„Klug den Verkehr beschränken“

24April
2019

Wolfgang Niedermeyer, erster Mann des Vereins Stadtbild e.V., Architekt und Kandidat der FBB, äußert sich hier über den neu gestalteten Leopoldplatz. Sein Postscriptum hat es in sich.

„Wir vom Verein Stadtbild sind erleichtert, dass der Leopoldsplatz, endlich baustellenfrei, wieder den Bürgern gehört. Beton hat seit langen Jahren leider ein schlechtes Image in der Architektur und Stadtgestaltung, häufig zu Recht. Besonders auch am Leo, das zeigt eine Umfrage des Vereins. Mit fundierter Argumentation haben die Mitglieder ihre überwiegend negativen Eindrücke vorgetragen.

Wie also mit der wenig geliebten Situation umgehen?

Seien wir ehrlich, Baden-Baden ist seit jeher keine Stadt besonderer Platz-Architektur, die enge Tal-Achse und Topographie haben das verhindert. Baden-Baden überzeugt durch seine bauliche Vielfalt, von bescheiden bis prächtig, auf engstem Raum. So auch am Leopoldsplatz mit seiner beeindruckenden Randbebauung in unterschiedlichsten Architekturen und herrlichen Sichtachsen in die anschließenden Straßenzüge.

Den Stadtraum genießen

Wer dem in der Ausführung leider wenig gelungenen Kiosk nichts abgewinnen kann – die Planung wurde gelobt –, kann ihm auch den Rücken zukehren. Wir sollten uns jetzt nicht missmutig jeden Tag an dem groben, grauen Betonkaro und den abrupten Übergängen zu den Anschlussstraßen reiben, sondern wieder die Gelegenheit nutzen, den historischen Stadtraum von hier aus mit Muße zu genießen.

Morgens: LKW-Getöse

Das kann nur mit kluger Beschränkung des Verkehrs, vor allem auch des Lieferverkehrs, gelingen. Gehört doch dieser Platz bis gegen Mittag nicht den Bürgern, sondern den Liefer-LKWs. Unser Stadtbild Welterbe-Spaziergang Nummer zwei beginnt am Leo, Flyer dazu gibt’s bei der Tourist-Info in den Kurhauskolonnaden. Ein freies Flanieren über den Platz, das wäre ja was.

Postscriptum

Einen Umstand, der bisher von der Verwaltung nicht vermittelt wurde, möchte der Verein Stadtbild den Bürgern nicht länger vorenthalten: Leopoldsplatz und Römerplatz sind in ihrer Beton-Anmutung offensichtlich als subtile Hommage an Baden-Badens Römerzeit gedacht. Besaßen diese doch mit ihrem ,opus caementitium’ – dem Vorläufer des Betons – einen Baustoff, dem wir heute an weltberühmten Bauten, wie dem Pantheon in Rom, wohlwollend und bewundernd gegenüberstehen. Ein Musterbeispiel für kreatives Zusammentreffen von Bautechnik und Gestaltung – jedenfalls in Rom.