„Es gab auch schon mal Applaus für unsere Blumenbeete“

03September
2019

Der üppige Pflanzenschmuck vor dem Kurhaus und an vielen anderen Orten der Stadt begeistert jedes Jahr aufs Neue alle Blumenliebhaber. Markus Brunsing, Leiter des Gartenamts, sorgt mit seinem fast 50-köpfigen Gärtnerteam dafür, dass Baden-Badens Blumenbeete aufs Schönste erblühen. Die Inspiration? Kommt meist vom Laufsteg. Ein Interview. Von Cornelia Mangelsdorf.

Herr Brunsing, noch eine kleine Sommerweile können wir uns an der Farbenpracht erfreuen. Was ist das Geheimnis Ihrer Beete und Bepflanzungen?

Markus Brunsing: „Es ist eine lange Tradition in der Kurstadt, dass wir jedes Jahr ein neues Farb- und Pflanzenkonzept dafür entwickeln: eines fürs Frühjahr und eines für den Sommer. In diesem Sommer haben wir ein Blumenmeer aus intensiven, warmen Farben inszeniert: Da gibt es Apricot, Orange, Pink in Verbindung mit Blau und Violett in den Blumenbeeten. Dies ist eine Farbkombination, wie man sie vor 20 Jahren noch nicht gewagt hätte: Pink mit Orange zu kombinieren, fordert Courage. Wir orientieren uns in Sachen Farbzusammenstellungen gern an den Trends der Mode. Bereits ein Jahr zuvor informiere ich mich, welche Farben auf den Laufstegen gezeigt werden. Und auf welche man im Interieur-Bereich setzt. Wir freuen uns, dass unsere Gäste und Bürger an unseren Blumen ihre helle Freude haben.“

Welche Pflanzen spielen in den Beeten, Schalen und Kübeln eine wichtige Rolle? 

Markus Brunsing: „Es sind um die 60 verschiedene Sorten. Ein Schwerpunktthema sind Zinnien. Es gibt sie in einer wunderbaren Farbpalette und sie haben den Vorteil, dass sie Hitze gut vertragen. Was uns jetzt zugute kommt. Neben dem Farbthema spielt ein zweites Thema eine Rolle: Große Blätter wie bei tropischen Pflanzen sind gerade sehr in Mode, wie sie auf Tischdecken, Servietten oder T-Shirts zu sehen sind. Deshalb haben wir auch solche Pflanzen integriert, wie etwa die Canna-Pflanze mit ihren gelben oder orangefarbenen Blüten. Diese üppigen und tropisch anmutenden Schönheiten findet man in den Kübeln auf der Fieserbrücke, aber auch vor dem Kurhaus oder in der Rheinstraße. Ein weiterer großer Trend sind Pflanzen, die einen praktischen Nutzen als Esspflanzen haben, wie etwa Zierpaprika. Gegenüber der Theaterkantine kann man ihn bewundern.“

Wie viele Blumentöpfe wurden denn insgesamt in die Erde gesetzt? 

Markus Brunsing: „Wenn man auch die Bepflanzungen in den Ortsteilen und auf Brücken berücksichtigt, kommt man auf ungefähr 23.000 einjährige Sommerblumen. Hinzu kommen die Blumen, die ehrenamtlich gestiftet werden.“

Wie viel Mitarbeiter pflegen die Blütenpracht?

Markus Brunsing: „Die Pflege übernehmen die verschiedenen Kolonnen, die über die Stadt verteilt sind. Das Gartenamt verfügt über knapp 50 Gärtnerinnen und Gärtner.“

Zu welchem Anlass gab es eine besondere Bepflanzung?

Markus Brunsing: „Anlässlich zur Emil-Nolde-Ausstellung im Frieder-Burda-Museum hatten wir die Idee, einen kleinen Emil-Nolde-Garten zu pflanzen. Umgesetzt haben wir dann eine besondere Bepflanzung vor dem Museum, die sich an vier seiner Werke mit Sonnenblumen, Mohn, Gladiolen und Fuchsien orientiert. Manchmal machen wir kleine Sonderaktionen. Im Max-Laeuger-Jubiläumsjahr (Anm. der Red.: Der Künstler und Architekt hat die Gönneranlage und die Wasserkunstanlage Paradies erschaffen) haben wir die angrenzenden Beete mit für Laeuger typischen Farbkontrasten angelegt, wie er sie in seinen Musterbüchern zeigte. Auch als das Theater „Viel Lärm um nichts“ unter freiem Himmel inszenierte, haben wir für die Szenen, die in einem Garten in Messina spielen, ein Beet gestaltet – und zwar so, dass dieses Teil des Bühnenbildes wurde und in das Stück einbezogen werden konnte.“

Steht heute schon fest, in welchen Farben die Kurstadt 2020 erblühen wird?

Markus Brunsing: „Fürs Frühjahr ja. Wir werden auf ein komplett anderes Farbkonzept setzen und sehr helle, frische Farben verwenden. Wahrscheinlich Weiß oder ein helles Gelb.“

Woher kommen die Ideen?

Markus Brunsing: „Ich reise viel zu Gärten und Gartenschauen – oft nach England, da die Engländer in Sachen Pflanzenverbindungen ganz nah dran sind an Trends. Einen Ort, den ich sehr schätze, ist der Künstlergarten von Max Liebermann in Berlin am Wannsee. Dort hat er unglaublich viele Bilder gemalt, die seinen wunderschönen Garten zeigen.“

Was war für Sie das schönste Kompliment?

Markus Brunsing: „Es gab mal eine Szene, als ich durch den Kurgarten ging. Eine Stadtführerin war mit einer Reisegruppe dort, deutete auf mich und sagte: ,Das ist der Mann, der das Blumenbeet gestaltet hat.’ Dafür bekam ich spontan Applaus.“

Blütenmeere sind nicht nur schön, sondern auch nützlich für Bienen.

Markus Brunsing: „Richtig. Das Thema Insektenfreundlichkeit ist ein großer Trend. Wir haben in die Beete viele Blumen integriert, die Bienen und andere nützliche Insekten anlocken. Bienen mögen gern Duftnesseln, aber auch Eisenkraut oder Calamintha: Der sogenannte Steinquendel ist eine echte Bienenweide. Wir haben das ganze Jahr über viele Blüten und waren damit schon immer bienenfreundlich. Dazu tragen auch unsere Linden bei und die Obstbäume.

Als Ergänzung haben wir das Blütenband in der Allee in der Nähe der Tennisplätze angelegt. Darin finden sich Bechermalven, Mohn, Kornblume, Zinnien, Schmuckkörbchen, Ringelblumen. Diese Blumenmischung haben wir in der Stadt verteilt, damit auch die Bürger sie in ihren Garten aussäen, um den Bienen zu helfen. Mit dem Blütenband wollten wir zeigen, wie hübsch das aussieht.“