Eine eingeschworene Bus-Gemeinschaft

19Oktober
2023

In der französischen Stadt Biarritz fahren mehrere kleinere E-Busse kostenlos. So können ältere Menschen bequem zum Einkaufen fahren und Ausflügler schnell an weiter gelegene Strände gelangen. Der Reiz der kleinen E-Busse liegt aber nicht nur in der Fortbewegung zum Nulltarif: Ganz nebenbei wird hier ein beispielhaftes Miteinander gelebt. Cornelia Mangelsdorf ist auf den Bus gekommen.

Biarritz ist eine wunderschöne Stadt am Meer. Wir verbringen gern unsere Ferien dort, aus vielen Gründen. Doch wer im Zentrum wohnt und von A nach B will, muss öfters mal bergauf und bergab gehen. Da die Stadt sich in die Länge zieht, läuft man da an einem Tag Stadt- und Strandbesichtigung gut und gern mal seine 10 Kilometer.

Ruckzuck von einem Ende der Stadt ans andere

Mit Begeisterung habe ich jetzt festgestellt, dass keine zwei Minuten von unserem Quartier entfernt die kostenlose Buslinie N 11 hält. Alle halbe Stunde fährt der kleine Elektrobus vor. Per QR-Code kann man genau sehen, ob er sich verspätet oder ob er pünktlich kommt. Also rein in den Bus! Statt der 30 Minuten Spaziergang zum großen Strand „Plage de la Côte des Basques“, den ich als leidenschaftliche Strandläuferin bei meinen Aufenthalten fast täglich ansteuere, brauche ich mit dem Bus nur zehn. Diese Zeitersparnis ist wichtig, denn ich kann dieses Sand-und-Wasser-Nadelöhr nur bei Ebbe passieren, um weiter Richtung Süden zu wandern. Bei Flut existiert der Strand schlichtweg nicht.

Kostenlos und umweltfreundlich

Das Schöne ist: Der Bus bringt uns auch wieder nach Hause. Da unser Ferienhäuschen am Berg liegt, ist das sehr praktisch, vor allem mit Einkaufstauschen. Einmal sind wir aus Neugier bis zum Endpunkt der Bus-Linie gefahren und landeten ganz in der Nähe eines wunderschönen Parks mit See. So konnten wir wieder neue Seiten unserer Lieblingsstadt entdecken, ohne dafür einen Cent zu bezahlen. Umweltfreundlich ist der Bus ebenso.

An sechs Tagen der Woche

Insgesamt verkehren in der Stadt drei kostenlose Buslinien – eine davon fährt allerdings nur in der Hochsaison. Die zwei anderen fahren von Montag bis Samstag im 30-Minuten-Takt. Morgen vor 8 Uhr geht’s los, gefahren wird bis fast 19 Uhr.

Beliebt bei Alt und Jung

Überflüssig zu sagen, dass das Angebot sehr gut angenommen wird: Ältere Herrschaften fährt der Bus direkt zur Markhalle, wo es frischen Fisch, Obst und Gemüse, Baguette und Käse, Wurst und Wein gibt. Herrlich! Aber auch junge Leute mit kleinem Budget freuen sich, wenn sie für den Bummel im Kaufhaus „Lafayette“ oder fürs Treffen auf einen Café in der Stadt nicht auch noch ein Ticket lösen müssen.

Man grüßt sich!

Was mir beim Busfahren in den kleinen Bus mit seinen nicht mal 15 Sitzplätzen besonders gefällt: Jeder, der einsteigt, grüßt – egal ob 17 Jahre alt oder 70! Da erklingt dann ein „Bonjour, messieurs dames“, guten Abend die Herrschaften, und die Fahrgäste grüßen sogleich zurück. Beim Aussteigen ist der Gruß der Fahrgäste dann noch überschwänglicher: „Merci monsieur! Bonne journée tout le monde et au revoir!“ Das habe ich noch nie erlebt: Gäste, die sich beim Busfahrer bedanken, ihm und den weiteren Fahrgästen einen schönen Tag wünschen und höflich auf Wiedersehen sagen. Somit ist für mich diese kleine Tour im Bus eine tolle Möglichkeit, die Menschen hier noch besser kennenzulernen. Oft werden wir auch mit Tipps versorgt: „Wenn Sie noch sitzenbleiben, fährt Sie diese Linie direkt zum Leuchtturm!“

Für Baden-Baden wäre das ideal

Ich finde, das Beispiel der kostenlosen Kleinbusse sollte auch in Baden-Baden Schule machen. Um die Bürger zur Geroldsauer Mühle, zum Merkur, zur Stourdza-Kapelle, in die Rheinstraße oder zum Kloster fahren. Sie könnten ja auch ganz gezielt Seniorenheime anfahren, damit die alten Herrschaften direkt vor der Tür einsteigen können. Ich würde jederzeit bei der Bürgermeisterin in Biarritz nachfragen, wie sich dieses Netz finanziert.

Gerade die Älteren profitieren davon

Fest steht: Die Busse sind eine Riesenerleichterung gerade für ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Dank der Busse kommen sie unter die Leute, können ein Schwätzchen halten, bequem einkaufen gehen und sich somit lange selbst versorgen. Diese kleinen Vehikel bringen die Bürger der Stadt auf eine schöne Art und Weise näher zusammen. Ich wette, in diesen Bussen sind auch schon Freundschaften entstanden. Und das ist doch viel wert.

Foto: Cornelia Mangelsdorf