„Mit Jugendlichen Musicals aufführen – dafür lohnt sich jede Mühe“

29Oktober
2018

Junge Menschen für Gesang, Schauspiel, Tanz begeistern: Dafür lebt Mechthild Jacobs. Sie leitet, gemeinsam mit Dominikus Krempel, im fünften Jahr die Musical-AG der Klosterschule vom Heiligen Grab. Dort ist sie als Musiklehrerin tätig. Das Engagement für diese AG, deren Arbeit sogar schon prämiert wurde, verlangt ihr viel Freizeit ab. Doch damit ermöglicht sie ihren Eleven, Teil eines ganz besonderen großen Ganzen zu sein.

„Kurz vor den Aufführungen ist unser Sohn selten zuhause“, so beschreibt eine Mutter die intensiven Arbeiten der Musical-AG. „Aber er hat dann diese Freude im Gesicht stehen – das macht alles wett.“ Und tatsächlich probt Mechthild Jacobs regelmäßig ganze Wochenenden mit ihren Darstellern. Gelangweilte junge Menschen, die kein Bock auf nichts haben oder Lehrer, die Dienst nach Vorschrift machen, sucht man hier vergebens. Mechthild Jacobs ist ein Beispiel dafür, was jeder Einzelne bewegen kann, um unsere Stadt mit Leben zu füllen. Sie ermöglicht es ihren Schützlingen, über sich hinauszuwachsen.

Kleine und Große – alle dürfen mitspielen

Abiturienten sind dabei, Jugendliche aus der Mittelstufe und sogar ein paar ehemalige Schülerinnen und Schüler. Sie alle hängen an ihrer AG und sind stolz, was sie gemeinsam auf die Bühne bringen. Im Sommer führten sie das Musical „Disco Inferno“ auf. Die drei Vorstellungen waren fast bis auf den letzten Stuhl besetzt – und die Eltern wippten bei Songs wie „Hard Stuff“ von Donna Summer begeistert im Takt. Seit ein paar Wochen heißt es nun schon wieder: auf zur Probe, um die Aufführungen für 2019 vorzubereiten.

Eine eingeschworene Gemeinschaft

„Wenn Jugendliche bereit sind, sich selbst zu öffnen und ihr Potenzial einfließen zu lassen, dann landen wir plötzlich in einer Kategorie, die man Schule niemals zutrauen würde“, schwärmt Mechthild Jacobs. „Die gesamte Bühne aufbauen in einer halben Stunde – da steht keiner rum. Gegenseitig Texte abhören, Bühnenboden verkleben, Scheinwerfer aufbauen, Kabel aufwickeln, Kostüme wieder auf Bügel hängen – Musical besteht aus so vielen Puzzle-Teilchen, und alle wissen genau: Wenn ein Teilchen fehlt, geht das Ganze nicht auf. Zu sehen, wie das verinnerlicht wird, ist ein Geschenk.“

Nähen, bauen, üben: ein dreiviertel Jahr Arbeit für drei Aufführungen

Doch bis ein Stück zur Aufführung kommt, muss die Lehrerin eine Menge tun. Unterstützung bekommt sie dabei auch von ihrem Ehemann, dem Theaterschauspieler Oliver Jacobs, sowie von ihren beiden Kindern, Leonie und Joshua: Da werden Requisiten besorgt, Kostüme ausgeliehen, Kleider genäht. Und das Bühnenbild muss gestaltet werden. Es braucht eine Choreografie eine begabte Band – die der Musikkollege Dominikus Krempel leitet – ein Team für Beleuchtung und Technik sowie viele fleißige Helferinnen und Helfer hinter der Bühne, die schminken, bei den Aufführungen beim Anziehen helfen, Requisiten herbeischaffen und, und, und.

Berufen für die Musik

Mechthild Jacobs wohnt mit ihrer Familie in Ebersteinburg. Die gebürtige Kölnerin studierte neben dem Lehramt Violine und Chor-Dirigieren in Hamburg und schloss in Berlin noch ein Kapellmeister-Studium an. Die Zeit, die sie in die Musicals steckt, lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. Man kann sagen: Sie nimmt einen großen Teil Freizeit ein, zum Wohle ihrer Schülerinnen und Schüler. „Die meisten Zuschauer sind schon sehr erstaunt, was da an Bühnenkunst herauskommt. Manche Eltern hatten vielleicht zu Beginn Bedenken: So viel Zeitaufwand für eine Schul-AG? Aber nachher sind sie zum Teil regelrecht überwältigt von der Performance, die Sohn oder Tochter da hinlegen, und von deren Begeisterung bei der Sache. Die AG hat ja neben dem ansehbaren Ergebnis auch noch einen ganz anderen schönen Effekt: Wenn man sich so aufeinander verlassen muss, dann wird das eine eingeschworene Gemeinschaft.“

Zwei Musicals im kommenden Jahr

Für 2019 stehen gleich zwei Produktionen an: „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner, als Musical vom Erfolgsteam Wolfgang Adenberg und Marc Schubring umgesetzt. Dies wird vom 22. bis 24. März 2019 in der Klosterschule aufgeführt. Parallel bereitet Mechthild Jacobs mit ihren Eleven außerdem „Annie“ vor: ein Musical von Charles Strouse, in der Übersetzung von Holger Hauer und Jürgen Hartmann. Bekannt ist die Neuverfilmung der Walt Disney Company, die 2015 in die Kinos kam. Es ist die Geschichte eines New Yorker Waisenkindes, das die Welt eines unnahbaren Milliardärs auf den Kopf stellte. „Unsere Premiere wird voraussichtlich in den Advent 2019 fallen, schließlich spielt das Musical in der Weihnachtszeit. Und ein großer, braver wuscheliger Hund spielt auch mit, der fehlt uns allerdings noch“, lacht Mechthild Jacobs. Und denkt über ein Hunde-Casting nach.

Foto: FBB