„Zusammenarbeit ist für die Bürger zielführender als Grabenkämpfe“

10Dezember
2021

Wie hat er das politische Jahr 2021 erlebt? Was nimmt er sich für 2022 vor? Ein Interview zum Jahresausklang mit Markus Fricke, Stadtrat der FBB.

Herr Fricke, 2021 war, Corona-bedingt, abermals ein schwer planbares Jahr. Mit welchem Gefühl schließen Sie das Jahr ab?

Markus Fricke: „Das Jahr war insgesamt geprägt von Corona, dem Bemühen der Politik auf allen Ebenen, die Dinge in den Griff zu bekommen. Der vielstimmige Chor der medizinischen Experten, die Wasserstandsmeldungen des RKI, das Hickhack darum, wer, wann, ab wann und in welcher Reihenfolge geimpft werden kann, all das hat die Menschen müde werden lassen und an der Verlässlichkeit der politischen Führung zweifeln lassen. Mit diesem Gefühl in ein neues Jahr zu starten, und das mit neuer Bundesregierung, ist eine schwere Hypothek für uns alle und zehrt an den Nerven. Da droht die exzellente Abwicklung des Impfzentrums in Baden-Baden, für dessen vorzeitige Schließung hier niemand verantwortlich zeichnet, ebenso aus dem Blickfeld zu geraten wie der wunderschöne, mit enormem Aufwand und viel Geschmack geplante und eröffnete Christkindelsmarkt, der leider wieder schließen musste. Ein Jammer!

Im Rathaus hängt vor dem Bauamt ein handgemaltes Schild, das uns leiten sollte:

C ool bleiben
O ordentlich die Hände waschen
R ücksichtsvoll bleiben
O hne Panik
N ur Kontakte, die unbedingt nötig
A uch das geht vorbei.“

Welche stadtpolitischen Themen haben Sie 2021 vor allem beschäftigt?

Markus Fricke: „Die zukünftige Nutzung der Fieserbrücke und Kreuzstraße wurde in einem Bürgerentscheid beantwortet. Das ist gelebte Demokratie. Obwohl die Entscheidung anders als von FBB und anderen Fraktionen geplant ausfiel, haben alle die Entscheidung der Bürger ohne Weh und Ach durchgesetzt. Gut so.

Die Frage des Zentralklinikums ist von überragender Bedeutung. Denn Balg und andere Standorte sind nicht mehr ,state of the art’ in baulicher Hinsicht. Wo das Klinikum gebaut werden soll, nahm bereits breiten Raum ein, und daran wird sich nichts ändern. Dabei ist es ganz einfach: Das Klinikum muss dort stehen, wo es den zu versorgenden Menschen am günstigsten steht. Kirchturmpolitik ist bei einem solch zentralen Thema ein ganz schlechter Ratgeber. Was die FBB umtreibt, ist allerdings die ungelöste Frage, wie die Kosten trotz aller Zuschüsse gestemmt werden sollen. Wir sind der Auffassung, Bau und Betrieb des Klinikums müssen nach den Vorgaben von Landkreis und Stadtkreis in den Händen derer liegen, die davon etwas verstehen: privaten Betreibern. Die Besitzstandswahrung für alle Mitarbeitenden ist dabei selbstverständlich.“

Was war für Sie der größte Aufreger in den politischen Entscheidungen der Stadtverwaltung?

Markus Fricke: „Ich ärgere mich immer wieder mal, aber Aufreger sind keine guten Ratgeber und leisten keine Hilfe bei der Lösung von Fragen.“

Und was war die größte Freude beziehungsweise der schönste Erfolg?

Markus Fricke: „Ich fand es gut, dass die Fraktion FBB zunehmend fraktionsübergreifend mitgestalten und mitentscheiden kann. Die Zusammenarbeit mit allen anderen Fraktionen ist vertrauensvoll und gut, trotz ganz grundsätzlicher Ausgangspunkte und Blickrichtungen beim politischen und gesellschaftlichen Blick. Das ist für die Bürger zielführender als Grabenkämpfe um des eigenen Standpunktes willen. Die eigenen Wertevorstellungen und Ziele bleiben dennoch die Richtschnur unseres Handelns.“

Welche Ziele haben Sie sich für 2022 gesetzt oder fest im Blick?

Markus Fricke: „Wir müssen unsere Ziele und unsere Erfolge noch besser kommunizieren. Das Prinzip ,Tue Gutes und rede darüber’ muss mehr Geltung erhalten. Und ich habe manchmal den Eindruck, dass wir gelegentlich zu wenig die Erkenntnis beachteten, dass der Erfolg viele Väter hat. Wenn ich sehe, was meine Kollegen Wolfgang Niedermeyer und Heinrich Liesen, jeder auf seinem Gebiet, anstoßen, bewegen, positiv lenken, dann finde ich, dass das zu wenig Niederschlag im Bewusstsein der Öffentlichkeit fand. Der Erfolg hat eben viele Väter.“

Was wünschen Sie Ihren Kollegen bei der FBB, Stadtratskollegen, Ortschaftsräten und Mitgliedern?

Markus Fricke: „Gesundheit, Gesundheit, Gesundheit!“

Foto: FBB-Archiv