Die Innenstadt beleben: warum nicht mit Pop-up-Stores?

16Februar
2021

Wenn kurzfristig an unterschiedlichen Orten Läden für eine begrenzte Zeit auftauchen, spricht man von Pop-up-Stores. Sie poppen wie aus dem Nichts aus. Ein Plan, der die schleichende Tristesse in unserer Stadt mildern könnte, meint Cornelia Mangelsdorf.

Leerstände haben wir in der Stadt reichlich. Und dabei denke ich nicht nur an die Läden privater Vermieter, die für Unsummen ihre Räume feilbieten. Die GSE ist ja auch im Besitz von Ladengeschäften in der Innenstadt – und es gibt zahlreiche leerstehende Kiosks, in denen seit Jahren nichts passiert: so am Bertholdplatz, am Klosterplatz in Lichtental und auch am Augusta-Platz. Früher konnte man dort seine Zeitung kaufen und ein Schwätzchen halten – doch jetzt gähnt dort Leere. Das ist ein Zeichen für eine schleichende Vernachlässigung der Innenstadt seitens der Stadtoberen mit unschönen Folgen: Die fehlenden Kontaktpunkte fehlen gerade älteren Menschen, die alleine sind und für die ein kleiner Schnack draußen so wichtig ist, um etwas Ansprache zu haben.

Nur für kurze Zeit

Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie könnten am Kiosk leckere Schokolade kaufen. Heiße Würstchen. Oder einen leckeren Tee! Die Neubelebung der entsprechenden Plätze käme in Gang – und gleichzeitig könnte man mit den Pop-up-Läden mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Erstens könnten sich potenzielle Firmengründer, die sich ausprobieren wollen, mal für befristete Zeit den Sprung ins kalte Unternehmerwasser wagen – mit Selbstgemachtem, Essbarem oder anderen Dingen, die das Herz erfreuen – und sehen, ob ihre Idee überhaupt ankommt, sobald die Corona-Beschränkungen fallen.

Überraschende Läden, deren Angebote wechseln

Zweitens könnte man Unternehmen anlocken, die ihre Produkte in unserer Stadt bekannt machen wollen – und somit Neulinge in die Stadt bringen. Die Aufmerksamkeit, die ein Laden bei seiner Eröffnung erlangt, hat Sogwirkung, denn: Menschen lieben Neues. Drittens könnte man den flanierenden Menschen Überraschungen bieten und ihnen damit zeigen: Hey, es tut sich doch noch etwas in meiner totgeglaubten Stadt! Ein positives Zeichen ist dringend nötig: Denn dass viele Läden in der Kurstadt schließen müssen, zeichnet sich jetzt schon ab.

Einfach machen!

Pop-up-Stores verlocken, weil sie auf begrenzte Verfügbarkeit setzen – Verknappung ist eine Marketing-Strategie, die immer zieht. Etwas Ungewöhnliches bieten, für Überraschungen sorgen – auch das kommt an, denn Einkaufen soll heute schließlich mehr und mehr zum Erlebnis werden. Pop-up-Läden tragen diesem Trend Rechnung. Und das Risiko, das damit einhergeht, ist überschaubar. Die Kiosks müssten flottgemacht und ein Anfang gemacht werden. Genau das ist der Punkt: Man muss irgendwann mal loslegen. Einfach machen! heißt es oft in der freien Wirtschaft.

Auf den Pop-up-Laden gekommen

Pop-up-Läden haben ihren Ursprung in Amerika und Japan. Aufgekommen sind sie erstmals um die Jahrtausendwende. Als Vorreiter der Pop-up-Stores gilt das japanische Modellabel „Comme des garçons“. Es experimentierte zwischen 2004 und 2009 mit weltweit 37 dieser Läden, die manchmal nur vier Wochen existieren. Das Prinzip, nicht immer überall verfügbar zu sein, schlug sich in guten Verkaufszahlen nieder.

Stadtentwicklung lebt auch von Experimenten

In Wien gibt es die Pop-up-Zentrale. Dort können Designer oder andere Kreative in bester Lage Kunst und Waren zeigen. Selbst ein Baumarkt war hier schon mit einer Kreativwerkstatt dabei. Die Möglichkeiten der Nutzung sind schier endlos. In Berlin lockt die Torstraße im Bezirk Mitte mit zahlreichen Räumen. Aber auch in kleinen Städten hat man sich die Strahlkraft aufpoppender Läden zunutze gemacht, um Kundschaft anzulocken. In einigen Städten werden die aufpoppenden Läden ganz bewusst von der Stadtverwaltung forciert und verwaltet. In Sachen Stadtentwicklung bringt das Prinzip dieser zeitlich begrenzt auftauchenden Läden frischen Wind in leere Orte.

Ein Ort für Vereine oder Schulklassen

Etwas Neues ausprobieren. Die Stadt neu denken. Wann, wenn nicht jetzt? Alle wünschen sich wieder ein buntes Leben, sobald Corona es zulässt. Auch Vereine könnten in Pop-up-Stores ihre Waren anbieten. Oder Schulklassen, die Geld für ihre Klassenfahrt sammeln wollen.

Vielseitig einsetzbar

Pop-up-Läden werden übrigens nicht nur für Essbares, Mode oder Geschenkartikel genutzt. Mittlerweile gibt es auch Bars, Cafés, Hotels, Restaurants oder Galerien, die temporär irgendwo aufpoppen und dann nach ein paar Wochen wieder verschwinden.

Wunderbare Testlabore

Der touristische Landesverband Nordrhein-Westfalen hat sich an einem Pop-up-Projekt beteiligt und sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Resümee der Verantwortlichen: „Pop-up-Geschäfte können sowohl von Gründern als auch von etablierten Anbietern als Testlabore genutzt werden. Sie eignen sich dazu, auf kreative Weise dem Leerstand zu begegnen und Orte zu beleben.“ Na, das ist doch genau das, was wir brauchen!

Fotos: Pixabay.com+Ben Becher