzt. Diese Einschätzung kann sich kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern. Eine weitere und weltweite Ausbreitung des Erregers ist wahrscheinlich. Grund zur Beruhigung liefern Fakten: Bei den bisher hauptsächlich aus China berichteten Fällen verliefen vier von fünf Krankheitsverläufe laut RKI mild.

Ein dauerhafter Begleiter

Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité, erwartet in Deutschland dennoch hohe Fallzahlen, „weil unsere Gesellschaft sehr reisefreudig ist“, wie er am vergangenen Donnerstag bei „Maybrit Illner“ sagte. Deutschland sei aber hervorragend vorbereitet. Immer mehr Wissenschaftler glauben, dass das neue Coronavirus wie das Grippevirus hierzulande dauerhaft vorkommen wird.

Der Hals kratzt? Erstmal zum Telefon greifen

Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg empfiehlt, bei Fragen zum Coronavirus und einer möglichen Erkrankung primär den Patientenservice zu bemühen, sofern der Krankheitszustand nicht besorgniserregend ist. Dieser ist unter der Rufnummer 116 117 erreichbar.

Es besteht kein Grund zur Panik. Wer dennoch Fragen hat, kann seit gestern die Hotline des Landesgesundheitsamts über das Regierungspräsidium Stuttgart anrufen: Telefonnummer 0711/90439555.

Foto: Ben Becher