Gedanken zur geplanten Streichung der Baumschutzsatzung

18Juli
2025

Wie viel ist uns das Stadtgrün noch wert? In den heutigen FBB News geht es unter anderem um die geplante Abschaffung der Baumschutzsatzung – ein Thema, das mehr betrifft als man auf den ersten Blick denkt. FBB-Stadtrat Rainer Lauerhaß hat sich den Vorschlag genauer angeschaut.

Unsere Stadt ist in einer schwierigen finanziellen Lage und hat es damit sogar bis in die Tagesthemen geschafft. Deshalb werden derzeit alle kommunalen Leistungen, soweit sie freiwillig sind, auf Einsparmöglichkeiten geprüft. So auch die Baumschutzsatzung, die es in dieser Form nur in Baden-Baden, nicht aber in den umliegenden Städten oder Gemeinden gibt. Die Verwaltung schlägt vor, die Baumschutzsatzung komplett zu streichen. FBB-Stadtrat Rainer Lauerhaß, Gärtnermeister i.R. hat sich die Sache genauer angeschaut.

„Veränderungen am Baumbestand (z.B. Fällungen, Kronenrückschnitt etc.) sind nur zulässig, wenn es einen wichtigen Grund dafür gibt und die Maßnahmen sechs Wochen zuvor dem Fachgebiet Umwelt- und Arbeitsschutz schriftlich angezeigt werden“ – so steht es auf der Website unserer Stadt. Da klingt die Begründung für die Streichung der Baumschutzsatzung zunächst einmal einleuchten: Bürokratieabbau durch Streichung überflüssiger Satzungen.

Ja, wir müssen sparen. Aber doch bitte so, dass daraus mittel- und langfristig keine Nachteile entstehen. In unserem Stadtwald legen wir Tümpel zur Wasserrückhaltung an. Wir verlangsamen den Abfluss, um das Wasser im Wald zu halten. Das ist eine bezahlbare Möglichkeit, den für das Klima so unschätzbar wichtigen Wald für wärmere Sommer resilienter zu machen.

Im urbanen Bereich haben wir – noch – unsere Baumschutzsatzung. Diese greift ab einem Durchmesser von mehr als 30 Zentimeter in ein Meter Höhe. Darunter ist vieles möglich. Mit der Streichung der in der Satzung vorgeschriebenen Pflicht zur Ersatz-Pflanzung würden wir die Möglichkeit aufgeben, die Zusammensetzung der Bäume dem sich ändernden Klima anzupassen. Für einen kurzfristigen Vorteil hätten wir in einigen Jahrzehnten eine notleidende Vegetation.

Wir haben in den Straßenschluchten und auf den Plätzen in der Innenstadt ein nachteiliges Mikroklima. Jeder Baum lässt eine Straße nicht nur schöner erscheinen. Eine Begegnungsfläche (siehe Weststadt) wären ohne Bäume, deren Schatten und das dadurch geschaffene Kleinklima eben nicht lebenswert. Bäume sind mehr als eine Dekoration. Sie sind Schattenspender, Luftfilter, produzieren Luftfeuchte und damit ein positives Mikroklima.

Die Einsparungen im Bereich der Baumschutzsatzung sollten in der praktischen Durchführung liegen und nicht in deren Abschaffung. Das hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten.

Man braucht nicht für jede beabsichtigte Fällmaßnahme ein Gutachten. Die fachliche Expertise von ausgebildeten Gärtnern, Agrarfachwirten und den Mitarbeitern des Gartenamtes sollten genügen. Die Durchführung dieser Satzung sollte praxistauglich, nachvollziehbar und verhältnismäßig sein.

Ein Baum ist nicht nur ein Objekt. Er ist ein Lebewesen und ein wertvolles Gut. Eine Ersatzpflanzung benötigt ca. 30 Jahre, bis sie die Wirkung des gefällten Baumes erreicht hat. Diese Einsicht sollte uns zur Vorsicht mahnen. Wenn wir den Wert der Bäume nicht erkennen, verlieren wir mehr als Grün. Wir verlieren Lebensqualität.


Rainer Lauerhaß

Stadtrat

Freie Bürger für Baden-Baden e.V.

 

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Foto: FBB-Archiv