Tafeln registrieren wachsende Armut

13Januar
2019

Ein warmes Essen, frisches Obst und Gemüse auf dem Tisch: Für viele Menschen ist das keine Selbstverständlichkeit. Damit auch Bedürftige nicht hungern müssen, gibt es die Tafeln. Doch diese kämpfen teilweise mit Nachwuchssorgen bei den Helfern.

Das Ziel der Tafel-Arbeit ist klar: Lebensmittel retten und Bedürftigen helfen. Durch den Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer kommen Backwaren, Früchte oder ein Stück Schinken zu Menschen, die sich keinen teuren Einkauf leisten können. Mehr als 140 Tafeln versorgen Menschen in unserem Land mit Lebensmitteln.

Wo bleibt der Nachwuchs?

Doch nun drückt auch dort der Schuh: Es fehlt an Helfern für verschiedene Aufgaben bei den Tafeln vor Ort, insbesondere für Positionen im Vorstand, aber auch bei den Fahrern, die die gespendeten Lebensmittel bei Supermärkten, Einzelhändlern, Wochenmärkten abholen.

Immer mehr arme Kinder und Rentner

Die Mitarbeiter spüren allerorts eine wachsende Armut in Deutschland. Vor allem die zunehmende Kinderarmut ist in Grund zur Sorge. 2016 seien rund 24 Prozent der Kunden Kinder und Jugendliche gewesen, ein Jahr später waren es schon rund 30 Prozent. Ähnliches gelte für Rentner. Die Forderung der Tafeln: Armut muss verhindert werden! Die Tafeln helfen, im täglichen Kampf ums Sattwerden nicht nur den Hunger, sondern auch das schlechte Gefühl, sich nichts leisten zu können, zu lindern.

Die Tafel in Caritas-Hand

In den vergangenen Jahren sind bereits mehrere Tafeln in die Verantwortung der Caritas übergegangen, so auch in Baden-Baden. Diese verfügt über hauptamtliches Personal, das notwendig wird, wenn Ehrenamtliche fehlen.Auch in Baden-Baden wird jede Hand gebraucht

Lorenz Hettel managt die Baden-Badener Tafel im Caritaszentrum Cäcilienberg in Lichtental. Hier werden Lebensmittel, die nicht mehr in den regulären Verkauf können an bedürftige Mitbürger abgegeben. Was übrig ist, ist immer noch von bester Qualität. Und anstatt diese Sachen wegzuwerfen, werden sie von engagierten Bürgerinnen und Bürgern eingesammelt und im Tafelladen für einen Bruchteil des üblichen Preises abgegeben. „Seit vergangenen Donnerstag müssen wir zwei Langzeitausfälle verkraften, ab Freitag werden wir einen Auszubildenden weniger haben, da er seine Prüfung zum Kaufmann im Einzelhandel bestehen wird. Die Mitarbeit der Ehrenamtlichen ist für uns von großer Bedeutung“, betont Lorenz Hettel. „Wir sind die einzige Tafel in Deutschland, die ausbildet. Uns gibt es nunmehr seit elf Jahren. Einige unserer Helfer sind tatsächlich schon in den Siebzigern und älter. Die Nachwuchssorgen treffen also auch uns.“

Auch Jugendliche helfen mit

Und er erklärt: „Unsere Ehrenamtlichen arbeiten pro Woche einen halben Tag bei uns. An drei Tagen pro Woche benötigen wir 30 Helfer, 20 für vormittags, 10 für nachmittags. Oft kommen auch Schüler für ein Praktikum zu uns. Ich bin sehr aktiv in Schulen, gehe auf Lehrer zu und biete an, mal eine Unterrichtsstunde lang etwas über die Arbeit der Tafel zu erzählen. Das finden viele Jugendliche interessant und kommen dann gern zu uns.“

Rentenpunkte fürs Ehrenamt

Um die Nachwuchssorgen mancherorts zu lindern, gibt es tolle Ideen – die die Politik nur umsetzen müsste. Die Wolfhart von Zabiensky, Vorsitzender des Zusammenschlusses Tafel Baden-Württemberg: „Wir fordern, dass das Ehrenamt Rentenpunkte bekommt.“ Eine Internet-Petition läuft. Die Tafel Baden-Wurttemberg ist außerdem in die Landesarmutskonferenz eingetreten und in das Bündnis gegen Armut im Alter.

Jeder kann was tun

Hilfe brauchen die Tafel in vielerlei Hinsicht: Geldspenden helfen, Mieten, Strom oder Fahrzeuge zu finanzieren. Es gibt aber auch noch viele andere Möglichkeiten, die Tafeln zu unterstützen. Nach dem Motto „Jeder gibt, was er kann“, kann jede/r Helfer/in sein individuelles Engagement einbringen. 
 
Bild von Lorenz Hettel