Hochwasserschutz: gefährliche Versäumnisse

29Oktober
2018

2018 bescherte uns einen Jahrhundertsommer. Regen? Mangelware. Doch was passiert, wenn nun zu viel davon runterkommt? In Südeuropa gab es gerade Hochwasser-Katastrophen. Baden-Baden hat vor fast genau 20 Jahren auch eine solche erlebt. Nun heißt es: Vorsorge treffen, bevor die starken Niederschläge kommen. Dafür möchte Stadt neues Personal. Die FBB sieht eine preiswertere Möglichkeit. Und konfrontiert die Verwaltung.

Sandsack-City

Viele erinnern sich noch an das Hochwasser im Herbst 1998. Die Oos trat über die Ufer, riss Mauern und ganze Straßenteile mit sich, überschwemmte unzählige Keller und Häuser. Die Geroldsauer Straße war von Geröll gesäumt, das das Hochwasser mitgeführt hatte. Dort war sogar die Asphaltschicht teilweise abgetragen worden – die Straße existierte stellenweise überhaupt nicht mehr. Auch andernorts war die Not groß. Die Bürger der Stadt versuchten, mit Sandsäcken ihre Häuser vor dem Wasser zu schützen.

Beängstigende Wassermengen

Mitte Oktober 2018 hatte die Oos einen Mittelwasserstand von nicht mal einem halben Meter, an manchen Stellen waren es knapp 20 Zentimeter. Vor 20 Jahren dagegen: Höchstwasserstand bei 2,92 Metern. Am 28. Oktober 1998 begann es abends gegen 19 Uhr zu regnen, durchgängig bis zum nächsten Morgen, vier Uhr. Es fielen insgesamt 131 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden! Die Wassermengen zerstörten Gebäude, Hallen, Brücken, Mauerwerk und Straßen, dementsprechend fiel die Schadensbilanz aus: 40 Millionen D-Mark Schaden entstanden an Privatbesitz und Gewerbe, zwölf Millionen bei der Stadtverwaltung.

Neue Katastrophen vermeiden

Was ist seitdem geschehen? Die Stadtverwaltung ist gefordert, vorzusorgen. Viele Maßnahmen wurden ergriffen. Baden-Baden hat zum Beispiel einen Hochwasseralarm- und Einsatzplan erstellt, in dem die Organisation im Ernstfall geregelt ist.

Die Liste der Maßnahmen ist lang. So wurden etwa städtische Pegel installiert und auf den aktuellsten Stand der Technik gebracht. Es werden, so heißt es, regelmäßige Gewässerschauen auch in Waldrandgebieten gemacht. Geröllfänge wurden angebracht, gefährdete Kleingärten verlegt und viele weitere Dinge getan.

Wer holt die Bäume aus dem Bach?

Weitere Maßnahmen sind geplant – eine darunter gibt allerdings zu denken. Martin Ernst, Stadtrat der FBB: „In der letzten Bauausschusssitzung am 11.10.18 erfuhren die Ausschussmitglieder, dass, neben zahlreichen Maßnahmen, nun auch eine zweite Putzkolonne geordert werden soll, um die Bäche frei von Barrieren zu halten.

Die Kollegen Kurt Jülg und Hans Schindler, beide in Geroldsau wohnend, erzählten, dass seit mehr als zwei Jahren bei den Wasserfällen und im weiteren Verlauf des Grobbaches immer noch die gleichen Baumstämme im Bachbett liegen. Und sie schon mehrfach auch auf die notwendige Entfernung aufmerksam gemacht hätten. Bis zum heutigen Tag ist jedoch nichts passiert.“

Quartalsweise Reinigung der Bachläufe und Flüsse – ohne kostspielige Putzkolonne

Auch vor 20 Jahren lagen Bäume in den Bächen. Diese behindern den Ablauf von starken Wassermassen. Deshalb ist das Putzen der Bachläufe ein wichtiges Thema. Martin Ernst: „Was nützt es, für hunderttausende Euro Maßnahmen zur Überschwemmungsvermeidung zu beschließen, wenn es am einfachsten mangelt – nämlich der Entfernung der Baumstämme aus dem Bachbett!

Die FBB ist gegen die Anstellung einer zweiten Putzkolonne. Die FBB ist vielmehr dafür, jedes Vierteljahr einem Bauern oder einem dafür ausgerüsteten Unternehmen einen zeitlich befristeten Auftrag zu geben, um die Bäche von Stämmen und ähnlichen Blockaden zu befreien. Wir sind gegen die Aufblähung von Abteilungen."

Aus diesem Grund hat Ernst nun eine Anfrage an Alexander Uhlig, 1. Bürgermeister der Stadt, adressiert, mit der Bitte um Auskunft.

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