„Attraktive Arbeitsplätze und bezahlbaren Wohnraum schaffen“

17September
2019

Simon Huber hat gemeinsam mit seiner Schwester das Hotel der Eltern in der Innenstadt übernommen. Warum treibt es einen, der weit gereist ist, zurück in die Heimat? Ein Interview. Von Cornelia Mangelsdorf.

Herr Huber, Sie führen mit Ihrer Schwester seit kurzem „Hubers Hotel“, sind als Baden-Badener nach Ausflügen nach Frankfurt und Hamburg zurückgekehrt. Was reizt Sie an unserer Stadt?

Simon Huber: „Der Ruf der Heimat war immer laut. Baden-Baden ist das Zuhause meiner Familie, herrlich gelegen im Schwarzwald mit der Nähe zum Elsass. Hier gibt es eine hohe Lebensqualität mit vielen kulinarischen und kulturellen Angeboten.“

Als Unternehmer haben Sie sich ein gewisses Risiko aufgebürdet – und viel Arbeit. Wie fühlen Sie sich? 

Simon Huber: „Meine Schwester und Geschäftspartnerin und ich haben uns diesen Schritt reiflich überlegt. Dabei halten wir es ein bisschen mit Jürgen Klopp: ,Die Lust aufs Gewinnen ist größer als die Angst vorm Verlieren.’ Will heißen, wir möchten uns etwas aufbauen und gleichzeitig einen Teil zur Entwicklung Baden-Badens beitragen. Wir hätten beide andere Wege einschlagen können und haben uns doch bewusst für die Übernahme des elterlichen Betriebes und ein Leben in Baden-Baden entschieden.“

Die Zahl der Gäste steigt, doch die Bevölkerungsentwicklung sieht eher düster aus: Die Stadt wächst nicht besonders. Was braucht Baden-Baden, um zukunftsfähig zu werden?

Simon Huber: „Attraktive Arbeitsplätze und bezahlbaren Wohnraum. Die meisten anderen entscheidenden Rahmenbedingungen stimmen doch in unserer Stadt. Es ist ein gefährlicher Trend, dass immer mehr Wohnungen an Eigentümer geraten, die teilweise nur wenige Wochen in Baden-Baden verbringen. So wird unsere Stadt von innen ausgehöhlt und verkommt. Wir brauchen Wohnraum für Menschen, die Teil unserer Gemeinschaft werden möchten, unsere Werte und die Liebe zu dieser Stadt teilen. Die nicht nur Gäste auf Zeit sein wollen.“

Was wünschen Sie sich als Geschäftsmann ganz konkret von der Stadtverwaltung?

Simon Huber: „Hier und da würde ich mir ein wenig mehr Hilfestellung wünschen. Meinen Erfahrungen nach könnte die Stadtverwaltung hier mehr als Unterstützer denn als Kontrolleur auftreten. Bürokratie abbauen, Beratung ausbauen! Der Schritt in die Selbstständigkeit, mit all seinen Kurven und Unwägbarkeiten, wird für potenzielle Selbstständige zunehmend unattraktiver. Nicht zuletzt deshalb gibt es auch immer weniger inhabergeführte Ladengeschäfte in unserer Fußgängerzone. Hier könnte die Stadt proaktiv werden. Die Idee eines City-Managers wurde für meine Begriffe zu schnell verworfen.“

Sie sind Mitte 30. Woran fehlt es hier, um junge Menschen anzulocken und zu binden? 

Simon Huber: „Attraktive Arbeitsplätze und bezahlbarer Wohnraum. Natürlich verlieren wir die Mehrheit der Schulabgänger an große Metropolen oder Universitätsstädte. Die Möglichkeiten sind nun mal da für junge Menschen. Vielmehr sollte der Fokus darauf liegen, diese nach ihrer Ausbildung oder während der Gründung Ihrer Familien Anreize zu geben, in unsere wunderschöne Stadt zu ziehen. Mit unseren Schulen, der beschaulichen Größe und einer guten Infrastruktur ist Baden-Baden eine hochattraktive Stadt.“

Haben Sie eine Vision, wie Baden-Baden in 10 Jahren sein sollte?

Simon Huber: „Eine europäische Kleinstadt, die das eigene kulturelle Erbe kennt, schätzt und sorgsam bewahrt, während sie gleichzeitig mutig eine zukunftsorientierte und zeitgemäße Verkehrs- und Sozialpolitik gestaltet.“