PFC – Was ist das und wie gefährlich ist PFC?

06Oktober
2016

Was ist das? Zunächst mal: es ist das Gift, das eben doch im Trinkwasser aus dem Rheintal enthalten ist. Gemeint sind die Baden-Badener Brunnen und die Brunnen im Kreis Rastatt. Das Umweltbundesamt schreibt zu PFC, und zwar wörtlich:

„PFC steht für per-und polyfluorierte Chemikalien Synthetisch hergestellte organische Stoffe (z.B. PFOS, PFOA) Aufgrund oberflächenaktiver Eigenschaften vielfältige Anwendung PFC sind chemisch stabil und gut wasserlöslich.“

Dazu: ein einziges PFC gibt es nicht. Mit PFC sind hunderte von verschiedenen Verbindungen gemeint, ca. 900. Und soviel man weiß: sie gehören alle mit Sicherheit nicht zu den Vitaminen. Vielmehr es sind Gifte: der Mensch nimmt sie auf und wenn er zu viel aufnimmt (trinkt und isst), kann es zu Gesundheitsgefahren führen, das heißt: er wird krank. Das Bundesgesundheitsamt zu diesen Substanzen:

„Menschen nehmen PFC hauptsächlich über die Nahrung oder über kontaminiertes Trinkwasser auf. Auch erhöhte Konzentrationen von PFC in der Innenraumluft, beispielsweise durch mit PFC behandelte Teppiche, tragen zur PFC-Belastung im Blut bei. Im Menschen binden PFC wie z.B. PFOS an Proteine in Blut, Leber und Niere. Besonders kritisch zu bewerten sind die Weitergabe der PFC von der Mutter zum Kind während der Schwangerschaft und Stillzeit und die langsame Ausscheidung langkettiger PFC aus dem menschlichen Körper. In Tierversuchen erwiesen sich die bekanntesten PFC-Vertreter PFOS und PFOA nach kurzzeitiger Belastung über die Nahrung, die Luft und die Haut als mäßig toxisch (d.h. nur wenig giftig). In Langzeitstudien mit Ratten und Mäusen förderten beide Verbindungen die Entstehung von Leberkrebs und anderen Tumoren. Des Weiteren besteht der Verdacht, dass einige PFC die Fruchtbarkeit von Frauen und die männliche Spermatogenese (Samenzellenbildung) negativ beeinflussen können.“

Im Kreis Rastatt und auf dem Gemeindegebiet von Baden-Baden, und zwar von Steinbach rheinabwärts im Rheintal bis Haueneberstein wurden PFC-Substanzen in den Brunnen nachgewiesen, aus denen unser Trinkwasser kommt. Kein Wunder also, dass auch im Trinkwasser (sofern es aus Grundwasser aus der Rheinebene kommt!) PFC-Substanzen nachgewiesen wurden und noch werden! Und wie kommt das Zeug in den Boden? Und wie dann ins Trinkwasser?

Das Bundesgesundheitsamt dazu:

             „In die Umwelt können PFC bereits bei ihrer Herstellung und bei der Herstellung von PFC-haltigen Produkten gelangen. Beim Gebrauch und der Entsorgung dieser Produkte können PFC auch im weiteren Verlauf des Lebenszyklus freigesetzt werden.

Weder biotische Prozesse (Bakterien) noch abiotische Prozesse (Wasser, Luft, Licht) können zum Abbau der PFC beitragen. Somit können sie auch nicht in Kläranlagen abgebaut werden. Vielmehr entstehen in Kläranlagen durch verschiedene Umwandlungsprozesse aus den abbaubaren Vorläuferverbindungen (polyfluorierte Chemikalien) zusätzliche perfluorierte Chemikalien.

Wasserlösliche PFC werden über Flüsse und Meere global verteilt. Sogar in entlegenen Gebieten wie der Arktis und den dort lebenden Tieren werden diese Verbindungen gefunden. Andere PFC reichern sich im Klärschlamm an. Wird dieser Klärschlamm als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft genutzt, können Pflanzen die PFC aus dem verunreinigten Boden aufnehmen oder die Chemikalien versickern ins Grundwasser. Flüchtige PFC, zum Beispiel aus Imprägniersprays verteilen sich über Luftströmungen in die Atmosphäre. PFC können auch an Partikel adsorbieren und so über weite Strecken in der Luft transportiert werden. Über Niederschlagsereignisse gelangen PFC wiederum in Boden und Oberflächengewässer.“

Was man weiß, weil man in Baden-Baden und Kreis Rastatt fand, (so das Landratsamt Rastatt): Ein Kompostbetrieb ist der (wie das Gesetz es nennt:) Störer. Er soll (vor einigen Jahren) Klärschlamm aus Papierfabriken mit Kompost vermischt und auf die Felder im Rheintal aufgebracht haben. Man hat eindeutig jedenfalls mit PFC verunreinigte Reste von Papierfasern auf den Feldern gefunden, auf die der Schlamm (zur Düngung!) aufgebracht wurde. Es geht im Ganzen im Stadtgebiet Baden-Baden und im Kreis Rastatt um mehrere Hundert Hektar verseuchten Ackerboden. Die Landwirte sind gewarnt. Unter Umständen können sie ihre Ernten nicht mehr verkaufen. Im Übrigen bleibt das PFC erst mal im Boden, das heißt im Grundwasser. Und dieses Grundwasser im Rheintal „fließt“, wenn auch ziemlich langsam, Richtung Rhein, Richtung Nordsee.

Also müssen wir uns mit Trinkwasser abfinden, das unter Umständen gefährlich ist, denn es enthält in jedem Fall PFC?

Und was geschieht mit dem Zeug, das die Wasserwerke aus dem Trinkwasser rausfiltern? Zurück ins Fließwasser? Und wer zahlt den Rest, das heißt die Sanierung? Wie es aussieht, zahlen wir das, nämlich über unseren Wasserpreis.

Wir werden an dem Thema dranbleiben. Warum?

Weil wir nicht über den Wasserpreis den Schaden bezahlen wollen (den andere verursacht und verschuldet haben). Und noch wichtiger: Weil wir darauf bestehen, Trinkwasser geliefert zu bekommen, das nicht wahrscheinlichsondern ganz sicher sicher ist. Trinkwasser das kein Gift enthält, und zwar überhaupt keins.

Foto: Ben Becher