„Ohne fleißige Helfer geht es nicht“

01Februar
2024

Er kennt sich aus im Vereinsleben: Tommy Schindler bereitet gerade den Großen Büttenabend vor, der heute, morgen und am Sonntag im Goldenen Löwen steigt. Der Stadtrat der FBB ist nicht nur in Sachen Fasnacht aktiv.

Tommy Schindler hat gerade alle Hände voll zu tun. Heute Abend, morgen und am Sonntag stellt er mit vielen Helfern den Großen Büttenabend der Bürgergemeinde Heimbach auf die Beine. Er findet im Löwensaal in Lichtental statt. Die Vorbereitungen laufen seit Wochen auf Hochtouren. Da muss die Bühne aufgebaut und der Saal bestuhlt werden – und natürlich wurde im Vorfeld geprobt. Diesen riesigen Aufwand tut sich nicht jeder an. „Einige ältere Mitglieder treten ab, das Mittelalter ist streitbarer und die Jungen engagieren sich nicht ganz so leidenschaftliche wie die älteren Semester. Manchmal fehlt es mir an verlässlichen Leuten, um Aufgaben zu delegieren, also bleibt viel an mir hängen“, berichtet er. Doch trotz der vielen Arbeit kümmert er sich Jahr für Jahr mit Leidenschaft darum, dass der Büttenabend immer wieder ein großer Erfolg wird.
 
Der FBB-Stadtrat ist in vielen Vereinen aktiv

„In der Bürgergemeinde Haimbach bin ich 2. Vorstand und Faschings-Chef. 2. Vorstand bin ich ebenso bei der Bürgergemeinde Holzhof und beim Gemeinnützigen Verein Lichtental. Mein Engagement als FBB-Stadtrat ist ja hinlänglich bekannt. Weiterhin bin ich in einem Junggesellenclub und im Heimbeirat Theresienheim aktiv. Passives Mitglied bin ich weiterhin beim Musikverein Lichtental und in der Kleingartengruppe Langer Gehren.“
 
Der Vereinsprofi weiß, wo es klemmt

Das Vereinsleben bringt viel Freude – aber es hat auch mit Problemen zu kämpfen. „Den Gesangsvereinen gehen die Mitglieder aus. Daraus ergeben sich weniger Beitragsgelder, weniger Veranstaltungen und so weiter. Ein Musikverein wiederum hat hohe Ausgaben für Instrumente. Sie können aber durch ihre Konzerte Geld verdienen. Ein ganz allgemeines Problem sind die hohen Kosten, die inzwischen anfallen.
Eine ausufernde Bürokratie, die eine Flut von Vorschriften und Auflagen mit sich bringt, hindert die Vereine extrem. Mit diesen Vorschriften sind meist hohe Gebühren und Kosten verbunden.“

Er nennt ein Beispiel

„Nehmen wir nur mal ein kleines Sommerfest. Der Aufwand, ein solches konform zu den geltenden Vorschriften zu bewältigen, ist immens. Am Ende kann es durchaus sein, dass der Verein bei geringem Besuch noch drauflegen muss. Den Arbeitsaufwand der Helfer darf man gar nicht mit einberechnen. Von der EU bis hinunter zur Kommune werden einem Verein Knüppel in den Weg geworfen. Viele ehrenamtliche resignieren deswegen irgendwann einmal. Sie verstehen nicht mehr, warum alles so kompliziert vorgeschrieben wird. Dazu kommen die Kosten. Ein Beispiel: Für die drei Büttenabende jetzt am Wochenende werden allein schon mal 1.200 Euro für die Gema fällig.“ (Hinweis der Red.: Die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz Gema, ist eine weltweit agierende Autorengesellschaft für Werke der Musik.)

Die Stadt fördert Vereine – bis zu einem bestimmten Punkt

Tommy Schindler in der Förderung durchaus den guten Willen der Stadt, den Vereinen zu helfen. Er weiß aber aus Erfahrung, dass diese Förderung nicht jedem Verein hilft. „Die Vereinsfinanzierung wird erst ab einem Jahresbeitrag der Mitglieder ab 24 Euro gewährt“, merkt er an. „In unseren Bürgergemeinden liegen wir bei 18 Euro, somit können wir keine Förderung beantragen.“

Geld für Vereine gibt es jetzt noch fürs Jahr 2023

Für alle anderen gilt: Anträge für das Jahr 2024 sind ab sofort möglich. Noch nicht gestellte Anträge für das Jahr 2023 können noch nachgereicht werden und müssen bis spätestens 28. Februar eingegangen sein. Voraussetzungen für eine Förderung sind laut Pressestelle der Stadt die Eintragung der Vereine ins Vereinsregister, der Sitz und die Tätigkeit in Baden-Baden, die überwiegende Tätigkeit im öffentlichen Interesse (Musik, Kultur, Heimatpflege oder Sport), Mitgliedsbeiträge von mindestens 24 Euro oder mitgliedschaftliche Pflichten sowie eine Mitgliederzahl von mindestens 20 Personen. Hinzu kommt die Förderung der Jugendlichen, wenn die Vereinbarung zum Jugendschutz und das Zertifikat „Jugendfreundlicher Verein“ vorliegen. Eine weitere Förderung kann für Betriebskosten für Gebäude, Noten oder Instrumente, Investitionskosten, spezielle Projekte oder Übungsleiter beantragt werden.

Vereine stellen viele Ehrenamtliche

Für den Experten Tommy Schindler sind Vereine Zentren des gesellschaftlichen Lebens. „Viele Vereine haben einen gemeinnützigen Zweck. Die Menschen kommen aus den verschiedensten Anlässen zusammen. Sie machen miteinander Musik, treiben gemeinsam Sport, spielen Theater, engagieren sich in der Altenhilfe und, und, und. Zudem könnte eine Kommune ohne dieses ehrenamtliche Engagement der Vereine gar nicht mehr funktionieren. Beispiel Altenheime. Das bezahlte Personal pflegt zwar die Bewohner, aber viel Zeit für ein Schwätzchen oder einen keinen Ausflug bleibt nicht. Hier springen Ehrenamtliche ein, die begleiten, unterstützen und Events möglich machen. Ehrenamtliche kommen zum Beispiel mit ihren Hunden ins Heim und Bewohner können das Tier streicheln. Das hört sich so verschwindend unbedeutend an, weckt aber bei den alten Menschen enorme Emotionen.“
 
Eine besondere Rolle fürs Vereinsleben spielt der Löwensaal

Tommy Schindler weiß aus Erfahrung: „Der Löwensaal war lange ein Stiefkind der Stadt. Immer wieder rannten Vereine Türen ein, um endlich eine bessere technische Ausstattung zu bekommen. Viele Jahre hat es gedauert, wirklich sehr viele Jahre, bis die Bitten erhört wurden. Inzwischen wurde die Technik verbessert. Aber es sind eben diese langwierigen Prozesse, die bei Ehrenamtlichen Frust erzeugen. Man erwartet von ihnen, zur Hilfe zu eilen, wenn es irgendwo klemmt. Eine veraltete Technik zu ersetzen, dauert dagegen Jahrzehnte.

Selbst für Proben fallen Mietkosten an

Der Löwensaal ist von der Gaststätte getrennt und war, bis auf kurze Ausnahmen, für die Vereine immer verfügbar. Dafür sollte man dankbar sein. Ein negatives Beispiel für unmenschliche Bürokratie ist aber, dass gerade vor der Fasnachtszeit Gruppen einen Raum zum Proben brauchen. Bis vor etwa einem Jahr konnten solche Gruppen die Bühne im Saal kostenfrei nutzen. Man sprach sich mit dem gutmütigen Hausmeister ab und die Sache wurde unkompliziert gehandhabt. Doch dann hieß es plötzlich, dass man schon aus versicherungstechnischen Gründen dies so nicht mehr machen könne. Man müsse die Vorschriften exakt einhalten und das Ergebnis war, dass man fortan Miete verlangen müsste.

Die Bürokratie macht den Vereinen das Leben schwer

Also neue Kosten für den Verein, neue Vordrucke ausfüllen, komplizierte Buchungen durchführen. Wo soll der Verein diese zusätzlichen Kosten stemmen? Mehr Eintritt bei Veranstaltungen verlangen? Auch das ist bei vielen Interessierten Besuchern bald die Schmerzgrenze erreicht.“

Die Vorfreude auf die Büttenabende kann Tommy Schindler dennoch niemand nehmen. Und bestimmt wird auch dieses Jahr wieder die halbe Stadt von diesen besonderen Abenden schwärmen.

Foto: FBB Archiv