„Wir gehen in homöopathischen Dosen in Richtung Digitalisierung“

26Februar
2021

Matthias Vickermann, Vorsitzender der Baden-Baden Innenstadt e. V. (BBI), ist ein Mann der Tat. Nun plant er, der Innenstadt und ihren Händlern einen schicken Internet-Auftritt zu verpassen. Auch die sozialen Netzwerke sollen künftig bespielt werden, um zahlende Gäste in die Kurstadt zu locken. Ein Interview.

Herr Vickermann, was braucht der Handel in Baden-Badens Innenstadt, um wieder in Schwung zu kommen?

Matthias Vickermann: „Der Handel braucht Kunden von außerhalb und ein Budget, mit dem man werben kann. Vor etwa zwei Jahren wurde das Budget der Stadt für die BBI erhöht. Schon damals spürte man: Der Einzelhandel der Innenstadt hat ein Problem. Zusammen mit den Mitgliedsbeiträgen haben wir jetzt jährlich insgesamt 175.000 Euro zur Verfügung. Wir konnten somit auch überregional werben, bis Frankfurt, Stuttgart, Straßburg, Basel, um potenzielle Kunden auf Baden-Baden aufmerksam zu machen. Das hat sich ausgezahlt – die Werbung hat sich gelohnt.“

Was sind die weiteren Pläne?

Matthias Vickermann: „Ich bin sehr dahinter, eine Digitalstrategie aufzubauen. Bei der Werbung für die Stadt stand der Handel nie im Fokus. Wir brauchen deshalb ein starkes Image des Innenstadt-Handels, das Kunden aus anderen Städten anzieht. Baden-Baden ist nun mal abhängig vom Tourismus. Dementsprechend muss man das Marketing aufbauen.“

Was schwebt Ihnen vor?

Matthias Vickermann: „Wir haben uns überlegt: Was passt denn zu uns? Wie wollen wir uns präsentieren? Wie soll unser Image sein? Dann sind wir auf ein Magazin gestoßen, das uns sehr gefällt. Es heißt ,Unikat’ und kommt von einem Verlag aus Mannheim. Wir haben Kontakt aufgenommen und den Verleger gebeten, mal bei uns vorbeizukommen. Gemeinsam haben wir die Idee entwickelt, für Baden-Baden eine Homepage zu entwickeln. Wir müssen sichtbar werden im Internet und damit eine Grundlage schaffen, um das Image der Innenstadt in die Welt zu tragen. Auf dieser Homepage möchten wir die Innenstadt in einem ansprechenden und einheitlichen Foto-Look bewerben. Dafür wird regelmäßig ein Fotograf aus Mannheim kommen, um Bilder zu schießen. Unser Ziel, ist, dass die Leute von außerhalb sagen: ,Das gefällt mir, da will ich hin!’ Im ersten Schritt wird also eine Homepage entstehen, mit einer interaktiven Karte, auf der wir Läden, aber auch Restaurants oder Bars vorstellen wollen. Für die Jüngeren planen wir außerdem einen Auftritt auf Instagram und Facebook, der wiederum zu den Händlern führt.“

Was versprechen Sie sich davon?

Matthias Vickermann: „Wir bringen die Innenstadt Baden-Badens ins Gespräch, bewerben den Standort und seine tollen Adressen über die Plattform. Wir werden auf der Homepage neben Geschäften auch Bars oder Restaurants zeigen, die noch nicht Mitglied bei der BBI sind. Wir gehen diesen Schritt der Digitalisierung auch, weil viele Baden-Badener Händler gar keine Homepage haben und nicht mal einen Social-Media-Account besitzen. Das nehmen wir ihnen mit der neuen Homepage nun ab. Wir werden für sie also ein Stück weit die Digitalisierung übernehmen. Regelmäßig sollen für die Homepage Beiträge erstellt werden auf hohem Niveau. Die Händler können dann über diese Seite oder auch über die sozialen Netzwerke gefunden werden.“

Hat das Kind schon einen Namen?

Matthias Vickermann: „Baden-Baden 2030 haben wir es jetzt mal genannt. Der steht aber noch nicht ganz fest.“

Wann wird die Homepage an den Start gehen?

Matthias Vickermann: „Ich hoffe in zwei Monaten, wenn wir bis dahin alle Händler erreicht und schöne Fotos gemacht haben. Ich warte gerade auf den ersten Entwurf der Website.“

Wie ist die Bereitschaft der Baden-Badener Händler?

Matthias Vickermann: „Seitens der BBI merke ich, dass sich alle darauf freuen.“

Und wie ist deren aktueller Gemütszustand?

Matthias Vickermann: „Ganz ehrlich? Katastrophal. Das ist ein Riesen-Trauerspiel. Die Unterstützung vom Staat reicht vorne und hinten nicht.“

Was sind die nächsten Schritte?

Matthias Vickermann: „Ich plane, eine Workshop-Reihe aufzubauen für Einzelhändler, die sich gern digitalisieren wollen. Und ihnen erklären, welche Förderprämie es gibt, wie etwa die Digitalisierungsprämie plus. Da gibt es 50 Prozent Zuschuss. Dann will ich den Leuten erklären, wie beginne ich einen Instagram-Kanal?“

Wie ist die Bereitschaft der Stadt, das Projekt zu unterstützen?

Matthias Vickermann: „Wir haben das Budget, das ist das allerwichtigste. Die Stadt hat sich wirklich gekümmert. Aktuell klappt die Zusammenarbeit gut.“

Was, glauben Sie, kann die Stadt weiterhin attraktiv machen?

Matthias Vickermann: „E-Mobilität ausbauen! Wenn Baden-Baden hier eine Vorreiter-Rolle bekommt, wäre das sicher ein Plus für Gäste. Stellen Sie sich vor, Sie kommen als Tourist hierher und können gleich noch ein E-Cabrio dazu buchen. Das wäre etwas ganz Spannendes für unseren Standort.“

Sie sind bald im Fernsehen zu sehen, richtig?

Matthias Vickermann: „Ja, ein Team des SWR hat gerade bei uns gedreht. Ende März oder Anfang April wird es eine Doku über uns geben, in der Reihe ,Made in Südwest.“

Fotos: Privat