Ölsardinen-Atmosphäre im MLG

17Dezember
2019

Viel zu viele Schüler in zu kleinen Räumen: Das Gymnasium MLG platzt aus allen Nähten. Tommy Schindler, Stadtrat der FBB, hat sich vor Ort ein Bild gemacht. Er berichtet von seinem Rundgang.

Das Baden-Badener Markgraf-Ludwig-Gymnasium leidet unter einer bedenklichen Raum- und Ausstattungsnot. Darauf wiesen in getrennten Schreiben der Schulleiter, Oberstudienrat Marco Kuhn und die Elternvertreter Thomas Schütt und Gema Crespo hin.

Die Schülerzahl steigt weiter

Am vergangenen Mittwoch konnte ich mir in Begleitung der genannten Personen selbst ein Bild von der Situation machen. Derzeit gehen etwa 640 Schüler ins MLG, Tendenz steigend. In zwei Jahren wird sich die Schülerzahl auf etwa 790 steigen. Das Gymnasium steht vor einem Kollaps, denn schon jetzt werden Schüler in dem teilweise unter Denkmalschutz stehenden Gebäude in viel zu kleine Klassenzimmer gepfercht. Man umschreibt das in der Schule ironisch auch mit „Ölsardinen-Atmosphäre“.

Viel Planungsaufwand, um alle unterzukriegen

Was sich scherzhaft anhört, ist in der Realität bitterer Ernst. So haben zum Beispiel die Kursstufen kein eigenes Klassenzimmer. Sie müssen täglich im Haus wandern und die verschiedensten Räume benutzen, allerdings nicht einmal in fester Reihenfolge. Die Schulleitung muss fast täglich einen neuen Plan erstellen, welche Wanderung die Kursstufen im Haus machen müssen.

Die Schule muss Schüler abweisen

Die Klassen sind groß – entsprechend haben es die Lehrer schwer, den Stoff gut zu vermitteln. Dies schlägt sich auch auf die Personalsituation nieder, denn Lehrer meiden solche Schulen. Prekär ist auch, dass Anfänger teilweise abgewiesen werden müssen, weil die Klassen schon viel zu voll sind.

Die Ausstattung: mangelhaft

Da das MLG ein Gymnasium mit Schwerpunkt Naturwissenschaften ist, sollte eigentlich eine entsprechende Ausrüstung in den Klassenzimmern des Anbaus vorhanden sein, aber auch hier arbeitet man auf dem Stand der 1980-er Jahre.

Es steht zum Beispiel nur ein einziger Chemieraum für die ganze Schule zur Verfügung.

Beliebter G9-Zug

Grund für den Andrang ans MLG ist mit die Tatsache, dass es sowohl G8 als auch G9 gibt. Viele Eltern wollen inzwischen ihren Kindern etwas mehr Kindheit und Jugend gönnen und bevorzugen G9. So bleibt ein bisschen mehr Zeit für Sport in Vereinen, Musikunterricht und so weiter.

Die Aula: kaum noch nutzbar

Bei der Frage nach einer Aula hat Direktor Kuhn nur traurig abgewunken. Selbige ist durch viele Auflagen und andere Einschränkungen kaum noch nutzbar. So wurden früher dort noch Abiprüfungen geschrieben oder Schulversammlungen einberufen, aber so etwas ist dort schon lange nicht mehr möglich.

Zeit zu handeln!

Hier alles zu berichten, würde den Rahmen sprengen. Eines steht jedenfalls fest: Die Situation am MLG nähert sich dem Unerträglichen. Schulleitung und Kollegium haben es bisher in bewundernswerter Weise geschafft, in vielen Bereichen zu improvisieren und immer wieder neue Ideen gehabt. Aber aller Kreativität sind Grenzen gesetzt, diese Grenze ist jedoch schon überschritten. Es muss umgehend gehandelt werden.

Fotos: FBB-Archiv