Fieserbrücke

24Juli
2020

Die Stadtverwaltung möchte die Fieser-Brücke für den Autoverkehr zu sperren.
Die Idee beruht auf einem Antrag der Grünen vom Mai. Darüber abgestimmt wird am kommenden Montag. Fußgängerzone statt Passage für alle: für Handel und Gastronomie existenzbedrohend! Franz Bernard Wagener, Inhaber der gleichnamigen Kaufhäuser, hat sich in einem ernsten Appell zu Wort gemeldet.

Sperren oder nicht sperren? Für Radfahrer und Fußgänger mag die Variante einer autofreien Brücke erst einmal reizvoll klingen – doch auch eine Verkehrsberuhigung, die Autofahrer nicht gleich von der Brücke verbannt, könnte die Lösung sein. Denn der Verkehrsfluss durch die Stadt muss auch an all jene denken, die von einer guten Erreichbarkeit in der Innenstadt sehr abhängig sind: Einzelhändler, Hoteliers, Gastronomen und Veranstalter. Und eben Bürgerinnen und Bürger, die das Auto brauchen, um von einer Höhenlage in die Stadt zu kommen.

Ein ernster Brief mit einem klaren Appell

In einem Brandbrief hat sich der Baden-Badener Kaufhausbetreiber Franz Bernhard Wagener an die Fraktionschefs des Baden-Badener Gemeinderats gewandt: Er ist, wie auch der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), gegen die Sperrung der Brücke. Denn er ist davon überzeugt, dass den Einzelhändlern in der Innenstadt dadurch großer Schaden zugefügt wird.

Autoerreichbarkeit muss gewährleistet bleiben

„Die funktionierende Innenstadt braucht die frequenzschaffenden Geschäfte, die den täglichen Bedarf abdecken. Insbesondere Lebensmittel lassen sich nur mit Erfolg verkaufen, solang es eine einfache Autoerreichbarkeit gibt, da erfahrungsgemäß der Autokunde deutlich größere Einkäufe tätigt“, heißt es in dem Brief. „Dies gilt auch für unsere Markthalle, deren weitere Existenz bedroht ist.

Die Schließung der Brücke – ein Sargnagel für den Handel

Die Schließung des Leopoldplatzes vor fast 30 Jahren hat uns viel Frequenz gekostet und das langsame Sterben der inhabergeführten Geschäfte in der Fußgängerzone eingeleitet. Der Fachmarkt Cité hat diesen Prozess beschleunigt und jetzt kommt neben der Bedrohung durch Online noch Covid19 hinzu. In den kommenden 24 Monaten werden 30 bis 40 Prozent der Innenstadtgeschäfte wahrscheinlich nicht überleben. In dieser schwierigen Situation soll mit der Schließung der Fieser-Brücke ein weiterer Sargnagel eingeschlagen werden?“

Geschäfte brauchen eine gute Erreichbarkeit – auch für Autofahrer

Weiter heißt es: „Heute beklagen wir den Verlust der kleinen inhabergeführten Geschäfte, die Baden-Baden so liebenswert machten. Soll unsere Innenstadt nur noch zum Flanieren dienen – wohl gemerkt vorbei an geschlossenen Geschäften – oder erwarten die Bürger ein lebendiges Zentrum? Braucht die Stadt zukünftig noch Gewerbesteuer-Einnahmen? Wenn ja, sollten Sie der Kuh, die Milch geben soll, nicht das Futter wegnehmen.“

„Immer umständlichere Wegeführung“

Wagener holt aus: „Ist es ökologisch sinnvoll, wenn die Einkäufe nicht in der Stadt, sondern auf der grünen Wiese vor der Stadt getätigt werden? Der Lebensmittel-Zustelldienst für die älteren Bürger – nicht erst seit Corona – ist ein aufwendiger Service und nur unter sozialen Gesichtspunkten zu rechtfertigen. Die immer umständlichere Wegeführung bei der Auslieferung zwingt uns zu Lasten dieser Bürger den Service wahrscheinlich einzustellen. Ist das von Ihnen bedacht worden?

No parking, no business

Die Parkplatzsituation in Baden-Baden hat sich durch die Auflösung oberirdischer Plätze ständig verschlechtert. Es wurde kein einziger Ersatzplatz geschaffen. Vielleicht haben Sie die Worte NO PARKING – NO BUSINESS schon mal gehört? Und jetzt soll die Überlaufmöglichkeit zwischen Kurhausgarage und Augustagarage auch noch gekappt bzw. verschlechtert werden? Unsere Stadt hat gegenüber vielen anderen Städten auch in einer zukünftig noch schwierigeren Zeit ein gewaltiges Entwicklungspotenzial, doch mit Slowmotion und Friedhofsruhe werden wir dringend notwendige Finanzeinnahmen zur Erhaltung unserer einmaligen Infrastruktur nicht realisieren.

Eindeutiger Appell

Ich appelliere an Sie: Erhalten Sie uns die absolut notwendige automotive Restbeweglichkeit. Die Schließung der Fieser-Brücke wird unsere Verkehrsprobleme nicht lösen, sondern viel größere Schäden einleiten. Arbeiten Sie bei den anstehenden Problemen mit Ihren wichtigsten Leistungsträgern zusammen – und nicht gegen sie.“

Der Standpunkt der FBB

Die FBB ist gegen dogmatische Erklärungen zur Einrichtung von Fußgänger- oder autofreien Zonen. Die Fraktion unterstützt die differenzierte Sicht der Bürger, Geschäftsleute, Gastronomen und Hoteliers, die sich vehement und berechtigt zu Wort meldeten. Teilen wir uns den Raum – schaffen wir einen Begegnungsraum. Für alle! Dafür stehen die Freien Bürger für Baden-Baden (FBB).