„Ich muss sagen, dass ich angesichts der Lärmbelästigung richtig verzweifelt war“

20September
2022

Prof. Senja Post ist vor einem Jahr nach Baden-Baden gezogen – und litt anfangs unter heftigem Party-Lärm, der abends und nachts von der Rooftop-Bar des Hotels „Roomers“ zu ihr schallte. Durch viele Gespräche und die Hilfe des Gewerbeaufsichtsamts konnte sie nun erwirken, dass es nachts nun wieder ruhig ist in ihrem Zuhause.

Frau Prof. Post, Sie beklagten eine starke Lärmbelästigung durch das Hotel „Roomers“, die über viele Monate anhielt – wir berichteten. Wie ist der Stand der Dinge heute?

Senja Post: „Es hat sich ziemlich zum Guten gewendet. Ich hatte einen herrlichen Sommer auf meiner kleinen Terrasse, ganz weitgehend ohne Lärmbelästigung.“

Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen?

Senja Post: „Ich habe mit meinen Nachbarn gesprochen, um mich zu vergewissern, dass die Lärmbelästigungen nicht nur mein subjektiver Eindruck waren. Nachdem ich mitbekommen habe, dass einige Nachbarn die Lage ähnlich wahrnahmen und ähnlich litten, habe ich mich erneut an das Gewerbeaufsichtsamt gewandt, das auch im letzten Sommer schon auf eine zeitweilige Dämpfung der Lautstärke hatte hinwirken können. Auch die Abteilung Arbeitssicherheit und Umwelt wurde diesmal informiert. Die Leiterin des Gewerbeaufsichtsamts hat schließlich ein Treffen zwischen mir und dem damaligen Hoteldirektor organisiert und moderiert. Das ist aus meiner Sicht sehr konstruktiv abgelaufen. Meine Nachbarn und ich hatten ja zuvor schon hin und wieder das Hotel angerufen und in der Vergangenheit zum Teil unschöne Kontakte mit Mitarbeitern gehabt. Deshalb hatten wir in direkten Gesprächen kaum noch einen Sinn gesehen. Doch das vom Gewerbeaufsichtsamt vermittelte Gespräch lief ganz anders – sowohl die Leiterin des Gewerbeaufsichtsamts als auch die Hotelleitung haben das Problem sehr ernst genommen und waren an einer guten Nachbarschaft interessiert.“

Wer hat Sie unterstützt?

Senja Post: „Das Gewerberaufsichtsamt hat sich der Sache intensiv angenommen, wofür ich sehr dankbar bin. Die Leiterin hat sich bei mir regelmäßig nach dem Stand der Dinge erkundigt. Auch der ehemalige sowie vor allem der neue Hoteldirektor, Herr Heid, waren sehr konstruktiv. Wir haben uns in dem oben genannten Gespräch auf einen Lautstärkepegel geeinigt. Anfangs kam es hin und wieder zu Ausnahmefällen, in denen der abgesprochene Lautstärkepegel doch wieder überschritten wurde. Es musste sich erst mal einspielen. Herr Heid und ich hatten die Abmachung, dass ich mich in solchen Fällen direkt bei ihm melde. Das habe ich auch getan. Herr Heid hat dann wirklich jedes Mal sehr freundlich reagiert und umgehend den Lärm abgedreht. In den letzten Wochen gab es auch keine Ausnahmen mehr. Ich rechne das Herrn Heid hoch an und muss sagen, dass das Roomers für mich durch sein Verhalten deutlich an Seriosität gewonnen hat. Mittlerweile kann ich mir sogar einen Besuch auf der Rooftop-Bar vorstellen. Der Blick von dort muss fantastisch sein. Vielleicht bekommen wir ja noch ein paar Sonnentage im Frühherbst, dann werde ich mir das ansehen.“

Wer hat sich seitens der Stadt für Sie eingesetzt?

Senja Post: „Federführend hat sich das Gewerbeaufsichtsamt eingesetzt. Auch die Abteilung Arbeitssicherheit und Umwelt war sehr freundlich. Behördenmitarbeiter müssen natürlich immer sehr nüchtern sein. Ich meinte trotzdem bei allen Kontakten mit verschiedenen Mitarbeitern immer Verständnis zwischen den Zeilen wahrgenommen zu haben. Das hat moralisch sehr geholfen.“

Was haben Sie als Neu-Bürgerin der Stadt aus dieser anfänglich misslichen Situation gelernt?

Senja Post: „Ich muss ehrlich sagen, dass ich vor einem Jahr kurz nach meinem Einzug angesichts der Lärmbelästigungen richtig verzweifelt war. So wie die Lage vor einem Jahr war, musste ich befürchten, dass ich die Sommerabende mit geschlossenen Fenstern verbringen würde. Ich war wirklich entmutigt. Doch dann habe ich angefangen, mich über die Zuständigkeiten bei der Stadt zu informieren, habe dort die Lage geschildert, nach Rechtslagen recherchiert. Ich habe auch immer wieder mit Nachbarn und Bürgern gesprochen, wenn sich das ergab. So kam dann eins zum anderen. Es gibt doch den Spruch: ,Sprechenden Menschen kann geholfen werden.‘ Vielleicht ist das so ein typischer Fall davon gewesen. Jetzt scheint jedenfalls der Weg frei, die Baden-Badener mit angenehmeren Gesprächsthemen kennenzulernen.“

Foto: FBB-Archiv