Die Gemeindeschwester plus: Ein Segen für Senioren

18Januar
2024

In Rheinland-Pfalz bekommen viele alte Menschen regelmäßig Besuch von einer sogenannten Gemeindeschwester plus. Das tut den Betroffenen gut. Denn die regelmäßigen Besuche mindern ein schleichendes Gift: Einsamkeit!

Es ist ein Geschenk, wenn alte Menschen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden bleiben können. Einschränkungen erleben aber die meisten, nicht nur körperlicher Art. Viele Senioren leiden darunter, dass ihr Alltag eintönig geworden ist und die Freunde weniger werden. Wenn dann auch noch die Familie fern ist oder schlichtweg nicht mehr vorhanden, dann zieht sie oft ein, die ungeliebte Einsamkeit. Viele Ältere gehen dann kaum mehr aus dem Haus. Sie isolieren sich.

Schwätzen und lachen – aber auch Sorgen teilen

In Rheinland-Pfalz hat sich nun ein Modellversuch zum Erfolgsmodell gemausert: das der Gemeindeschwestern plus. Diese besuchen regelmäßig, etwa einmal die Woche, ältere Menschen zu Hause. Es wird geschwätzt und gelacht, zugehört und Anteil genommen. Die Gemeindeschwestern plus tun viel dafür, dass alte Menschen möglichst lange zu Hause bleiben können, auch wenn sie keine Pflegeleistungen oder medizinische Versorgung anbieten. Dafür sind sie auf andere Weise aktiv. Sie hören zu, sind Ansprechpartnerinnen, teilen Sorgen und Nöte mit ihren betagten Schützlingen und tragen zur Aufmunterung bei. Manchmal gelingt es ihnen auch, die alten Herrschaften zusammenzubringen und somit neue Bekanntschaften anzubahnen, etwa zum Kartenspielen.

Oft bringt die Schwester die Menschen zusammen

faz.net berichtete gerade über eine Schwester, der es gelang, eine Spielerunde zu etablieren. Durch ihre Besuche erfuhr sie von drei alleinstehenden Herren, dass sie gern Karten spielen. Sie brachte sie zusammen und legte damit den Grundstein für Treffen, die nun regelmäßig stattfinden, ohne ihr Zutun.

Raus aus der Isolation

Auch gemeinsame Spaziergänge und Kaffeetrinken stehen für die Seniorinnen und Senioren auf dem Programm. Der Nutzen der Arbeit der Gemeindeschwester plus liegt auf der Hand: Die Senioren treten heraus aus der Isolation und werden wieder wahrgenommen. Das lässt die Einsamkeit schwinden.

Flächendeckend im Einsatz

Das Sozialministerium in Rheinland-Pfalz startete 2015 bis 2018 das Modellprojekt mit den Gemeindeschwestern plus – 2023 wurde daraus ein Landesprogramm. Mittlerweile tun die Gemeindeschwestern plus in insgesamt 30 Landkreisen, Gemeinden und Städten ihren Dienst: etwa in Worms und Mainz, aber auch in kleinen Gemeinden wie Alzey oder an der Südlichen Weinstraße.

Kostenlose Beratung

Das Angebot Gemeindeschwester plus richtet sich an hochbetagte Menschen, die noch keine Pflege brauchen, sondern Unterstützung und Beratung in ihrem aktuellen Lebensabschnitt. Die Fachkraft Gemeindeschwesterplus besucht die Menschen nach deren vorheriger Zustimmung zu Hause und berät sie kostenlos und individuell.

Das Angebot ist vielfältig

Es umfasst sowohl präventiv ausgerichtete Beratung, beispielsweise zur sozialen Situation, gesundheitlichen und hauswirtschaftlichen Versorgung, Wohnsituation, Mobilität oder Hobbys und Kontakte, als auch die Vermittlung von wohnortnahen und gut erreichbaren Teilhabeangeboten wie beispielsweise geselligen Seniorentreffen, Bewegungsangeboten, Veranstaltungen oder interessanten Kursen.

Die Selbstständigkeit der alten Menschen fördern

Eine weitere Aufgabe der Fachkraft Gemeindeschwesterplus ist es, entsprechende Angebote in den jeweiligen Regionen anzuregen bzw. zu initiieren und damit die Entwicklung gesundheits- und selbstständigkeitsfördernder Infrastrukturen in den Kommunen mit voranzutreiben.

Die Kosten sind überschaubar

Alexander Schweitzer, Sozialminister in Rheinland-Pfalz, freut sich über dieses Vorzeigeprogramm. Es hat Erfolg, holt es die alten Menschen doch ein Stück weit aus der Isolation. „Die Einsamkeit ist eine der größten Herausforderungen unseres Sozialstaates“, sagte er gegenüber faz.net. Die Kosten der Gemeindeschwestern plus seien überschaubar. Schweitzer beziffert sie mit dreieinhalb Millionen Euro jährlich.

Digitalbotschafter für alte Menschen 

Noch eine andere innovative Idee hat sein Ministerium ausgeheckt: Es gibt auch ein Programm, die alten Menschen das Internet und die Nutzung von Smartphone & Co. näherbringen soll. Hunderte ehrenamtliche Digitalbotschafter sind dafür im Einsatz.

Foto: Alexa Sänger/Helga Schindler