Runder Tisch zum Neuen Schloss

19Oktober
2017

Runder Tisch zum Neuen Schloss, das ist es, was die FBB seit langem vorschlägt. Vor dem Hintergrund einer langen fruchtbaren französisch-deutschen Geschichte in Baden-Baden schlägt nun Prof. Dr. med. Liesen, Stadtrat für die Freien Bürger in Baden-Baden (FBB) vor,

auch über eine entsprechende französisch-deutsche Nutzung des Neuen Schlosses nachzudenken, und zwar an einem offenen „Runden Tisch“.

Liesen nennt seinen Vorschlag bewusst „Vision 1“, weil eben auch andere Nutzungskonzepte vorstellbar sind. Wir fügen hier seinen Vorschlag im Wortlaut ein:

 Nutzungskonzept – Neues Schloss

(Vision I)

Das Neue Schloss als deutsch-französische Begegnungsstätte

Ein europäisches Bildungs- und Kulturzentrum

Deutschland und Frankreich, zwei Länder, zwei Nationen, ein Gedanke: EUROPA!

Und an der Nahtstelle zwischen beiden Kulturen und beiden Ländern: Baden-Baden! Keine andere Stadt ist durch die geographische Lage, gemeinsame geschichtliche Entwicklungen, aber auch durch bittere Auseinandersetzungen so geeignet, zum Zentrum einer deutsch-französischen Begegnungsstätte zu werden. Die Stadt, die als „Sommerhauptstadt Europas“ schon im 19. Jahrhundert zu einem Spiegelbild der Gesellschaft wurde. Steinernes Symbol dieses europäischen Gedankens: das NEUE SCHLOSS hoch über der Stadt, der perfekte Ort, eine deutsch-französische Begegnungsstätte aus der Taufe zu heben, den europäischen Gedanken zu stärken und mit neuem Leben zu erfüllen.

Einige Aspekte zur Begründung:

Historisches: Zu Zeiten des Markgrafen Ludwig Wilhelm, dem „Türkenlouis“, ging es vorwiegend um kriegerische Auseinandersetzungen mit den Truppen Ludwigs des XIV, die zu der Zerstörung des Neuen Schlosses durch die Franzosen führten. Trotz der „Abwanderung“ des Markgrafen nach Rastatt blieb das Neue Schloss in Baden-Baden „Sitz“ der badischen Markgrafen und war namensgebend für das Land Baden, einzigartig in Deutschland.

Kulturelles: Dass Baden-Baden heute der „stärkste“, unangefochtene Partner im seriellen Antrag zum Erwerb des Weltkulturerbes ist, basiert in wesentlichen Teilen darauf, dass im 19. Jahrhundert französische Unternehmer und Künstler wie z.B. die Bénazets, Viardot, Berlioz u. a. hier investiert und mit deutschen und russischen Kollegen/Innen die Lebenskultur dieser Zeit geprägt haben und so Baden-Baden zur Sommerhauptstadt Europas wurde.

Politisches:  Nach dem Zweiten Weltkrieg wählte Frankreich Baden-Baden zum Sitz der französischen Zonen-Regierung und zum Hauptquartier der französischen Besatzungsstreitkräfte in Deutschland. Die historisch und empirisch gewachsene Verbindung zu Baden-Baden war für Frankreich der Ort, der nach der menschenverachtenden Unterwerfung Frankreichs durch die Nazis geeignet war für die Wiederherstellung einer positiven Beziehung. In Baden-Baden wurde1962 beim Treffen zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer nicht nur der Grundstein für die deutsch-französische Freundschaft gelegt, sondern auch die Bedeutung der Staaten Frankreich und Deutschland als Kern für eine europäische Integration erkannt und diese auf den Weg gebracht. Diese Entscheidungen wurden schon bald als „die Wiege Europas“ bezeichnet. Goethes Zitat: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus und Ihr könnt sagen, Ihr seid dabei gewesen.“ war hier zutreffend.

Heute: Die momentane politische Situation „schreit geradezu“ erneut nach einer starken deutsch-französischen Entente cordiale. Baden-Baden ist wie keine andere Stadt geeignet, dafür die Begegnungsstätte zu sein. Und das Neue Schloss wäre der optimale Ort.

Das „neue Leben“ im Neuen Schloss:

– ein Museum über die gemeinsame Geschichte in dieser Stadt, mit einem repräsentativen Bereich als Restaurant und Café und einem wiederhergestellten Gartendenkmal als Schlosspark mit offener Verbindung zum Florentinerberg und Marktplatz für die Bürger, Gäste und Veranstaltungsteilnehmer

– internationale, insbesondere deutsch-französische Konferenzen, Symposien und Bildungsveranstaltungen

– Nutzung der Repräsentationsräume für nationale und internationale Festakte, aber auch z. B. für Ehrungen der Stadt oder Abschlussveranstaltungen ihrer Schulen und der Hochschule oder auch für wichtige, die Bürger einbeziehende Veranstaltungen des Gemeinderates oder anderer Gremien – auch der lokalen Industrie und Vereine.

Finanzierungsmöglichkeiten:

1.) Die bestmögliche Form wäre, dass die Regierungen von Deutschland und Frankreich, z. B. über eine gemeinsame Stiftung Kauf, Renovierung und Unterhalt finanzieren.

2.) Aus EU- und Bundesmitteln (die EU könnte nach unseren Informationen dafür Mittel bereitstellen), zumindest für den Kauf und die Renovierungskosten.

3.) Das sicherlich nicht ganz unbelastete „Gewissen“ des Landes, weil es den Verkauf des für das Land Baden namensgebende Schloss seinerzeit „unbedacht“ zugestimmt hat, kann hoffentlich dazu beitragen, dass das Land BW sich an dem Unterhalt einer solchen Schlossnutzung wesentlich beteiligt.

Baden-Baden, den 18. Oktober 2017
Freie Bürger für Baden-Baden e.V.
Prof. Dr. med. Heinrich Liesen, FBB-Gemeinderat

Foto: Ben Becher