Ewige Baustelle Innenstadt?

16November
2017

So ganz en passant war gestern im Bauausschuss des Gemeinderates von den Zeitplänen der Baustellen die Rede. Leo, da gibt es ja vorerst mal einen Zwischenstopp, bis es im Frühjahr in die zweite Bauphase geht, die so Ende nächsten Jahres beendet sein dürfte. 2018 soll der Leo fertig sein. Und dann? 

Dann wird weiter gebaut. Es folgt die Luisenstraße (in zwei Bauabschnitten ein Jahr lang), danach die Inselstraße bis zur Oos. Ende 2020 wird man vielleicht damit fertig sein. Fertig in der Innenstadt? Nein, dann wird voraussichtlich die baufällige (und jetzt zu Teil gesperrte) Fiserbrücke folgen, die ja mehr ein Platz auf der Brücke ist, unter dem die Oos gleichmütig vor sich hin fließt. Völlig unsicher, wann man beginnen kann, denn noch ist überhaupt nichts geplant und die Verwaltungs- und Entwurfsmaschine überhaupt noch nicht angeworfen. Das kommt erst (irgendwann, man weiß es amtlich noch nicht). Aber jedenfalls muss mit der Fiserbrücke etwas geschehen, das ist völlig klar. Nun, meinte unser Baubürgermeister Alexander Uhlig sinngemäß: er würde sich auch lieber mit Neuplanungen beschäftigen als mit den unterlassenen Reparaturarbeiten an der Vergangenheit.

Es gab Murren im Bauausschuss gestern. Zum Beispiel meinte Martin Ernst von den Freien Bürgern für Baden-Baden (FBB), ob man nicht zügiger und schonender für die Bürger in der Innenstadt bauen könne, warum nicht jetzt sofort die Fiserbrücke in Angriff nehmen. Das ginge nicht, dafür gäbe es noch nicht die Voraussetzungen; will sagen: der Amtsschimmel hat seine Vorarbeiten noch nicht erledigt. Es fehlen 1) Gutachten, 2) Pläne, 3) Ausschreibungen etc. Somit stellt sich heraus, dass wir ein tüchtiges papiererzeugendes Bauamt haben. Man stelle sich vor, dass unser Bauamt das chinesische Schienennetz für Schnellzüge planen (und dann bauen müsste): die Chinesen schafften das komplett in weniger als 10 Jahren – bis dahin hätte unser Bauamt ein paar Tonnen Planungspapier geboren aber kein einziger Kilometer Bahnstrecke wäre fertig.

Wir planen falsch (oder gar nicht nach wirtschaftlichen Begriffen). Wenn eine Straße neu ist und eingeweiht wird, wird sie umgehend wieder aufgerissen und irgendwelche Leitungen werden verlegt. Und wenn man damit fertig ist, mit den Leitungen und die Straße ist wieder zugeteert, kommt prompt das Wasserwerk und verbuddelt neue Rohre. Warum man nicht die Innenstadt so sanieren kann, dass Hand in Hand und zügig geplant und ebenso gebaut wird, ist unerklärbar – so unerklärbar wie der unverdrossene Papierausstoß der Bauabteilung. Der Handel geht derweil auf Krücken, die Bürger ärgern sich grün und blau, nur dem Amt geht es gut, denn es ist ja bestens beschäftigt, ihm gehen die Baustellen nicht aus, denn es darf ja für seine eigene Konjunktur sorgen.

Foto: Ben Becher