Schildbürger-Streich in der Innenstadt

09Oktober
2020

Wer mauert bewusst Fenster zu? Die Stadt Baden-Baden! So geschehen in der frisch herausgeputzten Du-Russel-Straße.

Zugegeben: Von vorn sieht die sanierte Du-Russel-Straße gar nicht mal so übel aus. Und auch Gastwirt Stefano vom „Gondola“ freut sich, dass er in sonnigen Zeiten mehr Tische auf den neuen Zwischenpodesten aufstellen darf. Jedoch: Die „Spanische Treppe“, wie einige sie neuerdings nennen, hat ihre Tücken.

Die Steigung hat es in sich

Zwar ist es eine nette Geste, die Treppe mit Rampen auszustatten, damit Mamis mit Kinderwagen hochkommen. Doch man fragt sich schon, wie praktikabel das Ganze ist: Um die Last von Wagen und Kind nach oben zu schieben, braucht die Mutter bei der Steigung schon sehr gut trainierte Arme und Beine.

Ein Fenster ist zu zwei Dritteln zugebaut

Eine dauerhafte Einbuße an Tageslicht haben die Bewohner des Erdgeschosses der Hausnummer eins: Die Treppe wurde so weit hochgezogen, dass sie einem Fenster gänzlich die Sicht versperrt. Denn die Stiegen verlaufen nur wenige Zentimeter vor der Hausmauer. Besagtes Fenster wurde zu zwei Dritteln zugebaut, sodass nur noch ein wenig Tageslicht hineinfallen kann. „Die Fläche zwischen Fenster und Treppe wird sicherlich bald als Mülleimer missbraucht werden“, mutmaßt ein ortskundiger Bürger. Und dass die Passanten nun haarscharf an den Fenstern die Treppen hochspazieren, wird den Bewohnern des Erdgeschosses nicht wirklich gefallen.

„Italienisches Flair“

Baubürgermeister Alexander Uhlig hat indessen bei der Einweihung das „italienische Flair“ in dieser Ecke Baden-Badens gelobt – was allerdings weniger den grauen Treppen, sondern eher dem Restaurant „Gondola“ und seiner sympathischen Truppe zu verdanken ist. Hier wird, dank Stefano, Maurizio, Helga und vielen anderen viel gelacht und geplaudert.

Ein Lob auf die freundlichen Bauarbeiter

Einer hat aber lobende Worte – Gastwirt Stefano vom „Gondola“: „Die Bauarbeiter waren sehr nett, sie haben immer geschaut, dass ich abends trotz Baustelle meine Tische rausstellen konnte. Einmal haben sie zwei Löcher extra mit dicken Brettern verschlossen, damit die Leute unbehindert ins Restaurant laufen können.“

Einvernehmliche Lösung gefunden

500.000 Euro wurde für die Sanierung dieses Bauabschnitts ausgegeben, allerdings ohne die Kosten für neue Leitungen und Kanäle – viel Geld für eine Neuerung mit Makeln. Das Fenster – wird wohl verdunkelt bleiben. Wie FOKUS Baden-Baden erfuhr, haben Hauseigentümer und die Verantwortlichen der Stadt nun eine einvernehmliche Lösung finden können.

Fotos: Ben Becher