Die Poller-Posse

22Februar
2022

Die Poller am Leopoldplatz funktionieren nicht mehr zuverlässig. Doch die Reparatur lässt auf sich warten: Bürgermeister Alexander Uhlig spricht gar davon, dass es 2023 werden könne. Warum ist die Stadt nicht in der Lage, schneller zu handeln? Ein Kommentar von Cornelia Mangelsdorf.

Sie haben es bestimmt schon einmal auf der Fahrt in den Urlaub gesehen: Es gibt Baustellen in Europa, auf denen nachts gearbeitet wird, damit schnell alles fertig wird, für die Schönwetter-Saison. Dass von derartigem Eifer in Baden-Baden noch nichts angekommen ist, muss ich Ihnen nicht erzählen. Unsere Dauerbaustellen nerven nicht nur die Bürger: Sie enttäuschen auch unserer Gäste. Baden-Baden, gekürtes Welterbe, glänzt momentan nicht gerade durch schön anzusehende Verkehrsachsen.

Ohne Poller geht es nicht

Um den Autoverkehr von zentralen Fußgänger- oder Buspassagen wie dem Leo fernzuhalten, Busse oder Lieferanten aber einfahren zu lassen, setzen unsere Verkehrsplaner bekanntermaßen auf Poller. Durch das Absenken via Fernbedienung können Busse, Pferdekutschen oder Lieferwagen einfahren – und schnell sind die Poller wieder hochgefahren, damit Autofahrer nicht die Fußgängerbereiche stören.

Ein Jahr, um den Schaden zu beheben

Jetzt hört man aus dem Rathaus, dass die Poller am Leo defekt sind, sie tun nicht zuverlässig ihren Dienst. Ein „fehlgeleiteter“ Poller hat sich während der Überfahrt eines Linienbusses angehoben und diesen bis ins Innere aufgeschlitzt – keine schöne Vorstellung, schon gar nicht für die Fahrgäste. Deshalb bleiben die Poller am Leo nun unten: allerdings nicht etwa nur für ein paar Tage, sondern vermutlich das gesamte Jahr 2022!

Weitersuchen wäre auch eine Option

In einem Pressegespräch vergangenen Dienstag hat der 1. Bürgermeister Alexander Uhlig betont, er hoffe, dass die Poller noch in diesem Jahr wieder zum Einsatz kommen. Wie bitte? Wir schreiben den Monat Februar. Das Jahr hat noch über zehn Monate. Und es soll nicht möglich sein, die Poller in der nächsten Zeit wieder in Betrieb zu nehmen? Ein Wirtschaftsunternehmen könnte dichtmachen, wenn seine kaputten Maschinen nicht umgehend repariert oder ersetzt würden. Doch in der Stadt – sitzt man das Thema aus. Ja, es ist mühsam, gute Fachleute zu bekommen, das weiß jeder Unternehmer und auch jeder Hausbesitzer. Aber es geht, wenn man sich nur lang genug ans Telefon klemmt. Das ist zumindest meine Erfahrung. Als ich kürzlich Handwerker abtelefonieren musste, aber nicht weiterkam, bat ich um Unterstützung in der Familie, weil ich keine Zeit hatte. Gemeinsam wurden wir fündig. Geht doch!

Schnelles Handeln wäre gefragt

Bürgermeister Alexander Uhlig hat sich echauffiert, weil er mit der Fachfirma, die die Poller betreuen, nicht zufrieden ist. „Eine weitere Zusammenarbeit mit dieser Firma wird es nicht mehr geben. Ich gehe davon aus, dass wir uns möglicherweise vor Gericht streiten werden.“ Die Stadt sei auf der Suche nach einem zuverlässigen Dienstleister – wie intensiv, wissen wir Bürger nicht. Nun wird geprüft, ob sich die Anlagen reparieren lassen oder ob neue Poller eingebaut werden müssen. Doch es bleibt beim Zeitfenster: Reparatur möglicherweise erst 2023. Das gibt mir doch sehr zu denken. In zehn Monaten kann man Teilstücke von Autobahnen erneuern – warum aber keine Poller reparieren?