Die große Dürre: Die Bäume leiden

26Juli
2022

Die extremen Temperaturen hinterlassen im Schwarzwald Spuren: Bäume ächzen unter der Trockenheit, so auch im Obstgut Leisberg. Und im Wald macht sich der Borkenkäfer breit.

Die Auswirkungen des Klimawandels sind längst auch in Baden-Baden spürbar. Rekordtemperaturen, besonders langanhaltende Hitzewellen, Unwetter und dergleichen häufen sich von Jahr zu Jahr. Besonders die Trockenheit macht in den letzten Tagen Schlagzeilen: Niedrige Pegelstände aufgrund von Hitze und ausbleibendem Regen sind der Grund, weshalb beispielsweise ab dem 23. Juli im Schwarzwald-Baar-Kreis die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässern verboten war. Darüber hinaus ist der Stand des Bodensees drastisch niedriger als gewöhnlich und die Dreisam, Lebensader Freiburgs, ist an vielen Stellen nur noch ein komplett ausgetrocknetes Kiesbett. Ein ähnliches Bild bietet sich, wenn man an den Bachläufen Baden-Badens entlangwandert. Dort herrscht mancherorts gähnende Leere im Bachbett.

Hilfe beim Bäumegießen

Auch am Obstgut Leisberg leidet die Natur unter der anhaltenden Dürre. Bereits ein Viertel der erst vergangenen Winter gepflanzten Obstbäume sind bereits unrettbar verloren, verdurstet und kollabiert. Auch andere ächzen, bei einigen sind bereits Äste abgebrochen. Waltraud Nölle, Vorsitzende der Bürgergemeinde Unterbeuern (BGU), hat geistesgegenwärtig Eimer bereitgestellt und einen Zettel am Brunnen neben der Scheune angebracht, der dazu aufruft, die durstigen Bäume zu wässern. Und das hat Erfolg: Spaziergänger und sogar ganze Schulklassen packen eifrig mit an und gießen, was das Zeug hält.

Last der Äpfel mindern

Die Apfelernte soll dieses Jahr wohl gut ausfallen, wenn auch viel zu früh. Doch die Bäume haben Schwierigkeiten dabei, das Gewicht der Äpfel zu halten. Aus diesem Grund sind Baumpaten nun aufgerufen, kleinere Äpfel bereits jetzt zu pflücken, um die Äste ein wenig zu entlasten und dem Baum bei der Photosynthese zu helfen: Momentan gebe es zu wenige Blätter für zu viele Früchte: Und Blätter sind wichtig, damit der Baum durch Photosynthese ausreichend ernährt wird. Als weitere Maßnahmen sind bereits Lattenkreuze und Spanngurte im Einsatz, um brüchige Äste zu unterstützen.

In den Wäldern breiten sich zunehmend Schädlinge aus

Die anhaltende Trockenheit setzt auch den Wäldern zunehmend zu. Sie begünstigt auch die Ausbreitung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer. Bereits 2021 wurden aufgrund von Insektenschäden insgesamt knapp 41,1 Millionen Kubikmeter Schadholz in Deutschland eingeschlagen. Wie das Statistische Bundesamt ermittelte, entspricht das einem Anteil von 81,4 Prozent an dem durch Waldschäden bedingten Holzeinschlag – ein neuer Höchstwert. Der Anteil hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als vervierfacht: 2011 waren Insektenschäden noch für 18,4 Prozent des eingeschlagenen Schadholzes verantwortlich. Inzwischen stellt der Befall durch Schädlinge die Hauptursache für den Schadholzeinschlag in deutschen Wäldern dar.

Nadelbäume besonders betroffen

Von Insektenbefall besonders betroffen sind Nadelbäume wie Fichten, Tannen oder Kiefern: 2021 entfiel mit 99,3 Prozent fast der gesamte insektenbedingte Schadholzeinschlag auf diese Baumarten. Das entspricht einem Aufkommen von rund 40,8 Millionen Kubikmetern Schadholz. Ein Grund hierfür ist die rasante Verbreitung des Borkenkäfers in den heimischen Wäldern. Dieser befällt vorrangig Fichten, die darüber hinaus häufig in Monokulturen gepflanzt wurden.

Schwarzenbachtalsperre noch gut gefüllt

Bei allen ökologischen Hiobsbotschaften ist es eine willkommene gute Nachricht, dass wenigstens die Schwarzenbachtalsperre, wichtiger Stromlieferant für das Murgtal, noch gut gefüllt ist. „Der Pegel liegt im jahreszeitlich üblichen Bereich“, berichtet Ralph Eckhardt, Pressesprecher der EnBW. Um die Stromversorgung muss man sich dort also keine Sorgen machen: „Wir können die Talsperre theoretisch bis zu null Prozent Füllstand zur Stromerzeugung bewirtschaften.“ So bald gehen in der Region also nicht die Lichter aus. Weiter unten im Murgtal sieht es jedoch deutlich schlechter aus: Das Murgwerk kann aufgrund zu niedriger Wassermenge keinen Strom erzeugen.

Fotos: Ben Becher