Die Wut hinter der Leo-Baustelle

14Dezember
2017

Durch die Gremien des Gemeinderates und durch die örtlichen Zeitungen weht ein Hauch von falscher Erleichterung..

Deckel drauf auf den Leo-Skandal, Friede der Leo-Baustelle, Teer drüber und Vergessen. Nichts wird vergessen. Die Fragen zur Leo-Baustelle bleiben, die Wut auch.

Genaugenommen liegt unter der Leo-Baustelle der größte kriminelle Raubzug (man sollte vorsichtshalber sagen: „vermutlich kriminelle Raubzug“ …) des Jahres 2017 in Baden-Baden. Glaubt man dem ZDF und seiner Sendung Aktenzeichen XY … ungelöst, dann war das dickste Ding in Baden-Baden der Raubüberfall von vier Ganoven vor einigen Tagen auf ein Juweliergeschäft in der Lichtentaler Straße. Beute um 100.000 Euro. Kleine Fische in Wahrheit. Beim Leo blieben mindestens 3 Millionen an unredlichen Händen kleben. 30-mal soviel wie bei dem Uhrenraub! Der Raub im Juweliergeschäft dürfte versichert sein, die Stadt Baden-Baden in Sachen Leo-Raubzug eher nicht. Ob also der Steuerzahler sein Geld zurück bekommt von den Ganoven, die ihn in Sachen Leo über den Tisch gezogen haben, ist offen. Vermutlich nicht. Es sind ja alles Ehrenmänner.

Was ist passiert? Kumpanei ist passiert. Eine schmutzige Hand reicht der anderen Informationen weiter und schaut dann weg. Absprachen sind passiert, denen jetzt die Staatsanwaltschaft nachgeht. Ob man im strafrechtlichen Sinn etwas nachweisen kann, steht dahin. Es sieht aber gar nicht so schlecht aus. Das aber sieht schlecht aus: als zuerst in Goodnews4 das Ding mit dem Leo angesprochen wurde, schrien die CDU-Gemeinderäte auf: Dreckspatzen seien diese Internetjournalisten. Nein, waren sie nicht. Man zeigte Goodnews4 bei der Medienaufsicht an – vergeblich. Leute wie Bloedt-Werner kreischten auf, die OB blies die Backen auf, in Wirklichkeit waren sie wohl eher getroffen. Andere Gemeinderäte hatten von Anfang an nicht mitgemacht, sie versuchten aufzuklären, was in Sachen Leo passiert war, wie es zu der „Kostenexplosion“ (wir reden hier vom 1. Bauabschnitt) gekommen war, wann die Oberbürgermeisterin Mergen davon erfuhr. Diese behauptete keck: aus der Zeitung. Die Fraktion der Freien Bürger für Baden-Baden (FBB) glaubt das nicht und geht bis heute der Sache nach. Das Regierungspräsidium in Karlsruhe ist eingeschaltet. Bis jetzt keine Antwort. Die FBB geht der Sache weiterhin nach. Bis sie aufgeklärt ist, auch wenn es dauert.

Ausschreibungsbetrug nur beim Leo? Oder vielmehr das, was fast die ganze Stadt an jedem Stammtisch vermutet: das war doch kein Einzelfall! War es auch nicht! Serientäter greifen immer wieder zur gleichen Masche, weil sie einmal so gut funktionierte. Und die Beute ist so ungeheuer fett! Wäre nicht der neue (und an allen Machenschaften absolut unbeteiligte!) Baubürgermeister Alexander Uhlig eingeschritten, das Ding hätte sich im zweiten Bauabschnitt noch einmal wiederholt. Er hat diese und zwei andere Ausschreibungen aufgehoben, wofür ihm Dank und Verdienstorden gebührt. Und er versucht, die verkorkste Leo-Baustelle so schnell wie möglich und so preiswert wie möglich zu schließen, dafür erhielt er die Zustimmung fast aller gutwilligen Stadträte im Gemeinderat, auch der FBB. Aber „Schwamm drüber“ ist nicht. Unter dem Leo wohnt weiterhin der dickste Kriminalfall Baden-Badens aus dem Jahr 2017, und den gilt es aufzuklären – und wenn es Jahre dauern sollte.

Foto: Ben Becher