Nach dem Tod von Franz Beckenbauer: FBB-Stadtrat Heinrich Liesen verabschiedet sich von einem Freund

11Januar
2024

Am Montag verstarb der „Kaiser“. Er hat den Fußball geprägt wie kein anderer. Prof. Dr. Heinrich Liesen, Stadtrat der FBB, war viele Jahre sein Gefährte auf dem Weg zu Fußball-Weltmeisterschaften. Hier widmet er dem Ausnahmesportler und Freund einen Abschiedsgruß.

Als am Montag die Todesnachricht kam, stand die Fußball-Welt einen langen Moment ganz still: Franz Beckenbauer war gestorben, von langer Krankheit gezeichnet, aber trotzdem ein Schock für alle, die ihm nahestanden, ihn verehrten, in ihm das letzte Idol einer großen Fußballgeneration sahen, neben Pélé oder Maradona. Prof. Dr. Heinrich Liesen, Stadtrat der FBB, war viele Jahre sein Gefährte auf dem Weg zur Weltmeisterschaft. Zwei Fußball-Weltmeisterschaften, Mexiko 1986 und Italien 1990, hat der Internist und Sportmediziner den „Kaiser“ begleitet: als Leistungsphysiologe für die Trainingssteuerung und als Arzt für die Gesunderhaltung und Regeneration der Spieler. Eine Zusammenarbeit, von Freundschaft geprägt, vom Weltmeistertitel gekrönt.

Wiedersehen 2020 in der Toskana

Den FBB News schildert Heinrich Liesen das letzte Zusammentreffen mit diesem großartigen Menschen und Fußballer. „2020 haben wir uns zum letzten Mal gesehen, zum 30. Jahrestag der gewonnenen Weltmeisterschaft ITALIA 1990. Die ganze alte WM-Truppe traf sich und schwelgte in Erinnerungen. Auch Franz war für den Gala-Abend nach Italien eingeflogen worden. Und lief am Abend zu alter Form auf, hielt eine charmante, witzige Laudatio, bedankte sich noch einmal bei seinen Mitstreitern von damals, hielt Hof, zugewandt, interessiert – und, zeigte er Defizite, so überspielte er diese mit einem Lächeln. Die Erinnerungen an alte Zeiten taten ihm sichtlich gut.“

Ein Sommermärchen wurde wahr

Obwohl sich Franz Beckenbauer aus gesundheitlichen Gründen in den letzten Jahren zurückzog – seine aktiven Zeiten im Fußball bleiben auch für Heinrich Liesen unvergessen: Spieler, Trainer, Präsident des FC Bayern; später dann Präsident des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft (das Sommermärchen 2006 wird uns unvergesslich bleiben), Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern, DFB-Vizepräsident, Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees. Die Lister seiner Ämter, Aufgaben und Auszeichnungen ist lang…am Ende überschattet von einer Finanz-Affäre.

Keiner hat den deutschen Fußball so geprägt

„Franz wird ein Vorbild, eine Orientierung im deutschen Fußball bleiben“, bringt es Heinrich Liesen auf den Punkt. „Sein akribischer Fleiß, seine Suche und die Akzeptanz von Kompetenz waren einmalig. Er war immer für andere da. Wir waren ein tolles Team, da hatte jeder 100-prozentiges Vertrauen zu dem anderen.“ Und für Liesen steht fest. „Es gibt keinen wie ihn. Auch Jürgen Klopp kann diesen persönlichen Zauber, dieses Charisma nicht bieten.“

Ein letzter Abschiedsgruß an den Kaiser

„Lieber Franz, als du als Teamchef die Nationalmannschaft formtest, durfte ich dich begleiten. Wir haben zusammen zwei Weltmeisterschaften bestritten, in Mexiko und in Italien. Später sagtest du einmal zu mir: „Heinz, 1986 in Mexiko haben wir beide unsere Meisterprüfung gemacht.“ Das war eine unvergessliche, gemeinsam prägende Zeit.

Du hattest als Trainer und Teamchef eine natürliche Autorität, die kein anderer bieten konnte und du suchtest und nutztest die Kompetenz anderer, um deine Spieler und damit die Mannschaft weiterzuentwickeln, sie zu formen und zum WM-Titel zu führen.

Dein Vorbild, deine Menschlichkeit aber auch deine wunderbaren, immer zutreffenden Sprüche haben alle, die dich begleitet haben, geprägt, geformt. Deine Persönlichkeit strahlt auf uns alle aus, auch wenn du nicht mehr bei uns bist. Ich danke dir für alles, besonders für deine Freundschaft.“

Foto: Tommy Schindler