Urbanes Gebiet Aumatt: „Etikettenschwindel“

18Februar
2020

Eigentlich sollte am vergangenen Donnerstag im Bauausschuss in der Sache Aumatt-Bebauung entschieden werden. Der Gestaltungsbeirat hatte tags zuvor darüber beraten. Und Kritik an der Platzierung eines geplanten sechsstöckigen Gebäudes geäußert. Das Thema erhitzt aus mehreren Gründen weiterhin die Gemüter.

Noch ist nichts entschieden. Doch die Stimmung bleibt angespannt: Bereits Anfang vergangener Woche hatte sich die Bürgerinitiative (BI) Oosscheuern mit einem offenen Brief zum Bebauungsplan „Urbanes Gebiet Aumatt“ an die Stadt gewandt. Darin gibt es handfeste Kritik.

„Eine reine Gefälligkeitsplanung

Gerold Lohmüller von der BI zu FOKUS Baden-Baden: „Der bislang vorgelegte Baubauungsplan und die Hochbauplanung sind zu 100 Prozent auf Gewerbe ausgerichtet. Falls die Nutzungsfestlegung nicht von den Bauausschussmitgliedern mehrheitlich gewünscht wird, ist handelt es sich bei dem neuen Bebauungsplan ,Urbanes Gebiet Aumatt’um einen reinen Etikettenschwindel. Eine reine Gefälligkeitsplanung par excellence.“

Eine Quote für Wohnraum wird gefordert

Der Wunsch der Bürgerinitiative ist eine Festschreibung, wie viel Raum für Wohnen und wie viel für Gewerbe vorgesehen wird. Diese fehlt gänzlich in der Planung.

Markus Fricke, Stadtrat FBB, war am Donnerstag bei der Sitzung des Bauauschusses anwesend: „Der Verwaltung wurde deutlich gesagt, was geht, und was nicht. Die FBB fordert 50 Prozent Wohnen auf den Aumattgrundstücken. Und damit sind wir nicht allein. Ohne klare Vorgabe der Quoten ist eine Zustimmung nicht in Sicht.“

Wolfgang Niedermeyer, Stadtrat FBB, findet klare Worte für dieses Vorgehen: „Da zaubert die Verwaltung knapp drei Monate nach der mehrheitlichen Ablehnung eine erneute Vorlage, Aumatt’aus dem Zylinder – gleicher Inhalt, aber anderer Name: ,Urbanes Gebiet Aumatt’.“

Niedermeyer wäre nicht Niedermeyer, ließe er keine Tatsachen sprechen.

Die Fakten

„Die 1. Offenlage wurde am 28.10.2018, nachdem sich erheblicher Widerstand im Bauausschuss zeigte, zurückgezogen (die Gemeinderatswahl stand am Horizont).

Die 2. Offenlage, mit identischem Inhalt (erweitert um einen Umweltbericht) wurde am 17.10.2019 vorgelegt und mit erheblichem Aufwand von Seiten von BM Uhlig als substantiell verändert angepriesen und am 25.11. 2019 im Gemeinderat abgelehnt.

Auch die jetzt beabsichtigte Offenlage hat das gleiche Gebäudevolumen und die gleiche Höhenentwicklung, auch wenn mantrahaft versichert wird, dass abgespeckt wurde. Hier ist seit der fehlgeschlagenen Offenlage von 2018 nichts passiert.

Eine Quotierung von Gewerbe und Wohnen gab es weder im Mischgebiet von 2018/19, noch gibt es sie im Urbanen Gebiet von 2020. Wo soll da ein Fortschritt durch die Namensänderung liegen, wenn die Wohnungsquote auch NULL sein darf?“

Keine Zustimmung der FBB

Architekt Niedermeyer pflichtet Gerold Lohmüller von der BI und seinem FBB-Kollegen Markus Fricke bei: „Eine Neuauflage der bisher durchgefallenen Planung als ,Urbanes Gebiet Aumatt’ sehe ich als Etikettenschwindel, nicht als besseren Kompromiss. Ich sehe deshalb keinen Ansatz, dem zuzustimmen.“

Die BI ist offen für Neues

Grundsätzlich sträubt sich die BI nicht dagegen, dass im Aumattgebiet gebaut wird. „Diese Schaffung des Wohnens neben Gewerbe haben wir seit Jahren gefordert und begrüßen diesen Schritt ausdrücklich, aber damit neben der gewerblichen Nutzung auch wirklich ein Wohnen stattfinden kann, muss die Stadtplanung diese neuen städtebaulichen Ziele klar definieren und diese im geplanten Bebauungsplan festschreiben“, heißt es im offenen Brief.

Ein modernes Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten

Der Appell der BI klingt schlüssig: „Das Plangebiet am Eingang der Stadt Baden-Baden verdient es in aller Ruhe, mit der notwendigen Sorgfalt und nach neusten städtebaulichen Erkenntnissen, speziell für urbane Gebiete, entwickelt zu werden, damit auch tatsächlich ein modernes Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten mit dem gerade für Baden-Baden wichtigen Ziel der kurzen Wege entstehen kann.“

Foto: Lageplan Entwurf Aumatt Baden-Baden Landschaftsarchitekturbüro Agence Ter, Karlsruhe