Geschafft! Keine Windkraftanlagen im Baden-Badener Umland

30Juli
2021

Der Gemeinderat hat sich am Montag mehrheitlich für die „Light-Version“ des Klima-Aktionsplans ausgesprochen. Damit bleiben Rote Lache und Wettersberg von Windkraftanlagen verschont. Markus Fricke, Stadtrat der FBB, hatte sich bereits im Hauptausschuss dazu geäußert.

Die FBB hat sich zusammen mit der CDU, den Freien Wählern und der FDP für den „kleinen“ Klima-Aktionsplan ausgesprochen – und somit dafür, dass die riesigen Windkraftanlagen in der Gemarkung Baden-Baden nicht aufgestellt werden dürfen – aus mehreren Gründen.

Der Einsatz von Windkraft ist abzuwägen

Hier spielen auch gesundheitliche Schädigungen solcher Anlagen einen Rolle, durch Tief-Frequenz-Schall, aber auch Naturschutz: Denn immerhin müssen für Windkraftanlagen viele Bäume abgeholzt und Waldflächen für den betonierten Sockel versiegelt werden. Und, nicht zu vergessen: Wir sind gerade Weltkulturerbe geworden – damit gehen auch für unsere Umgebungen ästhetische Verpflichtungen einher.

Keine Anlagen in der Gemarkung Baden-Baden

Jetzt greift nun die schmalere Variante des Klima-Aktionsplans, kurz KAP genannt. 25 Stimmen hatten dafür gestimmt, 14 dagegen. Dieser sieht vor, die CO2-Reduktion bis 2030 um 40 Prozent zu drosseln, durch den Einsatz von 20 Prozent erneuerbarer Energie. Die Grünen und Teile der SPD hatten auf die KAP-Variante gesetzt, die 30 Prozent erneuerbare Energie vorsieht. Somit wären die Windkraftanlagen rund um Baden-Baden fällig gewesen.

Erneuerbare Energie besteht nicht nur aus Windkraft

Solarenergie spielt hier eine Rolle sowie Wasserkraft, Biomasse und Erdwärme. Für die Gewinnung dieser Energien müssen keine 200 Meter hohen Türme in den Wald gesetzt werden. 200 Meter – so hoch ist etwa ein Fernsehturm oder ein Hochhaus mit 70 Stockwerken. Mit diesem Thema sensibel umzugehen und nicht einfach einem Dogma zu folgen – dafür hat sich die FBB eingesetzt.

Plädoyer im Hauptausschuss

Markus Fricke, Stadtrat der FBB, hatte sich zum Thema Windkraft bereits im Hauptausschuss geäußert: „Viele Wege führen nach Rom. Es führen auch viele Wege in Richtung Klimaneutralität“, betonte der Rechtsanwalt im Ruhestand. „Windenergie spielt dabei zumindest als Interimstechnologie eine wichtige Rolle. Keine Frage, und dies wird von niemandem angezweifelt, auch nicht in diesem Gremium.

Das Thema tief durchdenken

Die Bedeutung von Windkraft darf indessen nicht den Blick verstellen für eine gesamtheitliche Betrachtung. Es sind nicht nur diejenigen Kommunen gute Kommunen, in denen Windenergieanlagen installiert sind. Eine differenzierte Betrachtungsweise ist angezeigt.

Kapital Naturschönheit…

Baden-Baden lebt von der Natur, genauer gesagt, der Schönheit seiner Natur. Windenergieanlagen sind hier anders zu beurteilen als auf ödem Flachland im südlichen Sachsen-Anhalt beispielsweise oder in der windreichen Nordsee.

…versus Dogmatismus

Ich will heute nicht den Blick darauf lenken, welche unvertretbaren Eingriffe in die Natur notwendig sind, um Windenergieanlagen im Schwarzwald zu stellen. Dies fällt mir nicht leicht, denn ausgerechnet von den politischen Repräsentanten der Grünen im Land und andernorts werden Windenergieanlagen vehement in der Fläche gefordert, also von jenen Grünen, die sich ansonsten mit viel Energie wegen jeden Schmetterlings und jeder Fledermauspopulation vehement gegen Infrastrukturmaßnahmen aller Art stemmen.

Bitt keine Doppelmoral

Ich halte es für eine ziemliche Doppelmoral mit solcherlei, nämlich zweierlei, Maß zu messen.

Ich möchte den Blick auch etwas anderes lenken und den Mitgliedern von Fridays for Future wie auch den Grünen entgegenhalten, dass wer mit dem Finger auf andere zeigt, bedenke, dass drei Finger der Hand dabei auf einen selbst zeigen.

Was will ich damit sagen?

  • Klimaschutz beginnt nicht bei der Windkraft. Klimaschutz beginnt bei jedem einzelnen von uns. Es ist eines jeden Pflicht aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Und zwar nicht auf der Erzeugerseite, sondern auf der Verbraucherseite.
  • Ist es wirklich notwendig, fünf oder zehn Minuten lang zu duschen und das zweimal am Tag? Die eingesetzte Heizenergie ebenso wie der Wasserverbrauch und der Anfall von Abwasser sprechen dagegen, ohne dass die Hygiene auf der Strecke bliebe.
  • Ist es sinnvoll oder gar notwendig, dass statt mit dem Fahrrad in die Schule zu fahren Muttis SUV ran muss?
  • Ist es notwendig, Partyurlaub auf den Balearen oder sonst wo klimaschädlich mit dem Flugzeug anzutreten?
  • Kann ich mein Urlaubsziel oder Ausflüge nicht ebenso gut mit der Bahn durchführen?
  • Muss die Reise anlässlich des Abiturs nun wirklich nach Italien, England oder eben auf die Balearen gehen?
  • Muss ich viermal in der Woche zum Einkaufen mit dem Auto irgendwohin fahren, statt mir einmal zu überlegen, was ich in der Woche besorgen möchte, um es dann mit einer Fahrt abzuwickeln?
  • Muss es eigentlich in öffentlichen Institutionen und daheim eine Zimmertemperatur von 21 Grad Celsius im Winter oder mehr geben? Früher wurde ein Pullover oder einige Jacke angezogen. Ein Grad weniger Zimmertemperatur reduziert den Energieverbrauch um sechs Prozent.
  • Es wäre viel ökonomischer, sparsame Fahrzeuge lange und vor allen Dingen wenig zu fahren, statt aus dogmatischen Gründen Windenergie zu fordern, damit möglichst viel Energie für Elektroautos zur Verfügung steht, zumal diese Fahrzeuge eine höchst fragwürdige Gesamtenergiebilanz aufweisen.
  • Manchmal habe ich den Eindruck, alle wollen zurück zur Natur, nur eben nicht zu Fuß.
  • Die gesteckten Klimaziele in Baden-Baden sind nicht erreicht worden, das ist wahr. Auffällig ist aber der signifikante Fortschritt beim reduzierten und nachhaltig erzeugten Energieverbrauch.

Mit einer Ausnahme: dem Verkehr.

  • Nicht mehr Energieerzeugung bei unverändertem Verhalten ist gefragt. Notwendig ist etwas Verzicht im Interesse des Weltklimas durch bewussteren Umgang mit Energie und anderen Ressourcen.
  • An den Treibhausgasen sind wir zwar weltweit nur mit zwei Prozent beteiligt. Doch wer den Finger auf andere zeigt, der zeigt mit drei Fingern auf sich selbst.

Klimaschutz beginnt im Kleinen

Deshalb: Bei jedem von uns im Kleinen beginnt der Klimaschutz. Denn nicht benötigte Energie muss nicht erzeugt werden. Schon gar nicht mit Windkraftanlagen in herrlicher Natur.“

Fotos: FBB-Archiv/pixabay.com