Gefahr an Schulen: Verbot für Elterntaxis?

18März
2024

Die Verantwortlichen des Städtetags möchten dem Verkehrsaufkommen vor den Schulen ein Ende setzen. Denn zu viele Eltern wollen ihre Kinder mit dem Auto morgens genau davor absetzen. Das birgt Gefahren – und tut Kindern nicht unbedingt gut. Ein Kommentar von Cornelia Mangelsdorf.

Ja, ich gebe es zu: Auch ich habe meinen Sohn zu Schulzeiten oft mit dem Auto in die Schule gebracht. Kleine Entschuldigung: Die Schule lag auf dem Weg zu meiner Arbeit. Trotzdem war ich froh, als er dann in das Alter kam, wo er sicher und selbstständig mit dem Fahrrad in die Schule fahren konnte. Denn das „schnell mal Halten“ vor dem Gymnasium Hohenbaden praktizierten viele Eltern, sehr zum Leidwesen anderer Kinder, die zu Fuß oder vom Bus kamen, und es behinderte auch die anderen Verkehrsteilnehmer.

Laut ADAC Stiftung werden knapp ein Viertel aller Grundschulkinder in Deutschland fast täglich mit dem Auto zur Schule gebracht. Das ist eine ganze Menge. Natürlich meinen es die Eltern gut. Schwerer Schulranzen, viel zu schleppen, spät dran, überfüllter Bus: Es gibt viele Gründe, die Kinder zu fahren. Allerdings, so betonen die ADAC-Experten, fördern Eltern damit nicht die Kompetenz der Kinder, sich im Straßenverkehr zu bewegen. Auch erhöhen die Elterntaxis das Unfallrisiko, Stichwort hohes Verkehrsaufkommen.

Städtetags-Präsident Markus Lewe hat jüngst ebenfalls auf das Gefahrenrisiko hingewiesen, das besteht, wenn neben kurzparkenden Autos Kinder daran vorbeilaufen oder -radeln. Das ist eine unübersichtliche Situation – und im Ernstfall hat das Kind natürlich keine Chance gegen Mamas oder Papas Auto, falls es übersehen wird. Oft sind es große SUVs, die als Elterntaxi vorfahren.

Lewe, der auch Oberbürgermeister von Münster ist, möchte mehr Entscheidungsspielraum für die Kommunen in Sachen Verkehr. Der Städtetag hat deshalb an Bund und Länder appelliert, die, wie er dpa sagte, „dringend nötige Novelle des Straßenverkehrsgesetzes wieder in die Spur zu bringen.“

Diese hatte im Bundesrat noch keine Mehrheit, wurde aber vom Bundestag beschlossen. Die Reform dieses Gesetzes und seine Novelle soll Städten und Gemeinden mehr Gestaltungsspielraum geben, etwa für die Einrichtung von Busspuren und Tempo-30-Zonen, wie dpa berichtete. Bundesregierung oder Bundestag haben nun die Möglichkeit, den Vermittlungsausschuss anzurufen, um mit den Ländern über Kompromisse zum Straßenverkehrsgesetz zu verhandeln. Allerdings hat das Bundesverkehrsministerium Ende 2023 signalisiert, dass es erst einmal nicht den Vermittlungsausschuss anrufen möchte. Die Länder sollten sich zunächst positionieren und erklären, was sie wollten.

Ich kann den Appell von Lewe verstehen. Ideal wäre es, wenn Städte und Gemeinden selbst in Abstimmung mit Schulen und Eltern entscheiden könnten, wie sie Gefahrenlagen durch Elterntaxis bannen. Das könnte zum Beispiel die zeitweilige Sperrung von Straßen sein – was in Städten wie Baden-Baden aber schwierig werden könnte, da viele Schulen an Achsen liegen, die für den Verkehr wichtig sind.

Es liegt also an den Eltern, mitzuhelfen, dass Gefahren vor der Schule gebannt werden. Wer sein Kind also mit dem Auto bringen muss oder möchte, könnte etwa dort parken, wo keine Gefahr für die Schulkinder lauert – und das Kind läuft dann noch einige Meter zu Fuß. Oder, und das wäre klimafreundlich, es nimmt das Rad oder den Bus. Auch dass Eltern sich zusammenschließen, um abwechselnd eine Gruppe von Nachbarskindern zur Schule per Pedes oder Rad zu begleiten, könnte eine Lösung sein. So einst geschehen in unserer Nachbarschaft. Das war immer ein schönes Bild – und bis die Kinder an der Schule angekommen waren, waren sie putzmunter.

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Gesamtgrafik: Tommy Schindler

Original Schulkinder und Kraftfahrzeug